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Wir befinden uns nun an der Grenze zu Guatemala. Die Ausreise von Belize gestaltet sich genauso problemlos wie die Einreise. Wir müssen unseren Ausreisestempel abholen und bezahlen und unseren TIP für Emma austragen lassen. Innerhalb einer Stunde haben wir alles erledigt, trotz Wartezeit, da ein Reisebus eine Touristen-Gruppe ausgespuckt hat.

Dann kommen wir an die Guatemaltekische Grenze und der Bürokratismus nimmt seinen Lauf. Ein Helfer ist zur Stelle ohne große Bitte unterstützt er uns bei den einzelnen Schritten. Da es Sonntag ist, müssen wir vieles bar bezahlen. Also erst bei einem Bankomaten Geld abheben. Anschließend Sim-Karten organisieren und wieder zurück zur Grenze um unseren Einreiseprozess fortzusetzen.  Es beginnt mit der Fumigation, wir fahren durch eine Schleuse und dabei wird ein Mittel auf die Emma gesprüht um sie von verschiedenen Schädlingsarten zu befreien. Wir müssen unsere Pässe, Führerscheine und Fahrzeugschein kopieren und dies geht nur an einem anderen Platz mit Kopiergerät. Auch da werden wir unsere neu erworbenen Guatemaltekischen Quetzal los. Wieder zurück und die Beamtin nimmt sich die Emma vor. Wir kontrollieren akribisch, dass kein Zahlen- oder Buchstabendreher vorhanden ist, sonst kann es bei der Ausreise schwierig werden. Emma geht durch und wir bekommen den Einreisestempel und das TIP. Alles in allem hat die Prozedur zweieinhalb Stunden gedauert. Es dämmert bereits und wir fahren an den nächsten empfohlenen Platz unserer App zum Übernachten.

Auch in dieser Nacht regnet es ununterbrochen und stark. Zum Glück stehen wir auf einem geschotterten Platz. Auf der Weiterfahrt am nächsten Morgen müssen wir an Häusern vorbei, die von Schlammlawinen überschwemmt wurden. An vielen Stellen fließen Wasser oder Erde den Hang hinunter. Es ist ein langsames Durchkommen wegen der Aufräumarbeiten. Die ersten Eindrücke Guatemalas einem Land das auf Nahuatl „Ort der vielen Bäume“ heißt und eine hart erkämpfte Demokratie besitzt. Von 1960 bis 1996 befand sich das Land, ausgelöst durch eine Revolution gegen das diktatorische und undemokratische Regime, in einem Bürgerkrieg. Es ist das bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas (Stand 2022) und hat es mittlerweile geschafft, durch die Öffnung zu Nachbarländern und diplomatischen Beziehungen zu einigen Mächten der Welt, größte Wirtschaftsmacht  in Mittelamerika zu werden. Trotzdem sind die Armut und Einkommensungleichheit nach wie vor sehr hoch. Aus diesem Grund bemühen sich die Guatemalteken die Grundprinzipien des Gemeinwohls durch private Initiativen zu verbessern.

Willkommen in Guatemala, bitte beachtet den Quetzal, ihr Nationalvogel
Schlamm-Lawinen
Aufräumarbeiten

Ein kleiner Abstecher bringt uns an den See Peten Itza mit dem Ort Santa Elena. Auch hier hängen die Wolken tief und wir nutzen wieder eine Regenpause um uns am See die Beine zu vertreten. Die bunt bemalten Stege sowie die mit Palmwedel bedeckten Palapas geben dem See ein einladendes Ambiente. Warnschilder deuten auf Krokodile hin. Doch der Regen holt uns wieder ein zudem finden wir keinen Übernachtungsplatz wegen der Größe unserer Emma und den begrenzten Stellflächen am See, der gerade Hochwasser führt. Somit entscheiden wir uns für die Weiterfahrt nach Tikal.

Peten-Itza
Die Wasserschaukel, Kühlung im Liegen
Mit Palmblätter gedecktes Dach
Achtung, es gibt Alligatoren

Um in den Nationalpark zu gelangen muss man schon 17 km vorher die Karten für den Nationalpark lösen, für den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang gibt es extra Gebühren. Zudem wird die Geschwindigkeit durch notierte Zeiten auf einem Laufzettel kontrolliert. Der Park beherbergt eine Vielzahl an Tieren und um diese zu schützen ist die Geschwindigkeit auf 45km/Std. begrenzt.

Wir übernachten auf dem Gelände des Jaguar Inn Hotel und erleben hier Nasenbären, Pfauentruthühner und Agutis die an unserer Emma vorbeispazieren und Tukans sowie Papageien die über uns hinwegfliegen. Für uns ein genialer Platz.

Schön bunte Pfauentruthühner
Ein Aguti bei der Futtersuche

Früh am Morgen geht es in die antike Stadt und seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe. Tikal liegt mitten im Dschungel, schon der Weg unter dem grünen Baldachin des Regenwaldes zu den aufragenden, steilwandigen Tempel ist ein besonderes Erlebnis mit all den vernehmenden Geräuschen die uns umgeben. Einfach unbezahlbar und einzigartig. Die zahlreichen Plätze wurden von Bäumen und Kletterpflanzen befreit, Tempel freigelegt und zum Teil restauriert. Über 80% der Gebäude sind noch nicht erforscht. Vor ungefähr 2000 Jahren begann die Gran Plaza, der große Platz , seine heutige Form anzunehmen und 700 v.Chr. haben sich die ersten Maya hier auf dem niedrigen Hügel niedergelassen. Ein reichhaltiges Vorkommen von Flintsteinen, aus denen Keulen, Speerspitzen und Messer hergestellt wurden und was zu dieser Zeit äußerst wertvoll war, könnte ein Grund ihrer Wahl gewesen sein. Beeindruckend sind die Zahlen der Einwohner: In der Stadt haben bis zu 200.000 Mayas gelebt und im Umland geschätzt eine Million Menschen. Vom höchsten Tempel IV mit 44m Höhe, hat man einen fantastischen Ausblick auf den Dschungel mit seinen Baumkronen und den hohen Tempelspitzen die herausragen. Wir gehen zweimal dorthin, denn für uns hat er eine mystische Anziehungskraft. Am Morgen erleben wir den Wald mit wolkenverhangenem Himmel und am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein. Dieser Ausblick wirkt in jedem Licht anziehend. Auch die Vögel sind von der Baumkronen-Perspektive besonders zu hören. Auch ein Nasenbär gesellt sich zu uns auf das Podest.

