Im Herzen des Amazonas – unterwegs im Anavilhanas-Nationalpark
Wir grüßen euch zurück aus dem Herzen des Amazonas aus Novo Airao. Dieser Ort liegt 225 km nördlich von Manaus. Hier buchen wir eine Tour durch den Anavilhanas Nationalpark. Schon bald gleiten wir mit dem Boot über das dunkle Wasser des Rio Negro, umgeben von einer unendlichen Weite aus Grün. Der Anavilhanas-Nationalpark entfaltet sich vor uns wie ein Labyrinth aus mehr als 400 Inseln – eines der größten Flussarchipele der Welt. Überall spiegeln sich Himmel und Wald im schwarzen Wasser, bisher haben wir einen solchen schwarzen Fluss noch nicht gesehen.
Zwischen den Inseln entdecken wir unzählige Vögel, Reiher, bunte Aras und Schlangenhalsvögel.
Mit etwas Glück huscht auch ein rosa Delfin durch die Wellen – der legendäre Boto, Symbol des Amazonas. In den überfluteten Wäldern, den „Igapós“, gleiten wir lautlos durch die schmalen Kanäle. Wir können sogar auf einer Insel an Land gehen und eine Runde durch den Wald wandern. Das Sonnenlicht fällt gefiltert durch das dichte Blätterdach, und die Luft riecht nach feuchtem Holz und Leben.
Wir staunen und erschrecken zugleich, dass auch hier in einem Schutzgebiet der Holz Raub stattfindet. Abgesägte riesige Baumstümpfe zeugen davon.
In kleinen Gemeinschaften entlang des Flusses erzählen uns die Bewohner von ihrem Alltag – vom Fischen, von Heilpflanzen und vom Respekt vor dem Wasser, das alles bestimmt.
Der Anavilhanas-Nationalpark ist mehr als ein Naturwunder – er ist ein stiller Beweis für die Kraft und Schönheit des Amazonas, zumindest in diesem Abschnitt, dass es unbedingt zu schützen gilt.
Wir dürfen dies erleben.













Das besondere Leben im Fluss
Hier, wo der Dschungel bis ans Wasser reicht und das Leben langsamer fließt, liegt eine ganz besondere Auffangstation für Flussdelfine, die „Botos Vermelhos“, die rosa Delfine des Amazonas.
Leise gleiten sie durch das dunkle Wasser, neugierig, verspielt, fast magisch. Einige von ihnen wurden verletzt oder verwaist aufgefunden und hierhergebracht, um gepflegt, gefüttert und behutsam wieder an die Freiheit gewöhnt zu werden. Doch im Moment sind 5 Delfine in der Station, die nicht mehr selbständig in Freiheit leben können, denn ihre Schnauze und Melone (Stirn) ist irreparabel verletzt. Die Station kümmert sich um ihr Wohl, beobachtet ihr Verhalten und schützt sie vor den Gefahren des Bootverkehrs und der Verschmutzung des Flusses.
Wir dürfen am Rand sitzen und schon erleben wir die besondere Begegnung mit den Flussdelfinen von Novo Airao.
Plötzlich stupst uns etwas an den Füßen die im Waser baumeln, hungrige Flussdelfine tauchen auf um Futter zu erhaschen. Die Betreuerin hat frischen Fisch, sanfte Worte und viel Geduld. Für diese Leibspeise springen sie sogar bis zum Bauch aus der Wasseroberfläche um den Happen zu erhaschen Sie bekommen nur 30% Futter eines Tages, den Rest müssen sie selbst erbeuten. Wenn ein Delfin auftaucht, glitzert keine Haut im Sonnenlicht – diese Delfine sind durch den hohen Säuregehalt des Rio Negro mehr grau geworden und haben keine Möglichkeit im Amazonas zu schwimmen.
Doch die Station ist mehr als ein Ort der Pflege: Sie ist ein Zeichen des Respekts vor der Natur. Hier wird uns bestätigt, wie empfindlich das Gleichgewicht des Amazonas ist – und wie eng das Schicksal der Tiere mit dem der Menschen verbunden bleibt.



