Nun wurde die Emma doch nochmals bewegt und hier auf dem herzlichen familienbetriebenen Campingplatz direkt am Rand des Sees abgestellt. Auch das ist wieder eine Herausforderung, diesmal mit nach oben zum Weg neigenden Bäumen, welche wir etwas auseinanderschieben müssen. Endlich steht die Emma und wir haben einen hervorragenden Blick direkt auf den See. Enten besuchen uns täglich und auch Spatzen und Buchfinken zeigen sich zutraulich.
Dieser wunderbare Lago di Piano liegt zwischen Menaggio am Comer See und Porlezza am Luganersee. Es ist ein Naturreservat und dient verschiedenen Vögeln als wichtiges Brutgebiet. Man hat tatsächlich mehr als 130 Vogelarten dort gezählt. Wir kommen bloß auf 10-20 verschiedene Vögel, doch die Vielfalt lässt sich an diesem friedlichen Platz erahnen.
Wir wandern um den See auf dem gekennzeichneten Rundweg, der uns durch naturbelassene Uferstreifen und urwüchsigen Wald führt. Auch ein über viele Jahre verlassener Campingplatz bietet uns groteske Bilder, fast einem Geisterort „Lost Place“ ähnelnd. Die Wohnwagen sehen aus, als ob sie fluchtartig verlassen wurden. Teller und Besteck liegen noch auf den Tischen während sich Moos und Pilze darauf niederlassen. Schon unheimlich und skurril.
Warum dieser Campingplatz aufgegeben wurde, konnte uns niemand beantworten.
Auch im Wald können wir von Menschen geprägte Besiedlungen erkennen. Diesen Bauernhäusern sind mit moosbewachsenen Mauerresten und einer ehemaligen Mühle umgeben.
Die Tage gehen leider zu schnell vorbei. Auch das Wetter zeigt sich unbeständiger und eines Nachts kreist ein mächtiges, langanhaltendes Gewitter direkt über uns. Zum Glück haben wir ein festes Zuhause, so denken wir.
Bis zu jenem Moment, wo wir im Schlaf erwachen, weil die Füße nass werden. Bei genauem Betrachten müssen wir geschockt feststellen, dass die Emma durch die verschlossene Dachluke „pisst“. Wasser rinnt wie Bindfäden auf das kuschelige Bett. Mit Schüsseln und Töpfen müssen wir die Wasser -Rinnsale auffangen und der erholsame Schlaf hat ein Ende. Das Bett entwickelt sich zu einem Schachbrett mit mehreren Wasserauffangschüsseln, die immer wieder hin und her geschoben werden müssen.
Am Morgen bei Tageslicht und Sonnenschein stellen wir dann die Ursache fest:
Eine zu knappe und dadurch gerissene Dichtung!!!
Da wir etwas schräg stehen, konnte das Wasser an der Dichtung nach oben steigen und an der Lücke Einlass in unser Bett finden. Also Matratze und Bettdecke raus zum Trocknen. Zum Glück scheint die Sonne und es ist warm.
Die Tage vergehen mit Radtouren in die Umgebung wie im Flug und wir müssen wieder an die Heimreise denken. Also packen wir die Räder auf den Träger und Andy lässt die Hebebühne nach oben. Ich befinde mich in der Emma und packe dort unsere Habseligkeiten gut verschließbar in die Schränke. Plötzlich macht es einen gewaltigen Rumms und die Emma wackelt ordentlich hin und her. Was ist das? Sofort schaue ich zu Andy und erblicke einen geschockten Gesichtsausdruck. Das Seil der Seilwinde von der Hebebühne ist gerissen und wir können nur von riesigem Glück sprechen, dass seine Füße nicht darunter standen. Nun haben wir eine neue Herausforderung zu meistern, denn wie bekommt man eine 120kg schwere Hebebühne wieder nach oben, damit sie gesichert werden kann. So wie jetzt ist keine Abfahrt möglich. Der sehr sympathische Campingplatzbesitzer organisiert einen kleinen Bagger und versucht mit der Baggerschaufel die Hebebühne hochzustemmen. Doch der Winkel ist ungünstig und die Bühne verklemmt sich. Neuer Rat teuer!!!
Wir versuchen nun das gerissene Seil zu flicken. Mit Eisenklammern werden die abgerissenen Enden wieder zusammengeklammert und mit der Winde nach oben gezogen. Die Spannung steigt und exakt 1cm vor der Winde kann die Sicherung der Bühne angebracht werden. Einen Zentimeter weiter hätten es die Klammern nicht über die Rolle der Winde geschafft. Juchhu… die Bühne ist arretiert und die Räder können wieder aufgeladen werden.
Was für eine Spannung… und wieder einmal sind wir bestätigt worden, dass es gut ist die Emma schon 5 Jahre vor der großen Reise zu testen. Denn nun stellt sich die Frage, warum das Seil gerissen ist und in unsere Ersatzteilsammlung wird noch ein zusätzliches Seil für die Seilwinde aufgenommen.
Zuhause wird das Seil zu einer Prüfung geschickt jedoch kein Fehler festgestellt.
Es bleibt ein Rätsel.