Wir begegnen einigen bunt gekleideten Maya, die ebenfalls  ihrer Geschichte auf der Spur sind. Sie wirken offen und freundlich und laden uns sogar ein, sie zu fotografieren. Das haben wir bisher selten erlebt. Auf dem Weg zurück sehen wir viele Tiere und besonders beeindruckend ist eine Gruppe von 20-30 Nasenbären, welche wir eine Zeit lang auf ihrem Weg begleiten dürfen. Ein Klammeraffe hangelt sich über unsere Köpfe hinweg von Baum zu Baum. Diese bunte Mischung von natürlichem Tierpark und den historischen Maya Gebäuden macht diesen Besuch zu einem unserer Highlights.

Vom Tempel IV mit 44m Höhe, hat man einen fantastischen Ausblick auf den Dschungel mit seinen Baumkronen und den hohen Tempelspitzen
Schriftzeichen der präkolumbischen Maya-Zivilisation
Ein neugieriger Nasenbär
Der Tikal- Tempel ist 47 Meter hoch
Gran Plaza
Stolze Maya auf ihrer Wurzelsuche
80 % der Tempel sind noch unerforscht
Diese Goldene Seidenspinne fühlt sich im Dschungel wohl
Auch ein Klammeraffe schwingt sich über unsere Köpfe hinweg
Zwar kein Tukan, dafür ein Schwarzkopftrogon

An der Laguna Las Pozas  finden wir einen friedlichen Platz. Das einzige was stört ist der Müll, der an den schönsten Stellplätzen herumliegt. Ein paar Tüten mit eingesammeltem Müll tragen zu einer schöneren Sicht bei. Viele Einheimische kommen hierher um sich, die Wäsche oder ihre Fahrzeuge zu waschen. Dabei bleiben die Tüten, Flaschen und Shampoo-Packungen eben mal liegen. Oder auch das Auto, das zum Waschen zu weit in den See gefahren wird und anschließend nicht mehr anspringt. Zum Glück ist die Familie zu Hilfe und das Auto bald wieder fahrtauglich. Doch abgesehen davon fühlen sich die Vögel wohl und die Brüllaffen liefern uns ein Abendkonzert.

Den Luftfilter trocknen lassen
Die Familie lässt sich gerne fotografieren und ist an unserem Leben interessiert
Tuk-Tuks in Hülle und Fülle
Abendstimmung am Las Pozas
Mit der Fähre in Sayaxche über den Rio La Pasion

Endlich wieder kühle Temperaturen. Wir haben unser Emma durch die Berge steil bergauf und bergab gequält und kontinuierlich an Höhe gewonnen. Durch die offenen Fenster kommt nach langer Zeit mal wieder eine kühle Brise. Auf 1300m Höhe finden wir auf der Kaffeefarm Chicoj einen Platz zum Übernachten und werden von Selvin, einem englischsprechenden Maya durch die 120 Hektar große Kaffeeplantage geführt. Hier wird der empfindliche und aromatische Hochlandkaffee Arabica angebaut. 200 Tonnen pro Jahr werden auf der Farm erzeugt. Von der Aussaat bis zur ersten Ernte dauert es je nach Witterungsverhältnisse 3-4 Jahre. Was wir auch nicht wussten: die Kaffeepflanze Arabica benötigt 50% Sonne und ca. 50% Schatten. Darum haben sie für den Schatten auch Bananenstauden und den Inca Baum angepflanzt. Bananen und Kardamom liefern eine zusätzliche Einnahmequelle. Zum Teil wird die von Hand gepflückte Bohne mit Schale getrocknet. Diese beinhalten mehr Zucker im Kaffee und gehen in den Export für den asiatischen Raum. Beim anderen Teil wird die Bohne  ohne Schale getrocknet und diese werden nach Nordamerika und Europa exportiert. Die Röstung findet in den jeweiligen Ländern statt. Eine interessante Tour mit einem angenehmen Guide. Vielen Dank an die Chicoj Cooperativa.

Auf der Fahrt nach Coban kommen wir an unzähligen Kaffee-Plantagen vorbei
Der Arabica mit Platz an der Sonne und schattenspendenden Bananenstauden
Die Kaffeebohnen werden von November bis Januar reif
So sieht der Kardamom aus, eine zusätzliche Einnahmequelle
20 kg Bananen trägt diese Frau auf dem Kopf
Trocknungsanlagen der Bohnen
Wir dürfen unterschiedliche Kaffeesorten testen, Selvin bereitet alles vor

Unser nächstes Ziel ist ein Ort, der den einen größten einheimischen Markt von ganz Zentralamerika besitzt wird von Einheimischen kurz Chichi genannt. Chichicastenango liegt im westlichen Hochland von Guatemala, umgeben von Bergen und kiefernbewachsenen Hügeln auf einer Höhe von 1.965 Metern und hat rund 42.500 Einwohner. Wir reisen Freitag an um am Sonntag den Markt besuchen zu können. Zudem treffen wir Heidi und Nobby wieder. Das freut uns sehr. Der mayabetriebene Platz Camping Ecological Park Casa Tzocoma ist bemerkenswert gut geführt.  Warme Duschen, saubere Toiletten und getrennten Müll. Das haben wir selten so erlebt. Dazu superfreundliche Maya, die uns bei allem unterstützen und sich auf unser gebrochenes Spanisch gut einstellen können.

Wir besuchen den bunten Friedhof in Chichi und beobachten die Verschönerungen der bunten Gräber. Mit Pinsel, Hingabe und Familien-Unterstützung wird für den „Allerseelen“ am ersten November vorbereitet. Es werden Mandalas arrangiert, gebetet und in traditioneller Zeremonie an die Verstorbenen gedacht. Der Friedhof wirkt bunter wie die Häuser der Stadt selbst.

Der farbenfrohe Friedhof
Mit Hingabe gestaltet und erneuert
Mit solchen arrangierten Mandalas wird den Verstorbenen gedacht
Zeremonien, Gebete, Andacht

Ein weiteres Highlight ist der Markt in dieser Stadt. Dieser war in Chichi schon vor den Spaniern ein wichtiges Handelszentrum. Hunderte von Jahren trafen sich hier Verkäufer und Käufer aus der gesamten Quiche- Region um Handel zu treiben. Die Quiche` Maya stellen die größte indigene Volksgruppe Guatemalas dar. Sie nutzen diesen Handelsplatz als ihren Hauptmarkt und es vereinen sich viele andere ethnische Gruppen Guatemalas. Der Markt findet täglich statt nur donnerstags und sonntags dehnt er sich über den üblichen Markt und das Stadtzentrum aus. Wir begeben uns mitten hinein in die lebhafte Symbiose aus Farben und Kostümen, Rauch und anderen Gerüchen. Wir erleben viele Eindrücke vor den Stufen der Kirche Santo Tomás, ein Heiligtum der indigenen Quiché, welches 1524, nach der Eroberung durch die Spanier zerstört wurde. Wir bekommen einen lebendigen kleinen Eindruck von der Kultur der Maya. Denn auf den Stufen von Santo Tomás werden, von den Schamanen der Quiché, Kerzen und Weihrauch entzündet und Opfer dargebracht. Die Treppe zur Kirche führt über 18 Stufen hinauf, die auch den 18 Monaten des Mayakalenders entsprechen.