Manaus – Eine Großstadt im Herzen des Amazonas
Wir stehen mitten in Manaus, der tropischen Metropole am Amazonas. Die Hitze flimmert über den Straßen, und überall mischt sich der Duft von Regenwald, Fluss und Straßen Leben. Zwischen den modernen Hochhäusern blitzen noch immer die alten kolonialen Fassaden hervor – stumme Zeugen aus der Zeit des Kautschukbooms, als Manaus Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten Städten der Welt gehörte. Und immer wieder wandert unser Blick in den Himmel. Es brauen sich schwarze Wolken zusammen und schon erklingt das Donnergrollen. Kaum haben wir den gedeckten Marktplatz erreicht, rauschen die Sturzbäche herunter. Als nach 11/2 Stunden immer noch kein Ende in Sicht ist entscheiden wir uns mit dem Uber zurückzufahren.





Am nächsten Tag bleibt unser Blick am prachtvollen Teatro Amazonas hängen, der Geburtstagsausflug für Andy, diesem rosafarbenen Juwel im Herzen der Stadt. Das Opernhaus mit seiner vergoldeten Kuppel die französischen Glasanteilen mit rot und blau verziert hat als freundschaftliche Geste zu Frankreich und der Brasilianischen Flagge mit Fliesen in der Kuppel integriert. Wir schreiten aufglänzendem Marmorboden, das im Inneren fast surreal inmitten des tropischen Dschungels wirkt. Hier traten einst europäische Künstler auf, während draußen der Urwald rauschte. Wir erleben eine Probe und können uns das damalige Leben hier recht gut vorstellen. Es ist schon beeindruckend, dass im Kautschukboom so viel Reichtum vorhanden war, dass Materialen wie Marmor, Glas, Kronleuchter, Fliesen, Säulen sogar Eisenkonstruktionen aus Europa angeliefert wurde. Der Bau wurde 1884 begonnen und nach 12 Jahren beendet. Es sollte mit europäischen Opernhäuser konkurrieren. Die Musikproben gingen unter die Haut und wir fühlen uns auf dem Balkon trotz Stromausfall sehr wohl. Vor dem Theater finden wir ein Restaurant für ein köstliches Geburtstagsessen mit Fischlasagne und Fischcurry. Wieder ein unvergesslicher Platz der sich neben New York, San Francisco und die Karibikinsel Caye Caulker als besonderer Geburtstagsort für Andy einreiht.





Kein besonderer Anblick ist allerdings das Flussufer, denn hier zeigt sich eine andere Seite der Stadt. Am Ufer des Rio Negro treiben Plastikflaschen, Styropor und Müll – einen traurigen Kontrast zur Schönheit der Natur. Der mächtige Strom, der hier den Dschungel nährt, trägt nun auch die Spuren der modernen Zivilisation davon. Für uns schmerzhaft anzusehen mit der Gewissheit, es landet irgendwann im Atlantik.
Trotzdem spüren wir in Manaus diesen besonderen Rhythmus: das Leben pulsiert überall. Auf den Märkten und Straßen stapeln sich tropische Früchte, bunte Boote schaukeln an den Docks, und zwischen den alten Kolonialgebäuden erzählen Händler Geschichten von Regenzeit, Fischen und Abenteuern auf dem Amazonas.
Manaus ist widersprüchlich, lebendig und faszinierend – eine Stadt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Glanz und Verfall, zwischen Dschungel und Weltstadt. Und genau das macht sie so einzigartig. Und wir mittendrin mit ebenso diesen widersprüchlichen Gefühlen.
Am Hafen finden wir eine Ticketverkäuferin und ergattern den letzten Platz für eine Fähre nach Santarem, nur 2 Tage später.



