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Da es im Rif Gebirge schneit und die Einheimischen uns auch abraten, fahren wir nicht über das Gebirge nach FES sondern nehmen den direkten Weg.

FES ist eine der 4 Königsstädten Marokkos und die drittgrößte Stadt mit über 1,15 Millionen Einwohnern (2014) und gleichzeitig die älteste der vier Königstädte des Landes neben Marrakesch, Meknes und Rabat.

Wir entscheiden uns für diese Stadt, da sie eine unter UNESCO Weltkulturerbe gestellte orientalische Altstadt besitzt. Dabei soll es sich um die weltweit größte mittelalterliche Altstadt handeln. Die Wege durch die Medina sind wie ein Labyrinth von unzähligen Gassen mit einer überladenden Warenvielfalt im bunten Treiben.

Die Stadt ist eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren des Landes. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen zählt ein breit gefächertes Handwerk, z.B. die Verarbeitung von Leder, Textilien und Metallwaren, die Färberei und Töpferei sowie die Herstellung von Kunsthandwerk, Teppichen, Waffen, Schmuck und Parfüm. Auch mit Agrarprodukten aus dem Umland wird ein reger Handel betrieben, wie z.B. Argan-Produkte. Davon bekommen wir im Souk der Medina jede Menge zu sehen. Der Souk ist in verschiedenen Bereichen eingeteilt. Wegen der enormen Enge gibt es keine Autos in der Innenstadt. Einige Gassen und Passagen sind nur 50 cm breit.

Das tiefe Blau der Keramik gilt als Wahrzeichen von FES, welches wir überall zu sehen bekommen, insbesondere in der Töpfer-/ Mosaikschule bei unserer geführten Rundtour. Auch die grünen Dächer der Moscheen und anderen Gebäuden prägen das besondere Aussehen der Stadt.

Die Altstadt wurde im Jahr 859 gegründet und ist von der Stadtmauer eingeschlossen. Die mittelalterliche Neustadt in den Jahren 1244-1465 entstanden besitzen im Zentrum den Königspalast und das jüdische Viertel (Mellah).

Die Gerberei

In Marokko hat das Lederhandwerk Tradition. Fast zwei Milliarden Quadratmeter Leder werden jedes Jahr verarbeitet, meist sind es Reste aus der Lebensmittelindustrie. Von einem Balkon in der Altstadt können wir einen Blick ins Innere der weltberühmten Lederfabrik Chouara werfen. Mitten in der Stadt wird hier wie seit Jahrhunderten üblich gearbeitet- mit natürlichen Materialien und vollem Körpereinsatz. In unzähligen Gruben wird das Leder gesäubert, eingeweicht und gefärbt. Etwa ein Jahr dauert es, bis aus Tierhaut Leder geworden ist. Gefärbt wird – zumindest in dieser Gerberei in Fes – mit natürlichen Zutaten wie etwa Safran, Indigo und Mohn.

Der strenge Geruch dieser bunten Lehmbecken kommt vor allem von der verarbeiteten Vogelmistbeize und dem Kuh-Urin. Darum bekommen wir Pfefferminz-Zweige, die wir uns unter die Nase halten können. Zum Glück wurde die Arbeit mit nackten Füßen zum Schutz der Arbeiter durch Gummianzüge und Stiefel verbessert.

Der Anblick zeigt uns auch Tierhäute, die wie Fetzen an den Wänden der Häuser im Gerber-Viertel hängen oder auf dem Boden verteilt werden. Die Häute müssen in der Sonne trocknen, bevor sie weiterverarbeitet werden können. Da wird uns hautnah bewusst gemacht, wieviel Mühe und Anstrengung hinter einem Stück Leder steht.