Unter anderem beeindruckt uns nachhaltig der Verkauf der Tiere und das Treiben auf den engen und steilen kopfsteingepflasterten Wegen. Dabei wird uns sehr deutlich veranschaulicht, dass Tiere nur als Ware, Nahrung und Opfergaben behandelt werden. Ich darf da gar nicht genau hinsehen, denn Kitten und Welpen in beengten Kartons mit Nylonschnüren am Hals werden zum Verkauf angeboten.

Auf dem Markt finden wir vor allem auch die traditionellen Kleidungsstücke, die von indigenen Frauen und Mädchen in Guatemala getragen werden. Jedes Huipils ist mit farbenfrohen und komplizierten Mustern verziert und braucht zwischen 3 und 12 Monaten, um hergestellt zu werden. Auch hölzerne Zeremonienmasken für traditionelle Maya- Tänze sowie Lederwaren wie Schuhe, Gürtel und Hüte sind im üppigen Angebot. Bunte Stoffe, handgefertigter Schmuck, Räucherstäbchen und Kerzen sowie Obst und Gemüsestände sind reichlich vorhanden. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Über den gesamten Marktplatz wabern unterschiedlichste Gerüche aus heimischer Küche um unsere Nasen. Ziemlich übersättigt von den Eindrücken finden wir die Ruhe auf unserem friedlichen Campingplatz und verarbeiten die Eindrücke im Austausch mit unseren Freunden.

Das kunterbunte Treiben auf dem Markt in Chichicastenango
Tiere sind Ware und Nahrungsmittel
Verhandeln ist wichtig!
Kinder werden meistens in Tüchern auf dem Rücken oder auf der Brust getragen
Auf den Stufen von Santo Tomás werden Blüten und Blumen für die Zeremonien verkauft
Ein stark besuchter Platz von Einheimischen
Plätze für alte Rituale
Und immer wieder begegnet uns ein Chips-Himmel

Antigua, die ehemalige Hauptstadt ist eine von Vulkanen umgebene Kleinstadt im Süden Guatemalas. Die Gebäude stammen aus der spanischen Kolonialzeit und wir sind sofort in diese Stadt verliebt. Der Charme ist an jeder Ecke zu erkennen und viele Häuser wurden nach einem Erdbeben im Jahr 1773 wiederaufgebaut. Viele Kirchruinen zeugen von dieser Katastrophe, die auch die Rolle der Kolonialhauptstadt nach 200 Jahren beendet hat. Die gesamte Altstadt ist mit Kopfsteinpflaster in Sklavenarbeit in der spanischen Kolonialzeit ausgelegt worden. Wir erleben die Allerseelen-Feierlichkeiten und die starke, tiefe Gläubigkeit der Menschen bei ihren Prozessionen durch die Stadt. Dabei sind die Kirchen, vor allem auch die barocke, gelbweiße La Merced von großer Bedeutung.

Die Straßen sind alle mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, mit Blick auf den Vulkan Agua
Kirchruinen zeugen von den vielen heimgesuchten schweren Erdbeben
Die barocke, gelbweiße Kirche „La Merced“

Auf dem schön angelegten Vagamundo Campingplatz am Stadtrand finden wir einen mehr oder weniger ruhigen Platz (Stadtlärm ist halt Stadtlärm) und können in 20-25 Minuten ins Zentrum laufen. Zudem steht auch ein Sprachkurs bei Maximo Nivel an und wir planen einen Aufstieg auf den Vulkan Acatenango. Auf unseren Wegen stolpern wir über die holprigen Kopfsteinpflaster, welche durchgängig in Antigua mit Vulkangestein verlegt worden sind. Immer wieder brausen durch die engen Gassen die “Chicken Busse“ an uns vorbei. Das Röhren der Motoren, die schon längst ihren Zenit überschritten haben, kündigen sie schon vorher an. Überall in den Straßen von Guatemala begleiten uns das laute, ohrenbetäubende Gehupe, dazu die energischen Rufe der Assistenten der Busfahrer und das Quietschen der überfälligen Bremsen. Sind sie an uns vorbeigefahren stehen wir oft in einer schwarzen Rußwolke und halten die Luft an. Ein Ungetüm bemalt mit grellen, bunten Farben ausgestattet mit lautstarkem Latino Pop und einer kunterbunten blinkenden Lichtorgel ab der Abenddämmerung. Unvergesslich brennen sich die Transportbusse in unsere Erinnerung ein und sind aus dem Straßenbild nicht wegzudenken. Dabei handelt es sich um ausrangierte Schulbusse aus den USA. Die Bezeichnung Chicken Bus kommt tatsächlich aus Guatemala und geht darauf zurück, dass früher die Fahrgäste Tiere, vor allem Hühner, mit diesen Bussen transportiert haben.

Der Chicken-Bus gehört zum Straßenbild
In diesem Idyll haben wir drei Wochen verbracht
Bei gutem Wetter mit Blick auf den Acatenango und den Fuego
Kathedrale San Jose am Parque Central de Antigua
Das imposante Museum Royal Palace of the Captains General am Parque Central
Schöne Eingänge sind überall zu entdecken
Indigene im fröhlichen Austausch
Ein vielfältiges Angebot an Obst und Gemüse. Wer findet Kakao, Zimtapfel, Granatapfel?
Das Schweizer Restaurant mit leckerem Geschnetzeltes. Typisch fürs Stadtbild: Die vielen Mopeds
Der beleuchtete Waschplatz

Für die Fahrt nach Sumpango können wir einen privaten Transport für 11 Personen mit Führer buchen. Family everywhere, Thomas, Heike und Uwe sowie natürlich Heidi und Nobby sind dabei. Mit guatemaltekischer Verspätung geht es um 10.00 Uhr los in den 22 km entfernten Ort. Wohl überlegt nicht mit dem eigenen Fahrzeug hierher zu fahren, werden wir unterhalb des Ortes in einer Fülle an Fahrzeugen und Menschenmasse ausgespuckt. Im dichten Gedränge geht es zuerst auf den Friedhof von Sumpango.

