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Fast hätten wir es nicht geschafft, zusammen mit Christian und Jutta unseren Sommerurlaub in Sizilien zu verbringen….

Die Planung ist vorhanden doch die Pleiten, Pech und Pannentour gewürzt mit Glück, Unterstützung und eigenem Handwerk gibt uns schon am Anfang einen Vorgeschmack auf unsere Reise.

Geplant ist die Fähre am Samstagabend zu nehmen, darum fahren wir Freitag los. Ein Anruf von Christian informiert uns über einen geplatzten Reifen und dass er die Fähre am Freitag nicht bekommt. Freitag??? Haben wir etwa falsch gebucht?? Nein, das war wohl ein Missverständnis. Doch auf der Fahrt erreicht uns eine Mail vom Fährbetrieb, dass der Motor der Fähre einen technischen Defekt hat und es noch unsicher ist, ob die Fähre am Samstag überhaupt starten kann.

Die Spannung steigt! Wir treffen uns mit Jutta und Christian in der Schweiz, die Hinterreifen wurde mittlerweile gewechselt, doch der Radkasten zeigt ein großes Loch mit Blick ins Innere ihres Wohnmobils. Wir beschließen dies auf Sizilien notdürftig zu flicken.

Doch erstmal sollten wir dorthin kommen.

Am Fährhafen stehen wir komplett alleine am Pier vor der Fähre…denn der technische Defekt ist noch vorhanden. Auch die Umbuchung für Jutta und Christian ist noch unsicher und hohe Kosten für diese Umbuchung ist angekündigt.

Kurzum, wir hatten Glück! Umbuchung möglich ohne Zusatzkosten, Fähre startet wie gebucht, alle freuen sich auf Sizilien. Darauf stoßen wir erst einmal an und stimmen uns auf der 19- stündigen Überfahrt auf die südliche italienische Insel ein.

Wir kommen in Palermo an und gewinnen sogleich einen beeindruckenden Eindruck vom Schiff aus auf den Hafen und die Altstadt im Hintergrund dieser fünftgrößten Stadt Italiens und Hauptstadt Siziliens. Jetzt geht es erst einmal darum für uns zu viert und unseren zwei Fahrzeugen, vor allem für unsere dicke EMMA einen Campingplatz zu finden um auch gut in die Innenstadt zu kommen.

Die Fahrt entwickelt sich zu einem Abenteuer, denn die Straßen werden enger und kurvenreicher und auf diesen schmalen Gassen, die aussehen wie Einbahnstraßen kommen uns Fahrzeuge entgegen. Doch die Sizilianer nehmen es gelassen, fahren auch rückwärts oder in Einfahrten um uns vorbeizulassen. Wir kommen mit ein paar Umwegen auf einem Campingplatz außerhalb Palermos in Sferacavallo an, ergattern noch die letzten zwei Plätze und buchen für den nächsten Tag eine Stadtführung über eine Studenten geführte App.

Palermo hat meine Skepsis gegenüber dieser Großstadt schnell beseitigt, denn die Parkanlagen und Straßenzüge sind mit mächtigen, haushohen Bäumen schattig grün. Auch die Gründung Palermos vor 3.000 Jahren zeigt eine Zeit mit Herrschern aus 16 verschiedenen Ländern. Der Einfluss vieler Kulturen ist an fast jeder Ecke, Fassade und auf dem Markt deutlich zu sehen. Ob Araber, Normannen, Spanier oder Österreicher, Byzantiner oder Veneter, es fasziniert die Vielfalt an Bauwerken, Parkanlagen, Plätzen und Brunnen sowie der kulinarischen Vielfalt. Eine bunte vielseitige Mischung aus dem Mittelmeerraum.

Zudem kann die Stadt mit ihren knapp 700.000 Einwohnern auch auf eine überraschende Müllentsorgungskampagne zurückblicken, die sogar die größte Einkaufspassage Corso Vittorio Emanuele zur Fußgängerzone gewandelt hat. Andy konnte sich daran erinnern, dass sich der Müll vor 35 Jahren an den Straßenecken meterhoch türmten. Davon war erfreulicherweise nichts mehr zu sehen und dies ist auch dem aktuellen Bürgermeister Orlando zu verdanken.

