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Abschied in Esslingen

Mit über hundert Gästen über den Tag verteilt nehmen wir von unserer Familie und unseren Freunden für die nächsten 16 Monate Abschied. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge kann der Tag bei herrlichem Wetter in Erinnerung bleiben. Mit Paella, Lammkeulen in Zitronen-Kräuterkruste, Spinatlasagne und Beilagen sowie den mitgebrachten Kuchen, Salaten und Desserts kann sich jeder über den Tag hinweg verköstigen. Bei angenehmen Temperaturen vor dem Haus, in der Tenne und dem Gewölbekeller genießen wir mit all unseren Lieblingsmenschen die gemeinsame Zeit. Das hat uns richtig gut gefallen und wir möchten uns an dieser Stelle auch für die mitgebrachten Leckereien bedanken. Ein weiteres großes Dankeschön geht an alle Helfer der Organisation, welche die Logistik der ineinanderlaufenden Essensphasen in der Küche und die Berge von Geschirr bestens im Griff hatten. Ein besonderer Dank geht außerdem an Nina, Marie, Moritz und Raphael. Bis in die frühen Morgenstunden wurde kräftig angepackt, damit wir nicht ganz im Aufräumchaos versinken.

Es hat einfach bestens geklappt. Tausend Dank!!!

Reise nach Canada

Mit der deutschen Bahn kommen wir pünktlich bei Andys Bruder Christian und seiner Frau Jutta in Offenbach an und verbringen noch einen schönen gemütlichen Abend miteinander. Ein letztes Umpacken, dann kann es mit jeweils zwei Rücksäcken bepackt los gehen. Was für ein Glück, trotz Ankündigung des Flughafenchaos aufgrund mangelnden Flughafenpersonals finden wir einen überschaubaren Flughafen in Frankfurt vor. Dazu keine Warteschlangen bei der Gepäckaufgabe und dem Check-In.😉Die einzige kurze Aufregung veranlasst uns das Covid19 Einreisedokument Canadas, welches in unserem SPAM Ordner der Email landet. Doch wir bekommen alle Fragen beantwortet und den nötigen QR Code! Erstaunlich, dass in Canada nur zwei Impfungen abgefragt werden.

Der Flug mit seinen 7 ½ Stunden verläuft reibungslos, nur am teuren Premium Essen kann man noch nachbessern. Zumindest gibt es mittlerweile Pappbecher. Wir haben eine herrliche Aussicht auf den Main, überblicken die britischen Inseln und fliegen mit schönen Wolkenbildern dem Tag entgegen.

Welcome Canada

In Canada begrüßen uns die Zollbeamten mit der Frage nach Nutella, was uns ein Schmunzeln ins Gesicht lockt und wir können sehr sicher Alkoholmitbringsel verneinen und eine Adresse als ersten Standort benennen. Zudem können wir unser gesamtes Gepäck nach einigen Formalitäten in Empfang nehmen.

Mit dem Taxi geht es dann um ca. 22.00 Uhr 45 km südwestlich von Halifax nach Spryfield in unser airbnb Zimmer. Ohne Internet, in fremder Umgebung und dazu noch bei Nacht ist das gut überleg, zumal nicht einmal dem Taxifahrer das Neubaugebiet bekannt ist.

Was für ein Empfang, alles klappt reibungslos und das Zimmer ist gemütlich und schön. Versorgt uns mit freiem WLAN, einer funktionierenden Kaffeemaschine, einem Kühlschrank sowie einer Mikrowelle. Auch der Vermieter ist super freundlich und jederzeit hilfsbereit. Sehr empfehlenswert.

Warten auf Emma

Durch die Schiffsverschiebungen kommt unsere Emma erst am 10.08.22 in Halifax an, d.h. wir machen aus der Wartezeit das Beste und üben uns in Geduld. Zusätzlich können wir uns langsam an die Zeitumstellung und die neuen Eindrücke gewöhnen.

Am nächsten Morgen versorgen wir uns mit Lebensmittel und erkunden die Umgebung, dabei stellen wir immer wieder fest:

  1. Canadian sind im allgemeinen superfreundlich
  2. Alles ist hier in XXL, ob Autos, LKWs oder Verpackungen der Lebensmittel
  3. Die vermeintlichen Holzhäuser sind zum Großteil mit Kunststoffpaneelen verkleidet. Anscheinend halten sie 20-25 Jahre und dann…?