Blumen über Blumen, Blüten in jeglichen Farben bevorzugt gelbe Ringelblumen, bunt gekleidete Menschen, speziell die Frauen tragen gerne ihre handgewebten „Huipils“(Oberteile) „Cortes“ (Röcke) „Fajas“ (Gürtel). Familien verweilen am Grab ihrer Verstorbenen, sie essen, schmücken und beten gemeinsam. In ganz Lateinamerika feiern die Indigenen Völker ihre Verstorbenen nicht mit Schmerz, sondern sie verstehen den Tod als eine weitere Phase des Lebens. Jedes Jahr am 1. November dem „Dia de los Muertos“ strömen die Maya Familien herbei, um ihre Verstorbenen zu ehren. Die vorspanischen Bestattungen werden von Opfergaben begleitet, die zwei Arten von Gegenständen enthalten: solche, die der Verstorbene zu Lebzeiten benutzt hatte, und solche, die er auf seinem Weg in die Unterwelt benötigen könnte. So sind die Grabbeigaben sehr vielfältig: Musikinstrumente aus Ton, wie Okarinas, Flöten, Pauken aber auch Cola und Bierdosen werden aufgestellt, eben das, was der Verstorbene besonders bevorzugte. Es stehen Räuchergefäße auf den Gräbern und verbreiten den Geruch nach Weihrauch und Kinder lassen Papierdrachen steigen. Die orangefarbenen Blumen stellen die Toten dar und es wird für ihre sichere Reise zurück zur Erde aus dem Jenseits gebetet. Das Fest beginnt, wenn leuchtende Farben hoch am Himmel schweben.

Darum gibt es eine besondere guatemaltekische Tradition, die bunten Drachen, die jedes Jahr aus Papier und Bambus hergestellt werden. Die Indigenen betrachten ihr Leben als Zyklus. Der Körper kehrt nach dem Tod zur Erde zurück doch die Seele, der Geist, die Energie bewegt sich auf eine andere Ebene zu und am Tag der Seelen öffnet sich eine Brücke auf der sie die Angehörigen wieder besuchen. Mit den bunten Papierdrachen wird dies veranschaulicht. Das ist nun unser nächstes Ziel.

Buntes Treiben auf dem Friedhof in Sumpango am „Dia de los Difuntos“ (Tag der Toten)
Die Gräber werden schön gestaltet
Es ist eine fröhliche und familiäre Stimmung
Und Andächtig
Das typische guatemaltekische Xylophon „Marimba“

Wir gelangen durch einen sehr beengten Zugang auf einen großen staubigen Platz, einem Fußballplatz. Schon von weitem können wir die riesigen farbenfrohen Papierdrachen erkennen. Jedes Design ist anders und präsentiert eine faszinierende Mischung aus Kunst, Tradition und Farbe. Sie wurden in tagelanger Team-Arbeit aus bunten Seidenpapierstücken auf DINA 4 Blätter zusammengeklebt und zusammengefügt wie Puzzle-Teile. Die Drachen sind wichtige kulturelle Symbole der Maya-Identität in Guatemala und vermitteln die Botschaft der Einheit, der Liebe, des Glaubens und des Respekts für Bräuche und gegenüber der Mutter Erde. Sie zeigen auch Familiengeschichten und manche greifen die Unterdrückung durch die Regierung, wirtschaftliche Bedingungen und soziale Missstände auf. Heutzutage haben sich die bedeutungsvollen Botschaften, die auf den Drachen angezeigt werden, von dem Wunsch, mit den Toten zu kommunizieren, zu einer des Friedens, der Hoffnung und der Kameradschaft für die Lebenden gewandelt. Designs sind beeinflusst von aktuellen sozialen Bewegungen, die manchmal der fahrlässigen Gewalt oder der Korruption der Regierung ein Ende setzen. Zu den Botschaften, die in den letzten Jahren gezeigt wurden, gehören „Kein Tod von Unschuldigen mehr in Guatemala“, „Kinder der angestammten Kultur“, „Respekt, das Leben webt Frieden“ und „Wir alle verdienen den gleichen Respekt“. Ein nachahmungswerter Brauch, besonders in der heutigen politisch aufgewühlten und Machtbesessenen Zeit.

Mit der Rückseite nach oben liegend werden sie am Tag des Festes auf dem Boden zusammengebaut. Das Grundgerüst besteht aus dicken Bambusstangen, die mit Stricken und Seilen verzurrt werden. Am Tag des Festes werden sie zu ihren jeweiligen Standorten transportiert und mit der Unterstützung von anderen Teams an einem hohen Mast aufgerichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Design geheim. Das ist gar nicht so einfach, denn der Drache muss optimal zur Windrichtung stehen und oftmals werden dafür mehrere Versuche benötigt.

Ihr wundert euch nun vielleicht, wie so ein Drache mit solch einem schweren Gerüst denn fliegen soll!? Aufgrund ihrer Größe fliegen die „Barriletes gigantes“ nicht wirklich, obwohl man in den Himmel schauen muss, um sie zu sehen.

Allerdings gibt es viele Drachen mit einem geringeren Durchmesser, die leicht genug sind für einen Flug über die Gräber bzw. über das Festgelände. Die Teams konkurrieren dann freundschaftlich miteinander, um zu sehen, wessen Drachen am längsten in der Luft bleiben kann. Dabei werden die Kreativität und die Länge des Fluges bewertet. Wir klatschen und jubeln unserem Lieblings-Barriletes Gigante zu.

Durch den fehlenden Wind haben die Teams ein relativ schweres unterfangen und wir können nur sechs Drachen erleben (über kürzer oder längere Zeit), welche die graue Wolkendecke mit bunten Klecksen verschönert. Mittendrin in dieser Stimmung und dem Eifer der Teams zu sein ist ein besonderes Erlebnis, es hat sich sowas von gelohnt. Diese Veranstaltung hat bei uns großen Eindruck hinterlassen und wird in die Reihe der Highlights hinzugefügt.

Der Platz mit den Barriletes- Gigantes
Erst werden die selbst gestalteten Drachen ausgestellt, mit Nummern werden sie bewertet
Die Indigenen mit den einheimischen Tieren
„Mama werden- Mama Sein“ als Thema
Auch über die blonden Kinder amüsieren sich die Maya. Einfach mal anders herum.
Dann werden die Barriletes- Gigantes in die Lüfte gezogen
Alle warten gespannt auf das Kommando und feuern kräftig an
Da der Wind fehlte haben es nur wenige geschafft.
Einblick in das einmalige Drachen-Fest in Sumpango

Zurück in Antigua stolpern wir mitten hinein in die „Diamantene Hochzeitswache des begrabenen Herrn“, so wird diese Prozession genannt. Hundertzwanzig Menschen tragen eine Holzkonstruktion mit Jesus aufgebahrt in einem goldenen Schrein den ganzen Tag bis Mitternacht durch die Stadt. Begleitet wird die Prozession von unterschiedlichen Gruppierungen in verschiedenen Gewändern und alle mit großer Ernsthaftigkeit dabei. Die vielzähligen Weihrauch-Schwinger setzen den Zug in Nebel und Rauch. Das Ende kürt die Musiker mit lauten Trommeln, die den Takt zum gleichmäßigen Schritt der 120 Träger beitragen. Eine interessante  und mit tiefer Tradition verbundene Prozession, die nun schon 75 Jahre in Antigua Bestand hat. Um 0:00 Uhr werden wir dann mit lauten Knallern und Böllern ans Ende erinnert. Laute Knallkonzerte lieben Guatemalteken genauso wie ihre Nachbarn die Mexikaner.