Mit der Fähre auf dem Amazonas nach Santarém
Wir sind auf der Fähre, schon das rückwärts hinaufjonglieren ist abenteuerlich und eine beeindruckende Leistung von Andy, ich bin voller Respekt. Dazu gleich drei Einweiser, die nur selten in dieselbe Richtung zeigen. Doch letztendlich hat es geklappt, wir stehen und müssen nur noch darauf achten, dass sie uns mit parkenden Fahrzeugen nicht einsperren. Um 12:00 Uhr geht es dann los.




Langsam gleitet unser Schiff durch das schwarze Wasser des Rio Negro. Dann kommt für uns ein zweites Mal und noch spektakulärer das Zusammenführen der zwei Flüsse und wir erleben es mit bestem Licht und kontrastreich. Das schwarze Wasser des Rio Negro gleitet erst getrennt wie eine Linie mit dem braunen Wasser des mächtigen Amazonas nebeneinander her, bis es sich dann in Wellenlinien vermischt. Dieses Mal wirkt es wie ein Ölleck direkt unter uns.
Die Sonne steht tief, taucht den Fluss in goldenes Licht, und vom Deck aus beobachten wir, wie grüne Wände aus Urwald am Horizont vorbeiziehen. Wir sind unterwegs nach Santarém – eine Reise, die weniger Ziel als Erlebnis ist.




Zwischen Hängematten, Fracht und Familien, die ganze Lebensgeschichten in Plastiktaschen dabeihaben, schaukeln wir durch die tropische Hitze. Der Wind bringt Erleichterung, der Motor brummt gleichmäßig, und das Schiff wird zu einer kleinen schwimmenden Welt. Kinder spielen zwischen dem bunten Gepäck, jemand verkauft Kaffee in winzigen Bechern, und von irgendwoher erklingt Musik.

Nachts funkeln die Sterne über uns, während das Wasser geheimnisvoll glitzert. Der Amazonas wirkt endlos – ein Fluss, der gleichzeitig Straße, Lebensader und Abenteuer ist.
Mitten in der Nacht kommen wir in Santarem an und parken nur noch am Hafen um noch Schlaf nachzuholen.
Diese Fahrt ist mehr als eine Reise- sie ist ein Stück Leben auf dem wasserreichsten Fluss der Erde.



Am Tapajós – wo der Amazonas karibisch wird
Wir stehen am Ufer des Tapajós, in Ilha de Maguari und kaum zu glauben: Das Wasser glitzert türkisblau bis grün wie in der Karibik. Feiner, weißer Sand rieselt durch unsere Zehen, Palmen neigen sich leicht im Wind, und die Wellen plätschern leise ans Ufer. Schattige Plätze finden wir unter Palmendachpavillons.
Wir sind mitten im Amazonasgebiet – und doch fühlt sich alles nach Strandurlaub an.




Weiter mit karibischem Feeling
Mit unserer Emma fahren wir weiter in den Tapajós-Nationalpark, ein verborgenes Paradies zwischen Dschungel und Fluss. Am Restaurant Casa do Elton in der Community Maguari dürfen wir im Nationalpark für einige Tage campieren.



Wir sind gespannt auf diesen Wald, möchten hineinschnuppern und buchen eine 15km Tour zu den größten Bäumen in dieser Gegend. Die Luft riecht nach feuchtem Holz und Blüten, allerlei Vögel rufen in der Ferne und wir entdecken so manches kleine, interessante Insekt, darunter eine goldene Vogelspinne mit gelbgezeichneten Beinen und einen Bienenstock winziger gelber Majabienen die nicht stechen. Auf den schmalen Pfaden begegnen wir uralte Kopakbäume, manche so mächtig, dass mehrere Menschen sie nicht umarmen können. In der Ferne hören wir das Grollen des Donners und 5 km vor unserem Ziel bricht es los. Gerade noch rechtzeitig können wir unsere Kameras im Rucksack verstauen, Regenjacken hervorzerren und schon bricht der Himmel über uns auf. Gewaltige Wassermassen überschütten uns und innerhalb kürzester Zeit sind wir bis auf die Unterhosen nass. Die kleinen Wanderpfade verwandeln sich in strömende Bäche. Kurz vor dem Ziel hört der Wolkenbruch auf und ein paar flinke und kleine Totenkopfäffchen springen wie Artisten über unsere Köpfe hinweg.
Die erste Affensichtung seit Panama. Juhu, doch da die Kameras regensicher verstaut sind, müsst ihr sie euch denken.