Auf dem Macintosh-Trail können wir direkt von unserer Unterkunft durch einen Park zum Einkaufscenter laufen. Dabei bekommen wir schon ab dem ersten Tag einen Vorgeschmack auf die vielseitige Vogelwelt Canadas. Ob Wanderdrosseln, Blauhäher oder Goldzeisig, alle Vögel sind in den Parks und Gärten mit aufmerksamen Augen zu erkennen. Für mich als Vogel-Liebhaberin ein Genuss. Das Angebot der Lebensmittel unterscheidet sich nicht wesentlich von unseren: es gibt Gemüse, Obst und Käse, nur am Aroma fehlt es manchmal. 😉 Das Preisniveau ist fast wie in Deutschland, allerdings sind Vollkornprodukte spärlich vorhanden.  Es stimmt, dass es viel Fastfood an allen Ecken und Einkaufscentern gibt, allerdings auch mit all ihren Nebenwirkungen. Zum Glück haben wir auf einem unserer Erkundungsgänge leckere Heidelbeeren entdeckt und fleißig gesammelt. Auch der aufkommende Regen hat uns nicht abgeschreckt. So können wir in unserer Emma die erste Heidelbeermarmelade selbst kochen, mit wenig Zucker auch für Andy geeignet.

In den letzten 7 Tagen sind wir tatsächlich 97 km gelaufen, ob in der Natur oder in der Innenstadt von Halifax. Wir machen die erfreuliche Erfahrung, dass beim Überqueren der Straße mit oder ohne Zebrastreifen sogar die großen Trucks, Busse oder Pickups selbstverständlich und geduldig stehen bleiben.

Halifax mit seinen knapp 430.000 Einwohnern wirkt verhältnismäßig klein. Es gibt viel zu entdecken und seine Gegensätze ziehen uns in ihren Bann. Vor allem die Busfahrten sind eine interessante Variante die Canadian zu erleben. Plätze werden wie selbstverständlich für Ältere oder Menschen mit Einschränkungen verlassen. 😊 Wir beobachten auch, dass ein Bursche ein Foto seiner Cannabis Pflanze auf dem Handy den Kumpels herumreicht. Hier in Canada scheint dies schon liberaler zu sein, denn Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm legal hergestellten Cannabis besitzen und bis zu 3 Pflanzen in eigener Aufzucht haben.

Insbesondere hat es uns der öffentliche „Public Garden“ angetan. Mitten in der Stadt finden wir eine liebevoll angepflanzte Oase wieder und tauchen ein in eine Blüten- und Vogelwelt. Der aus der viktorianischen Zeit 1867 angelegte Garten hat auch einen Pavillon in dem Musikstücke aufgeführt werden sowie Brunnen, Brücken, Statuen und ein altes Holzhaus im viktorianischen Baustil. Auch ein Rubinkehlkolibri hat uns absolut begeistert.

Im Titanic Museum werden wir bestätigt, dass durch Stolz und Arroganz des damaligen Kapitäns John Smith über 1500 Menschen den Tod fanden. Die dargestellten Dokumentationen des Untergangs im Jahr 1912 erschüttern durch viele folgeschwere Fehler.

  1. Er wählte eine abgekürzte Route mit Höchstgeschwindigkeit durch das Packeis, weil er eine Rekordzeit aufstellen wollte und ignorierte alle Warnungen
  2. Schwerwiegende Konstruktionsfehler wie ein einwandiger Schiffsrumpf und Schotten die aus Kostengründen nicht bis zu den Decken gebaut wurden.
  3. Rettungsboote waren nur für Passagiere 1. und 2. Klasse ausreichend vorhanden.
  4. Die Tatsache, dass die Stahltüren nach der Kollision zur 3. Klassen verschlossen und erst wieder geöffnet wurden als alle Rettungsboote mit der 1. und 2. Klasse abgelegt hatten, hat uns am meisten schockiert. Der Kapitän Smith wurde von manchen Überlebenden beim Untergang der Titanic auf der Brücke gesehen.

Bis zu 5500 Fundstücke sind bis zum heutigen Tage aus der Tiefe geborgen worden. Einige sind im Museum zu besichtigen. Auch ein Eisblock aus dem Packeis wird uns vom Museumswärter stolz präsentiert.

Wir besuchen auch die historische Stätte Pier 21. Es ist das Einwanderungsmuseum und das ehemalige Tor für über eine Million Immigranten hauptsächlich aus Europa in der Zeit von 1928-1971. Dort befindet sich ein großes Archiv, wo man nach Angehörigen recherchieren kann. Beeindruckend war für uns die Anzahl der Menschen die namentlich an kleinen Tafeln an den Wänden erwähnt werden. Auch die Einzelbiographien und Schicksale der Menschen, die auf ein besseres Leben hofften, haben uns berührt. Wir vermuten, dass durch die langjährige Erfahrung der Stadt mit Einwanderer aus aller Welt ihre gewachsene Toleranz und Offenheit hier in Halifax zu spüren ist. Wir erleben es jedenfalls so.

Nun wünschen wir euch eine gute und gesunde Zeit bis zu unserem nächsten Blogeintrag, den wir dann endlich mit unserer heißersehnten Emma füllen können. Bye bye!