Erster Schultag steht an, wir drücken mal seit vielen Jahren wieder die Schulbank. Im Maximo Nivel lernen wir in einer 6-köpfigen Gruppe vier Stunden am Vormittag Spanisch. Ein dickes Arbeitsbuch wird uns ausgehändigt und wir sind sogleich auf Seite 21. Das Niveau ist hoch und es wird alles auch auf Spanisch erklärt. Nach zwei Tagen übernehme ich die Stunden von Andy und wir teilen uns auf. Andy kümmert sich um die Technik von Emma, denn es muss noch so einiges gerichtet werden. Ich versuche derweil die Basis im Spanisch zu verinnerlichen. Die Sprachschule ist international und besitzt einen wunderschönen Garten und einen Platz im ersten Stock mit Blick bei wolkenfreiem Himmel auf die drei Vulkane dieser fantastischen Stadt.

Lety hat sehr viel Geduld mit uns. Vielen Dank!!!

Schnell raus aus den Federn, denn endlich zeigt sich der Vulkan Agua mal wieder wolkenfrei. Wir steigen die 333 Stufen auf den Hügel mit dem Kreuz, Cerro de la Cruz, werden mit Engelsflügeln begrüßt und genießen den freien Blick auf die Altstadt und den Vulkan Agua. Der inaktive Vulkan mit seinen 3766 m Höhe erhebt sich vor der Stadt. Sein spanischer Name stammt von einem Wasser- und Schlammstrom der 1541 nach dreitägigem Sturm vom Vulkan herunterkam und die nördliche Siedlung der Stadt zerstörte. Darum hat man sie weiter entfernt wiederaufgebaut, das heutige Antigua.

Ein schöner Park mit Verkaufsständen umzäunt die Anlage und wir sind froh, so früh hier oben zu sein, denn es kommen immer mehr Menschen herauf, um diesen Ausblick heute zu genießen.

Auf dem Rückweg platzen wir direkt hinein in ein weiteres Fest. Auch hier am Zentralpark sind Barrilete Gigante, selbstgebaute Riesen- Drachen aufgebaut. Es ist Jahrmarkt-Stimmung und wieder einmal stellen wir fest, die Guatemalteken feiern gerne und scheuen sich keine Mühen. Wir schlendern an den bunten Drachen vorbei und lassen die Begeisterung auf uns wirken. In dieser Stadt folgt ein Highlight aufs andere.

Blick vom „Cerro de la Cruz“ auf Antigua und den Vulkan Agua
Blick durch den Bogen des Hotels Convento Santa Catalina
Jahrmarkt-Stimmung
Gelebte Traditionen

Zwei Wochen sind nun vorbei, die Spanischschule hat viel Spaß bereitet und mit einer Urkunde geendet. Aus 6 Schülern wurden fünf und am Ende bleiben wir zu viert. Wir haben viel gelacht und Lety hat uns jede Menge über Guatemala erzählt, natürlich alles auf Spanisch. Währenddessen hat Andy unseren 20 Jahre alten Campingtisch erneuert, die Moskitonetz-Rollos der Fenster ausgebaut und gesäubert und technische Überprüfungen an der Emma durchgeführt (Flüssigkeiten aufgefüllt, Gummidichtungen gefettet, Dieseltank- Schutzgummis ausgetauscht…). Notwendigkeiten abgehakt.  Auch Thomas gesellt sich wieder auf den Campingplatz und wir lernen Ana und Angelo kennen. Wir haben alle dieselbe Richtung und einen ähnlichen Zeitplan und möchten Mitte Februar von Panama verschiffen. Ein unterhaltsamer Abend folgt sofort und es geht heiter und freundschaftlich zu.

Der Platz füllt sich immer mehr und Zelte werden in den Lücken aufgebaut. Jetzt ist ziemlich viel los hier, klar doch, morgen ist ja Blumenfest.

Eine lustige Truppe: v.l. Diane, Maia, Lety, Helene. Danke euch allen, es hat Spaß gemacht!

Seit 2017 verschönert das Blumenfest  die Straßen, Häuser und Geschäfte von Antigua Guatemala, das ebenso Stadt des ewigen Frühlings genannt wird. Es ist normalerweise das Ende der Regenzeit (doch das lässt sich dieses Jahr auf sich warten) und tausende von Menschen strömen von ganz Guatemala und darüber hinaus in die Stadt. Jetzt wissen wir auch um die ausgebuchten Hotels und den vollen Campingplatz hier. Wir alle möchten uns von den kreativen Blumenarrangements überraschen lassen und in diesem Jahr steht es unter dem Motto „Alice im Wunderland“. Die Idee entstand im Kopf von Andrea Contreras. Sie hat die Idee durch ihre Großmutter inspiriert mit der Familie zusammen umgesetzt. Früher haben die Menschen in den Gärten viele Rosen gepflanzt und diese schöne Tradition wollte Andrea wieder aufgreifen. 2019 wurden dann Themen umgesetzt und immer mehr Menschen strömten in die Stadt. Auch Kochgerichte mit Blüten und kostenlose Workshops wurden zu einem Erfolgserlebnis. Im Jahr 2022 begrüßten sie 16.860 Menschen aus allen Nachbarländern und darüber hinaus. Über 8000 befristete Arbeitsplätze werden an diesem Wochenende generiert und bringen der Stadt viele Einnahmen. Das nennt man mal eine Erfolgsidee.

Wir ziehen mit Thomas gleich nach dem Frühstück los und trotzdem kommen wir in ein dichtes Gedränge. Blumen über Blumen sind kunstvoll dekoriert und es ist wahrlich ein Augenschmaus. Ein herrlicher Duft liegt in der Luft von den vielfältigen Blüten. Vom Dach der gelben Kirche „Iglesia de la Merced“ bekommen wir einen Eindruck von den Menschenmassen in der Stadt. Dafür haben wir Geduld gezeigt und uns gleich zweimal in eine Warteschlange eingereiht. Am Ende gibt es eine Belohnung in der French Bakery. 😊

Blumen in allen Farben
„Gut versteckt!“
Herrlich dekorierte Türen und Tore
Der „Joker“ von „Alice im Wunderland“
Hübsch „gekleidet“!
Blick von der La Merced auf das Treiben

Unseren letzten Abend verbringen wir in „lustger“ Runde mit unseren neugewonnenen Freunden Thomas, Ana und Angelo.