Im klaren Wasser spiegeln sich die grünen Ufer, und wir tauchen ein – erfrischend, sauber und grünlich glitzert es an der Wasseroberfläche. Hunderte kleine Frösche springen uns entgegen oder auf die Seite und wieder fühlen wir uns fast wie in der Karibik. Nur der Duft des Süßwasserflusses und Geschmack des Wassers beweist uns, wir sind an einem Fluss der eine Weite wie das Meer hat. Doch erst der zweite Versuch mit dem Boot überzusetzen hat geklappt. Beim ersten Mal hat uns der tropische Regen eingeholt. Doch nun stehen wir auf einem weißen Sandstrand auf der Halbinsel und das Wasser hebt sich bei Sonnenschein türkis hervor. Wir genießen den Strand die Palmhäuschen und spazieren im weißen Sand am Ufer entlang. Ein herrlicher Start in den Tag.





Ein freudiges Wiedersehen
Wir kehren zurück nach Pindobal, denn dieser paradiesische Platz hat uns gut gefallen. Wir stehen im Schatten mit Blick auf den Dschungel über uns. Die Nacht ist herrlich ruhig, nur am frühen Morgen schrecke ich auf. Ein ohrenbetäubendes Gebrüll dringt durch unsere geöffnete Dachluke. Ich habe das Gefühl der Brüllaffe kommt gleich herein, er ist direkt über uns. Schaurig schön und sehr eindrücklich.
Mittlerweile hat uns die family everywhere eingeholt, unglaublich, drei Wochen haben sie kompensiert und wir für ein Zusammentreffen deutlich die Reisegeschwindigkeit reduziert.
Nun genießen wir eine riesige Willkommensfreude in unserer Mitte.
Auch Sacha und Jeoren treffen wir zufällig wieder am selben Ort mit ihrem Sohn und seiner Freundin. Gemeinsam genießen wir unser bunt zusammengewürfeltes Essen am Abend, das Faultier über uns und das Gebrüll der Affen im Hintergrund. Sacha und Jeoren reisen nun in einer anderen Richtung weiter. Wer weiß, wo und wann wir uns wieder treffen. Die Welt ist klein.
Am nächsten Tag wandern wir zu einem kleinen Paradies, unser „Lonely Paradies“. Völlig unerwartet ohne Menschenmassen wie auf einer einsamen Insel.
Es entsteht ein Plan!


Darum buchen wir eine Tour zum Canal de Jari hauptsächlich um die Riesenseerosen „Victoria amazonica“ zu sehen. Sie kann einen Durchmesser von 1-3m erreichen und 60-100kg tragen. Die Überfahrt ist abenteuerlich, die Wellen sind hoch es windet extrem und der Fluss gleicht einem Ozean. Wir werden ordentlich nass und so manches Mal sind wir dankbar darüber nicht zu kippen. Um einem im Netz gefangenen Kormoran zu helfen geraten wir selbst in ein Fischernetz und Gil muss ordentlich zerren um die Motorschraube davon zu befreien. Wir treiben ab und sind etwas angespannt. Letztendlich hat er es geschafft und wir können am ersten Stopp anlegen.




Wir sind auf dem Affen und Faultier- Pfad und werden sogleich freudig begrüßt. Die vielen Totenkopfäffchen sind hungrig und neugierig. Sie springen auf uns herum, auch auf der Suche nach Bananen. Sie fühlen sich besonders weich an und sind sehr neugierig. So ein „Herr Nielsson“ springt überraschend auf meine Schultern und untersucht meine Sonnenbrille. Plötzlich lässt er sich vor meinem Gesicht mit seinem Schwanz am Ast hängend kopfüber herunter. Das ist ein so lustiger Moment, dass wir alle loslachen und unsere Bäuche heben. Tatsächlich leben in diesem Wald viele Faultiere, wir entdecken dank unserem Guide 6 verschiedene Faultiere.