Auch der Mafia hat er den Kampf angesagt, jedoch der Jugendarbeitslosigkeit noch keine hoffnungsvolle Aussicht anbieten können.

Wir erleben eine von einem Studenten lebhaft und interessant beschriebene Stadtführung. Gemeinsam passieren wir den zentralen Platz der Altstadt, den Quattro Canti. Die vier Ecken sind geschmückt mit Brunnen und Statuen, die die vier Jahreszeiten, die spanischen Könige von Palermo und die Schutzheiligen der alten Stadtviertel darstellen.

Weiter geht es mitten in die Altstadt zum Brunnen der Schande, der Fontana Pretoria. Mit seinen 35 Metern Breite und mehreren weißen Becken beeindrucken uns die Statuen und Marmorfiguren des Brunnens. Dieser Brunnen eingerahmt von Wohnhäusern und tatsächlich auch noch zwischen einem Mönchs- und Nonnenkloster positioniert, provozierte schon sehr mit seinen nackten und teilweise in ziemlich provokanter Haltung dargestellten Figuren. Darum führte es im 17. Jhd.dazu, dass die Palermitaner den Brunnen als Schande und Scham bezeichneten und dieser immer wieder beschädigt wurde.  Heute ist er eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten und auch die Palermitaner haben ihn mittlerweile ins Herz geschlossen.

Wir passieren auch die Admiralskirche mit ihrer barocken Fassade und den schattigen Steintreppen. Gleich daneben steht die San Cataldo Kirche, die uns mit ihren drei knallroten Kuppeln auf dem würfelförmigen Gebäude eher an ein arabisches Bauwerk erinnern lässt. Toleranz im Bau.

Die Bauwerke Palermos sind so beeindruckend schön und kulturell verschieden in ihrer Bauart. Auch die Kathedrale Palermos mit blühenden Oleanderbüschen lassen die Geschichte der Stadt nur erahnen. Unser Student erzählt interessant vom Leben der Palermitaner, ihrer Schutzpatronin Rosalie, welche die Stadt vor der schwarzen Pest gerettet hat, von den Kathedralen, welche Verse in arabischen Schriftzügen in den Säulen gehauen haben. Auch das Opernhaus Teatro Massimo, das drittgrößte Theater Europas, wurde extra für die Schlussszene des Filmes Pate III restauriert. Er macht uns auch auf die grünen Pinienzapfen überall in der Stadt an Balkonen, Mauern, Gebäuden aufmerksam. Diese Fruchtbarkeitssymbole aus der Antike werden gerne von den christlichen Bewohnern auch als Baum des Lebens für Unsterblichkeit und Auferstehung angebracht.

Auf der Agenda steht für uns auch der älteste und bekannteste Markt von Palermo, der Ballaro. Dieser bunte, laute, wuselige, geruchsintensive Markt mit regionalem Gemüse und Obst, Gewürzen und unterschiedlichsten Streetfood- Ständen lässt unsere knurrenden Bäuche stillen. Es gibt viel zu sehen, zu probieren und zu erhandeln. Wir decken uns mit Oliven, Nüssen und Gewürzen ein und lassen uns in einem terrassenförmig angelegten Restaurant heimische Gerichte schmecken.

Gestärkt können wir uns nun auch in den Giardino Garibaldi auf der Piazza Marina begeben. Durch ein schmiedeeisernes Tor treten wir in die Parkanlage und tauchen ein in einen magischen Ort mit gigantischen Bäumen. Hier befinden sich großblättrige Feigenbäume vor allem ein 150 Jahre alter Ficus magnolioides, eine 7 Meter hohe Zimmerlinde die durch das warme Klima zu einem Baumriesen heranwuchs und einer Dimension von einem Mammutbaum mit gigantischen Luftwurzeln vor uns steht und uns recht winzig wirken lässt.  Diese herabhängenden Wurzeln verankern sich im Boden und geben dem Baum zusätzlich Halt. Drei Bäume dieser Art stehen im Park und lässt uns fühlen: Dies ist ein magischer Ort.