Bauchmuskelkater vom Lachen mit Thomas, Ana und Angelo

Wir ziehen los an den Lago de Atitlan. Er heißt bei den Nahuatl Ort inmitten des Wassers“ und wird umgarnt von den drei Vulkanen Atitlan (3537 m), Toliman (3158 m) und San Pedro (2995 m). Der See liegt in einem Krater und ist durch einen Vulkanausbruch vor 85.000 Jahren entstanden. Auf der Hinfahrt erwarten uns steile Bergpässe und wieder enge Straßen in den Ortschaften. Mit den vielen Einbahnstraßen in den Ortschaften haben wir Herausforderung zu bewältigen, zusätzlich erschwert uns das Abstellen der Fahrzeuge am Straßenrand das Durchkommen und fordert Millimeterarbeit heraus. Ein Mülllaster ist dann doch etwas zu breit und wir müssen extrem weit links an einem Pfosten vorbei. Dabei hat sich ein Elektrokabel am Astabweiser für uns unbemerkt eingehakt und den eh schon instabilen Pfosten umgebogen und das Kabel abgerissen. Eine Aufregung entsteht und wir können uns über eine Entschädigung mit den Einheimischen einigen. Die Entschuldigung wird angenommen und alle sind wieder zufrieden. Am See stellen wir uns auf die durchnässte und matschige Wiese des  Bahia In Hotels bei weiterhin strömendem Regen. Also dieses untypische Wetter ist wirklich unberechenbar. Die kleine Regenpause wird sogleich genutzt um den Ort Panajachel zu erkunden. Es liegt auf 1500 m im Hochland Guatemalas und zählt zu den touristischen Zentren des Landes, was man an der Vielzahl der „Artesania“ Verkäufer erkennen kann. Doch es ist sehr bunt und bringt Farbe in den grauen Regentag.

Auf beiden Seiten ziemlich eng
Dumm gelaufen!
Tiefe Wolken hängen über dem Atitlan See
Panajachel und die Bootsanleger-Stege
Bunt und vielfältig
Freier Blick am nächsten Morgen auf den Atitlan See mit seinen Vulkanen Toliman, Atitlan und San Pedro

Mit Schirm, Charme und Regencoat ziehen wir am nächsten Tag los zum Wassertaxi. Dieses bringt uns in 30 Minuten für 25Q/ Person (3,10€) nach San Juan, in die Künstlerstadt. Schon die Ankunft präsentiert uns eine bemalte Gasse mit bunten Schirmen. Mit einem Rundhauber als Gerüstersatz werden weitere Pfosten und Schirme befestigt. Viele Gassen sind bunt und liebevoll bemalt. Die Sporthalle gleicht eher einer Galerie, denn alle Wände erzählen Bildergeschichten. Wir staunen und knipsen und erfreuen uns über die Farbenvielfalt. Ein weiteres Ziel ist ein Besuch bei den Stachellosen Maya-Bienen, im „Mundo de Abejas Mayas“. Diese kleinen Bienen wenig größer wie Fruchtfliegen leben hier und man kann eine Führung buchen um sie besser kennenzulernen. Ihre Bienenstöcke sind oft Erdhaufen und wir lernen verschiedene Arten kennen. Sie stechen zwar nicht können jedoch beißen. Aus den Waben wird nicht nur Honig gewonnen, sondern auch Kosmetikprodukte und Kerzen zum Verkauf angeboten. Zudem wird eigener Kaffee angebaut und in einem schönen Wabenhaus testen wir die gerösteten Bohnen.

Das übervolle Wassertaxi
Ein Rundhauber als „Gerüstersatz“ für die Dekoration
In San Juan, der Künstlerstadt
Drei Generationen, drei Lebensgeschichten
Kunst an jeder Ecke, auch in der Sporthalle
Die Kreativität kennt keine Grenzen
Aufklärung und verbundene Augen???
Das Wabenhaus als Cafe und Laden in „Mundo de Abejas Mayas“
Die Stachellosen Bienen

Wir laufen nach San Pedro La Laguna und haben immer wieder einen schönen Blick auf den See mit den Ortschaften. Doch die Straße besitzt keinen Gehweg und wir sind froh, als wir den Ort erreichen. Der Verkehr ist reichlich mit Tuk-Tuk, Moped und Co. In San Pedro suchen wir das „Vista de Pajaro“. Eine familiär gestaltete Terrasse mit Aussicht auf die Stadt. Wieder alles von Hand bemalt und gestaltet und der freundliche Künstler bietet uns auch Ferngläser an. Wieder eine kreative Idee um am Tourismus zu verdienen.

Hier soll es die beste Ceviche geben (Fischsalat), also roher Fisch wird ohne Hitzezufuhr mit Limettensaft und anderen Gewürzen zubereitet. Wir sind fast zu spät, stehen vor verschlossener Tür, doch unser Klopfen wird gehört, wir finden Einlass und bekommen noch das empfohlene und köstliche Krabben-Ceviche serviert. Danke Eefke für den Tipp!

Die Rückfahrt wird hart, denn der See ist unruhig und ordentlicher Wind kommt auf. Der junge Bootsführer lässt sich davon nicht beirren und gibt mit seinem vollbesetzten Wassertaxi Vollgas. Der Bug wird so hart auf die Wasserfläche geknallt, dass unsere Hintern auf die harte Bank krachen und unser Körper durchgestaucht wird. Wir sind froh, dass wir heil ankommen.

Blick auf San Pedro
Bunter Aufstieg zum „Vista de Pajaro“
Kritische Murals: Keinen Krieg, kein Bayer, keine Privatisierung von Trinkwasser!
Maya-Frauen verabschieden sich vor der Kirche

Am nächsten Morgen steigen wir in San Marcos aus dem Wassertaxi. Diese Station wird als Hippiedorf bezeichnet. Vermutlich sind wir zu früh dran, denn der „Hippie-Flair“ schlummert noch. Doch es wimmelt hier von Angeboten für Massagen, Yoga, Meditationen… Räucherschalen verbreiten den Duft nach Sandelholz, ein Hauch von Indien. Der ein oder andere „Hippie“ begegnet uns barfüßig und im Langhaar-Flower-Power-Look. Wir biegen um die Ecken, schnuppern leckeres Sauerteig-Holzofenbrot und entdecken in einem Hotel-Foyer unseren ersten Weihnachtsbaum in diesem Jahr.