Dann geht es auf dem schmalen Steg zurück aufs Boot. Hier eröffnen uns Ivana und Gil, dass der Wasserstand so niedrig ist, dass die Zufahrt zum Kanal der Seerosen gestern gesperrt wurde. Ein Motorboot ist festgesteckt und das war der Grund. Eigentlich buchten wir die Fahrt um die riesigen Seerosenblätter zu sehen, die wie grüne Teller auf der Wasseroberfläche liegen. Enttäuschung mischt sich mit zunehmendem Verständnis- die Natur bestimmt hier den Rhythmus, nicht wir.
Zum Abschluss ankern wir bei Sonnenuntergang auf einer Sandzunge. Der Himmel färbt sich in Orange und das Wasser spiegelt die Farbe wie flüssiges Glas und dazu Menschen, die scheinbar auf dem Wasser laufen. Wir genießen diesen Platz mit einer köstlichen Ananas in der Hand.




Und nun zu unserem Plan. Wir haben gemeinsam eine Fähre gebucht und da diese erst in 5 Tagen fährt passt das. Wir packen wieder einmal für ein Lunch am Strand die Taschen und kehren an unserem einsamen Lieblingsstrand zurück. Dort finden wir einen schattigen Platz mit Hängematten eines geschlossenen Restaurants, leihen uns Tisch und Stühle aus und genießen unser „Lonely Paradies“ mit jeder Menge Erfrischung vor der Nase. Die Bilder sprechen für sich.






Grünes Rätsel im Tapajós
Nun geht es weiter zur letzten Etappe unseres Aufenthaltes vor der Abreise nach Macapa. Gemeinsam haben wir in 4 Tagen die Fähre gebucht.
Am Ponte de Piedras sitzen wir am Ufer des Tapajós und staunen. Das sonst türkisblaue Wasser schimmert heute urplötzlich in einem intensiven Grün. Die Wellen plätschern an den Strand, als hätte jemand Farbe hineingegossen. Schon sehr abstrus, das haben wir noch nìe erlebt. Wir schöpfen etwas Wasser in ein Glas – neugierig, was dahintersteckt.
Langsam klärt sich das Rätsel: Es sind winzige Algen, die sich in der warmen Trockenzeit explosionsartig vermehren und dem Wasser diesen smaragdgrünen Ton geben. Heute ist das Wasser auch extrem warm und bietet keine richtige Abkühlung.
Der Geruch ist neutral, kein Hinweis auf Fäulnis, und nach einer Weile setzen sich kleine Partikel auf der Oberfläche des Wasserglases ab.
Dann sehen wir Fische aus dem Wasser springen und Delfine die nun in einer großen Gruppe ihr Abendessen jagen. Herrlich!
Mit der Drohne macht Eefke herrliche Aufnahmen. Für unsere kleine ist der Wind zu stark.
Wieder einmal zeigt uns der Tapajós einmal mehr, wie lebendig er ist – ständig im Wandel, geheimnisvoll und wunderschön, selbst wenn er uns nur durch seine Farbe überrascht.
Doch die Abholzung des Amazonas möchten wir auch erwähnen. Auch wenn der brasilianische Präsident Lula da Silva das Ziel ausgegeben hat, bis 2030 den Holzabbau auf 0% zu reduzieren fühlt sich seine Aussage wie eine Farce an. Für den Sojaanbau der aktuell in Brasilien speziell mit China als Exportmarkt floriert, den geplanten Autobahnen, Eisenbahnstrecken und der Agrarindustrie, sowie die häufig auftretenden dicken Rauchschwaden über dem Regenwald, die wir beobachten, wird weiter und weiter der wichtige Lebensraum für Indigene Völker und die Tierwelt zurückgedrängt. Für den Klimagipfel in Belem ist das wie ein Schlag ins Gesicht, denn tatsächlich wurde dafür eine vierspurige Autobahn durch den Amazonas gebaut, natürlich mit Waldrodung. Wir sind erschüttert. Die Indigenen spüren schon lange durch die Klimaänderung und dem stark sinkenden Wasserspiegel eine große Not. Der Fluss und der Regenwald ist ihre Lebensader. Nun kämpfen sie ums Überleben und gegen jede weitere Abholzung. Vor zwei Jahren war der Wasserspiegel so niedrig, dass auch hunderte von Delfinen an Überhitzung des Wassers gestorben sind. Wann hört es endlich auf, dass nur das Geld die Welt regiert?