Im Hippie-Dorf San Marcos
Ein Duft liegt in der Luft

Der Fußweg nach Jaibalito ist anfangs auf einer breiten Piste und gestaltet sich dann als wunderschöner Wanderweg auf Halbhöhenlage der Küste entlang. So manches Mal werden wir an den Gardasee erinnert, der wunderschöne Ausblick auf das Seeufer jedoch umgarnt mit Vulkankegeln, dazu jedoch auch die umzäunten Anlagen der Wohlhabenden. Die mexikanischen Sonnenblumen blühen reichlich und färben die Hügel gelb. Es ist ein Genuss hier entlang zu wandern und die Ruhe und Natur zu genießen. Der Wanderweg wird von den Einheimischen mit Macheten und Hacken von Überwucherung befreit. Wir genießen in Jaibalito bei aufkommendem starkem Wind eine Erfrischung in einem wunderschön gestalteten Café und schippern diesmal weniger hartgeschüttelt über den Atitlan zurück. Der See zeigt sich uns in verschiedenen Stimmungen. Es ist ein herrlicher Platz von dem wir uns verabschieden.

Auf Halbhöhenlage am See entlang
Blick auf den See mit wolkenverhangenem Vulkan San Pedro
Die mexikanische Sonnenblume in Hülle und Fülle
Wertvolles Feuerholz wird von Frauen geschleppt
Handarbeit für einen Lohn
Ein einladendes Ambiente im „Bistro Indigo“ in Jaibalito

„Der Berg ruft“, oder genauer gesagt, der Vulkan Acatenango. Bei CA Travelers haben wir gebucht und starten am frühen Morgen mit einem Frühstück. Thomas aus Berlin ist mit von der Partie. Wir stellen fest, dass wir den Altersschnitt deutlich anheben. Als die Oldies von der 28-köpfigen internationalen Gruppe steigen wir in den Transporter und werden mit der Lunch-Box und Schlafsack-Inlett ausgestattet. Jetzt zeigen sich schon die Grenzen unserer Wanderrucksäcke und wir müssen ordentlich stopfen. Anschließend geht es weiter auf 2300m nach La Soledad. Hier werden wir am Straßenrand ausgespuckt und können die Rückkehrer der letzten Tour beäugen, die in unserem Bus wieder zurückgebracht werden. Nach einem Gruppenfoto VOR der Tour steigen wir auf. Und es geht gleich ordentlich zur Sache. Auf losem Grund, steilen Serpentinen, engen mit Stacheldraht versehrte Passagen und Gegenverkehr geht es 4 ½ Stunden 1300 Höhenmeter steil aufwärts. Der Vulkanaufstieg ist äußerst beliebt, täglich werden 500 Menschen hinauf- und hinabbegleitet. Wir werden angehalten unseren Müll wieder mitzunehmen, doch leider sehen die Rastplätze nicht danach aus.

Wir gelangen in dichten Nebel und sind nach einem wunderschönen Zauberwald bald über den Wolken. Der Agua ragt mit seiner Spitze heraus, ein herrlicher Ausblick mit Sonnenschein wird uns gewährt, doch plötzlich hören wir es donnern. Nach einer Biegung sehen wir den Grund: Der Fuego spuckt ordentlich Lava heraus, raucht was das Zeug hält und alle bleiben fasziniert stehen. Nur noch einige hundert Meter und wir haben es geschafft. Das Basislager liegt auf 3600 m Höhe. Oben angekommen beziehen wir eine Zweibett-Kabine mit Plexiglasscheiben und freiem Blick auf den Fuego. Einfach traumhaft!!! Das CA Traveler-Team ist super organisiert. Sie machen ein wärmendes Feuer, kümmern sich um eine heiße Schokolade und das leibliche Wohl. Der Fuego erhebt sich vor uns und Wolken hüllen ihn ein. Tatsächlich fängt es zu blitzen und regnen an, doch nach 30 Minuten ist alles wieder frei. Die Atmosphäre ist gigantisch und mit der Dunkelheit beginnt das Feuerspektakel des aktiven Vulkans deutlich sichtbarer zu werden. Die Temperaturen sinken auf ca. O Grad und gerne ziehen wir uns nach dem Essen in unsere Schlafsäcke zurück. An Schlaf war nicht zu denken, es ist die Anziehungskraft der pulsierenden Energie des Erdmittelpunkts, dies zu hören und zu erleben,… einfach enorm.

„Rucksack Stopfen“ für den Aufstieg
Durch die Wolken
Der 3768 m Hohe Fuego voll in Aktion
Feuershow bei Nacht
Die Lava fließt

Am nächsten Morgen geht es um 4.00 Uhr los, mit Wasser, noch wärmerer Kleidung, Stirnlampe und Wanderstöcke ausgerüstet auf den Gipfel des Acatenango in 3975m Höhe. Die 375m Aufstieg auf sehr loser Lavaasche bringen uns an unsere Grenzen. Doch wir möchten es schaffen und quälen uns sehr langsam den Berg hinauf. Es hat sich definitiv gelohnt. Der Blick von oben auf den speienden Fuego und dazu die aufgehende Sonne entschädigt uns für alle Mühen. Die Bilder sprechen für sich.

Wir kehren zum Basislager zurück, nehmen unser Frühstück zu uns und in 3 Stunden sind wir wieder abgestiegen. Doch auch der Abstieg hat die Muskeln beansprucht und als wir die Autos hören sind wir mehr als erleichtert und stolz. Ein besonderer Respekt gebührt unserem neugewonnenen Freund Thomas, der mit Gipsarm seinen Rucksack getragen und diesen Auf- und Abstieg bewältigt hat. Wir ziehen den Hut vor Dir, Thomas!

Weitere 376 m Aufstieg um 4 Uhr zum Sonnenaufgang auf den Gipfel des Acatenango (3976 m)
Wir sind nicht allein 😉
Stimmungsvoll!!!

Abschied steht an von dieser tollen Stadt Antigua und ein weiteres Mal von unseren Freunden. Wir fahren auf den Parkplatz am Pacaya „Parque Vulcan Pacaya“ und dürfen hier auch über Nacht stehen bleiben. Es ist einer der aktivsten Vulkane der Welt und seine letzte Eruption war 2021. In seiner historischen Zeit brach er mindestens 23 Mal aus, dabei produzierte er 2010 eine mehrere tausend Meter hohe Aschewolke die auf Guatemala-City niederging und eine 7 cm dicke Ascheschicht legte. Ein äußerst mächtiger Ausbruch und mit Respekt zu betrachten. Momentan ruht er und wir besorgen uns die Nationalpark-Armbänder und dürfen schon mal hinein und einen kurzen Blick erhaschen. Wir haben nämlich Glück und er steht nach dem 45-minütigen Aufstieg wolkenfrei vor uns. Der Sonnenuntergang präsentiert uns einen freien Blick auf alle drei Vulkane, die wir nun schon über einen Monat als Nachbarn kennengelernt und welche uns begeistert haben: Den Agua (3762 m), den Acatenango (3976 m) und den speienden Fuego (3763 m).  

Wieder stehen wir früh auf doch ganz bis zum Sonnenaufgang schaffen wir es nicht auf den höchsten Aussichtspunkt. Die zeitige Wanderung gewährt uns menschenleere Wanderwege und ein Guide ist auch noch nicht am Start. Es geht ca. 500 m aufwärts und dann über das Lava Feld auf den Cerro Chico Krater. Aus diesem Krater ist der Pacaya gewachsen der mittlerweile eine Höhe von 2552 m hat. Von oben können wir die zeitlich unterschiedlich entstandenen Lavaströme deutlich unterscheiden. Ein einfacher Souvenirladen mit einem freundlichen Einheimischen Maya bietet handgearbeiteten Schmuck aus schwarzem Lava Sand und Metall an. Dieser Laden ist einfach jedoch kreativ gestaltet.

Wir genießen den Ausblick, die Natur und die besondere Atmosphäre der vulkangeschaffenen Umgebung. Erst auf unserem Rückweg kommen uns Besucher entgegen.

Der Pacaya (2552 m)
Riesige Lavafelder
Über Lavageröll
Blick ins Tal auf die zeitlich unterschiedlichen Lavafelder
v.r. der Agua (3762 m), der Acatenango (3976 m) und der speiende Fuego (3763 m).  

Ein abenteuerlicher Weg führt uns am Fuß des Vulkans und an der Laguna de Calderas vorbei, um über eine sehr schmale Piste und durch kleine Ortschaften auf die Finca de Escondida zu gelangen. An einer Engstelle knallt uns plötzlich der rechte Seitenspiegel gegen die Tür und beide Spiegelteile haben Risse abbekommen. So ein Mist! Im Gestrüpp haben wir diesen Ast oder Pfosten nicht erkennen können. Jetzt hoffen wir, dass wir mit den Spinnennetzspiegel bis Ecuador durchkommen. Andy wird die Risse mit einem Kleber versuchen zu stabilisieren. Im schlimmsten Fall werden wir Spiegel oben draufkleben müssen.

Die Fahrt zur Finca ist mit tiefhängenden Ästen gesäumt doch machbar für unsere Emma. Wir gelangen auf eine großzügige Wiese, mit lieben Nachbarn, den herumziehenden Rindern und entdecken eine liebevoll gestaltete Umgebung. Eine friedliche Stimmung und absolute Ruhe umhüllen uns und wir fühlen uns sofort sehr wohl. Die Wanderung zu den Aussichtspunkten ist abwechslungsreich mit Hängematten, Fenstern, Sofas, Baumhäuser… gestaltet. Auch auf der Wiese laden Riesenstuhl, Holz-Herz, Sprossenfenster, Fahrrad, Schaukeln u.v.m. mit sagenhaftem Blick am Morgen zur Fotosession ein. Wir haben Glück mit dem Wetter, denn es präsentieren sich der Pacaya, der Cerro Grande, der Agua, der Acatenango und der Fuego im besten Morgenlicht. Diesen Platz werden wir in sehr guter Erinnerung behalten.

Thomas gesellt sich auch nochmals zu uns und nach einem gemeinsamen Tag müssen wir uns wohl für längere Zeit verabschieden. Gute Reise Thomas und hoffentlich kannst du bald wieder mit einem genesenen Arm weiterreisen.

Blick auf die Farm La Escondida und den Pacaya
Malachit- Stachelleguan
Mit der Riesenschleuder ins Universum 😉
v.r. Der Pacaya, der Agua, der Acatenango und der Fuego

Bei unserem Ausflug zu den Wasserfällen in der Nähe entdecken wir „Family everywhere“ wieder. Die Freude ist groß und wir verabreden uns in El Salvador auf einer Ranch. Wir freuen uns aufeinander. Die Wanderung führt uns an Ananasfeldern vorbei und über die Lavageröllfelder am Fuß des Pacaya entlang in eine kleine Schlucht. Über Wackelbretter-Brücken geht es ans Ende der Schlucht wo uns eine kühle Brise des herabstürzenden Wasserfalls empfängt. Wir genießen die kühle Brise und kehren mit ein paar Einkäufen im naheliegenden Dorf zurück auf die Finca.

Am Fuße des Pacaya
Ananasfelder

Letzter Stopp vor der Grenze in El Salvador. Bewusst haben wir uns den Pazifik ausgewählt für unseren 28. Hochzeitstag. Schwarzer Lavastrand, strahlendblauer Himmel und wiegende Palmen. Dazu einen leckeren gebratenen Red Snapper aus einer sehr einfachen Küche gezaubert. Das einzige, was uns verfolgt ist das globale Thema „Plastikmüll“. Der kilometerlange Strand ist voll mit angespültem Verpackungsmaterial, davon 80 % Plastikflaschen. Es scheint die Einheimischen nicht zu stören. Wir versuchen darüber hinwegzusehen und den Blick auf das Schöne zu lenken. Die Überlegungen, etwas von dem Müll einzusammeln verwerfen wir wieder, denn wohin damit??? Es gibt keine Müllcontainer o.ä.

Wir verabschieden uns nun auch von Guatemala und wünschen diesem gastfreundlichen Land, welches uns abgesehen vom Plastikmüll sehr gut gefallen hat, dass der Reichtum der nur bei 3% der Bevölkerung liegt unter den Armen des Landes gerechter verteilt wird. Auch hoffen wir sehr, dass die sozialen Strukturen für die 43 % Alleinerziehenden Frauen in diesem Land ausgebaut werden, damit sie keine 10-13 Stunden täglich arbeiten müssen um ihre Kinder zu ernähren. Leider bekommen sie von Vätern der Kinder oft wenig bis keine Unterstützung. Dabei spielt der Alkohol eine bedeutende Rolle. Das Land ist schon ein gutes Stück nach dem Bürgerkrieg vorwärtsgekommen und es hat noch ein großes Stück vor sich.

Adios Guatemala, wir haben uns stets sicher gefühlt und es werden wunderschöne Plätze in unserer Erinnerung bleiben, insbesondere die Mayastätte Tikal, das sympathische Antigua und der Vulkan Acatenango mit Blick auf den aktiven Fuego.

Damit verabschieden wir uns von euch und wünschen euch frohe Weihnachten und die Zuversicht auf eine friedlichere Welt mit mehr lösungsorientiertem Dialog und zukunftsorientierten Demokrat/Innen. Das ist aktuell dringend nötig.

Das nächste Mal melden wir uns aus den weiteren zentralamerikanischen Ländern auf dem Weg in den Süden. Bleibt gesund und positiv gestimmt!!!

Am Strand von La Baronna
In den Wellen vom Pazifik
Hütten mit Palmblätter gedeckt
Immer wieder werden wir mit dem globalen Thema konfrontiert
Gleicht fast einer Christbaumkugel
Frohe Weihnachten und ein gesundes 2025