Langsam rollen wir rückwärts und Emma etwas schweratmig die schmale Rampe steil hinauf – oder besser gesagt: versuchen es. Der „Einstieg“ auf unsere kleine Fähre ist wieder mal ein Abenteuer für sich. Der Zugang ist so eng, dass wir durch einen schmalen Schlauch rückwärts manövrieren müssen. Zentimeterweise, mit angehaltenem Atem. Erst als endlich ein paar Paletten von Andy zur Seite geschafft werden, passt es für unsere Emma. Einatmen, ausatmen – geschafft. Wir sind an Deck. Unsere Fähre ist klein, viel kleiner, als wir es uns vorgestellt hatten. Es werden Kistenweise Fisch, Säcke von Limonen, Trinkwasserflaschen, u.v.m. aufgeladen. Der Geruch von Fisch liegt in der Luft.
Das Wasser des Amazonas glitzert im Abendlicht, als wir Santarém langsam hinter uns lassen. Vor uns liegen 36 Stunden Fahrt – auf dem mächtigsten Fluss der Welt.
Schon in der ersten Nacht halten wir mitten auf dem Fluss. Die Motoren werden gedrosselt, Dunkelheit ringsum. Plötzlich wird es lebendig: Boote tauchen aus dem Nichts auf, im Scheinwerferlicht der Fähre werden Melonen durch die Luft geworfen – von einem Boot auf unseres. Kisten mit Limonen rutschen auf improvisierten Holzrampen an Bord. Ein logistisches Schauspiel an Deck. Wir staunen, wie emsig hier gearbeitet wird.
Am nächsten Abend begleitet uns ein Schwarm Delfine. Sie tauchen auf, elegant und verspielt, als würden sie uns begrüßen. Der Amazonas wirkt ruhig, doch wir wissen, wie gewaltig er ist – ein endloses Band aus braunem, pulsierendem Leben.
Nach eineinhalb Tagen naht Macapá mit dem Fährhafen Santana. Die Sonne brennt, das Wasser flirrt und dann folgt nochmals ein schwieriger Teil: die Ausfahrt.
Wieder einmal von einer schrägen Position auf die schmale Rampe. Nur wenige cm zum Rand. Trotz Müdigkeit, es ist 5:00 Uhr. Doch mein hervorragender Fahrer Andy schafft es natürlich.
Und plötzlich die Überraschung – sie verlangen die höchste Hafengebühr, doppelt so viel wie in Manaus! Wir bleiben ruhig, aber hartnäckig. Kein Meter weiter, bis wir den Chef am Handy haben. Minutenlanges Hin und Her, dann ein Lächeln: Wir handeln einen akzeptablen Preis aus.
Erschöpft, verschwitzt – aber glücklich – öffnen sich die Tore und wir verlassen schließlich das Hafengelände. Hinter uns liegen 36 Stunden voller Improvisation, Fischgeruch, Sternenlicht und Amazonasdelfine. Eine Fahrt, die uns zeigt, dass auf dem Amazonas nichts so läuft wie geplant – und gerade deshalb unvergesslich bleibt.









Wir verlassen Macapá nachdem wir unsere Vorräte wieder aufgefüllt haben.
Die Straße zieht sich abwechselnd mit roter Schotterpiste und grauem Asphalt durch Fragmente eines Regenwaldes. Wir spüren sofort: Diese Strecke erzählt uns die wahre Geschichte– wir können es oft nicht ertragen und sind einfach nur traurig.
Schon nach wenigen Kilometern fahren wir an den ersten Flächen vorbei, die vom Feuer gezeichnet sind. Schwarze Baumstümpfe ragen wie Mahnmale aus dem Boden, schwarze Flächen mit noch oft kokelndem Gras und dem Geruch von verbrannter Erde liegt noch immer in der Luft. Wir rollen schweigend weiter, beobachten, wie die Landschaft versucht, sich zu erholen. Hier sehen wir die Realität der Brandrodung aus nächster Nähe – ein bedrückender Anblick, der sich tief einprägt.
Kurz darauf verändert sich das Bild schlagartig. Links und rechts der Straße stehen Eukalyptusbäume, in Reih und Glied wie Soldaten. Perfekt ausgerichtet, fast unnatürlich gleichförmig. Wir wissen, dass sie schnell wachsen, extra für die Abholzung angepflanzt werden, ein endloser Kreislauf von Pflanzung und Ernte. Der Wald wirkt geordnet, aber nicht lebendig – ein Kontrast, der uns nachdenklich macht.


Der Tag vergeht in einem Mix aus Fahrt, Staunen und Beobachten. Gegen Mittag erreichen wir Porto Grande, ein kleiner, ruhiger Ort am Fluss. Das Wasser schimmert im warmen Licht der untergehenden Sonne, die Hitze des Tages weicht einer angenehmen Brise. Einheimische erfreuen sich am kühlenden Nass. Wir parken, strecken uns und lassen die Geräusche der Nacht langsam lauter werden – Grillen, Wasserplätschern, Stimmen aus der Ferne.
Wir übernachten hier, am Ufer, und während wir im Dunkeln sitzen, spüren wir wieder die Magie des Amazonas. Wie wohl die Generationen nach uns ihn erleben werden? Kann die Brandrodung gestoppt werden, werden die Gefahren der Monokulturen erkannt – die Natur wirkt unendlich, kraftvoll und doch verletzlich. Es ist die Lunge der Erde und schon sehr stark gefährdet.
Wir fragen uns: können wir Menschen noch das Ruder herüberreißen?
Am nächsten Morgen wollen wir weiter Richtung Grenze zu Französisch-Guyana. Aber jetzt genießen wir einfach diesen Moment am Fluss, mitten in der stillen Nacht von Porto Grande.



Bienvenue en France!
Spannend, nun fahren wir von Südamerika nach Europa, genauer gesagt nach Frankreich und das auf dem Landweg. Der Grenzübergang ist absolut problemlos. Wir zeigen nur unsere Pässe und den Versicherungsschein von Emma, schon sind wir durch. Wie wir es halt von Europa kennen. Wir bezahlen mit Euro und unsere Sim-Karte vom Handy funktioniert auch. Es ist kaum zu glauben. Auch die Supermärkte bieten ein Käseangebot, da fühlen wir uns fast wie kleine Könige in Frankreich. Was uns weiter erwartet, präsentieren wir euch im nächsten Blog. Es bleibt spannend: Kann uns die Werkstatt helfen? Treffen wir Papillion auf der Gefängnis-Insel? Entdecken wir mehr Tiere? Lasst euch überraschen!
Doch nun wünschen wir euch erstmal eine besinnliche, schöne Vorweihnachtszeit und bewahrt eure positiven Gedanken und euere Zuversicht. Wir freuen uns darauf, von euch zu hören.

Deinen Bericht habe ich wieder mit angehaltenem Atem gelesen – so spannend, traurig und schön. Danke, liebe Michi, dass Du uns an Euren Abenteuern teilhaben lässt! Vielen liebe Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
Vielen Dank für dein so schönes Feedback. Ich freue mich sehr darüber, dass dir der Blogeintrag gefällt. Es geht weiter mit den kleinen Ländern die wir jetzt erst bewusst wahrnehmen,
wenn auch mit ein paar Hürden. Näheres dann im nächsten Blog.
Liebe Grüße und einen schönen ersten Advent an euch zwei
Michi