Wir sind in El Salvador und grüßen euch mit „Buenas“. Das wird hier allgemein vereinfacht und ist auch uns ganz sympathisch, denn es erspart uns den Blick auf die Uhr ob nun aus Buenos Dias ab 12:00 Uhr ein Buenas Tardes wird. Wir haben eine sehr freundliche El Salvadorianerin an der Grenze und bekommen sehr schnell und unkompliziert unsere Visen für ein halbes Jahr eingestempelt (Welches wir sicher nicht ausschöpfen) und unser TIP für unsere Emma eingetragen und das ohne Durchsicht des Innenlebens. Also das nennen wir mal einen raschen Grenzübergang.


El Salvador, kommt es uns enger vor! Gibt es hier mehr Menschen? Die Ortschaften, durch die wir fahren sind oft so eng, dass wir nirgends parken können. Einkäufe zu tätigen ist eine zusätzliche Herausforderung. Doch auf der Granja Don Alvaro, einer Farm mit Tieren finden wir gastfreundliche Besitzer und treffen unsere Freunde family everywhere wieder. Von hier aus erkunden wir die Ruta de las Flores mit den öffentlichen Bussen, die hier tatsächlich humaner unterwegs sind. In Juayua lassen wir uns von einem Guide (das ist wohl üblich hier), dem 14-jährigen Isaias zu den 3 schönsten Wasserfällen führen und erkunden den Ort welcher in der Mitte der Ruta de las Flores liegt. Eine Baustelle direkt vor der Kirche und der schon seit Tagen starke Wind treibt uns den Staub in die Augen. Wir entdecken ein Käsegeschäft und decken uns mit köstlichem Schafskäse ein. Die Ruta de las Flores zieht sich vom Norden liegenden Ort Ahuachapan über Ataco, Apanec,a Juayua und Salcoatitan nach Nahuizalco auf einer Strecke von insgesamt 36 km.






Am folgenden Tag machen wir uns zu sechst auf den Weg nach Ataco, der für uns wohl schönste Ort auf dieser Strecke. Eine vorweihnachtliche Dekoration stimmt uns nun doch auf das kommende Fest ein. Da sich die Stimmung bisher noch nicht so richtig eingefunden hat. Wir schlendern durch die Straßen, entdecken hübsche Cafés und Souvenirshops und tatsächlich ergattern wir hier unseren kleinen Weihnachtsbaum😉


Im Entre Nubes finden wir ein Restaurant mit botanischem Ambiente vor. Unter den Himmelsblumen sitzend genießen wir unser Mittagessen und wandern anschließend den grünen Pfad zum Aussichtspunkt. Dabei beeindruckt uns der Riesenbambus mit seinen vom Wind erzeugten knarzenden Geräuschen und die Blütenvielfalt im Garten mit eigenem Kaffeeanbau. Ein schöner Ort der verzaubert!! Zudem gesellen sich Ana und Angelo zu uns und wir verabreden uns gemeinsam auf den Vulkan Santa Ana zu wandern.




Auf der Granja Don Alvaros lernen wir zwei deutsche Familien kennen und dürfen mit Nils und seinem Familien-Van in die Stadt zum Einkaufen mitfahren. Das ist ein super Angebot und wir müssen uns keine Gedanken über eine fast unmögliche Parksituation machen. Anschließend geht es weiter auf den Vulcan Santa Ana. Auch hier ist ein ständiges Aufpassen notwendig auf den Serpentinen schlängelnden Weg in die Höhe. Der Blick richtet sich abwechselnd nach unten auf die Tumulos (Bodenschwellen) und nach oben wegen den niedrig hängenden Ästen und Elektrokabel.
Auf der großzügigen Wiese des Casa de Cristal können wir für 10 US$ übernachten. Wir sind auf 5 Familien angewachsen und steigen nun zusammen auf den Krater. Die Wünsche, dass sich der Wind etwas legt, werden irgendwie gehört, denn durch die Starkwinde wurden in den letzten Tagen die Touren bis zum Kraterrand abgesagt. Unser Guide Mauricio gibt uns das Zeichen, dass wir ganz hinaufkönnen und dazu haben wir eine hervorragende Fernsicht auf den Vulkan Izalco, den Lago de Coatepeque sowie den Pazifik. Es ist einfach fantastisch. 500m ist der Aufstieg auf den Kraterrand Santa Ana, der auf 2381m liegt und dazu der spektakuläre Blick in den Schlund auf einen leuchtend-türkisenen See, der mit seinen 45-50 Grad dampft und uns den Schwefelgeruch in die Nase treibt. Erst 2005 ist er das letzte Mal ausgebrochen und tausende Menschen mussten fliehen. Eine 10.000 Meter hohe Rauchwolke stand über dem Kraterrand und Asche, Gesteinsbrocken und Lava wurde herausgeschleudert. Seitdem darf man auch nicht mehr um den Krater laufen. Wir genießen den Ausblick und auf dem Abstieg lauschen wir den Berichten unseres Guides über die politische Lage des Landes. Diese sieht nämlich sehr verheerend aus, denn es wird laut unserem Guide von einem „Machtbesessenen“ regiert.
Der Gehalt der Menschen wird nicht an den teuren US$ Preis angeglichen und sie verdienen zum Beispiel als Beamte nur 320 US$ pro Monat. Damit kann man keine Familie versorgen. Der Präsident lässt riesige Gefängnisse bauen, 70.000 – 80.000 Menschen sind seit 2022 innerhalb eines Jahres eingesperrt worden, darunter 25% unschuldige Menschen. Eine Unterstützung von anderen Ländern betrachtet er als unnötig, sein Land ist innerhalb von 3 Jahren deutlich sicherer geworden. Das können wir bestätigen, denn wir reisen sicher durch die Straßen El Salvadors. Jedoch werden giftige und gefährliche Minenarbeiten wieder etabliert und die soziale Unterstützung sowie Krankenfürsorge ist noch deutlich ausbaufähig. Es gibt leider eine sehr große Kluft zwischen sozial-schwachen Familien und finanziell gut abgesicherten Menschen. Wir sind erschrocken über diese Aussagen und obwohl die Führung für uns umsonst ist, geben wir ihm am Ende eine kleine finanzielle Unterstützung. Wir haben das Glück, dass Ana als Spanierin perfekt die Sprache beherrscht und diese von Einheimischen interessanten Informationen übersetzen kann.




Reisen ist wie ein Kommen und Gehen. Man trifft sympathische Familien/ Paare oder Singles und geht wieder seiner eigenen Wege. Nun steht für uns wieder einen Abschied von „family everywhere“ an und ein gemeinsamer Reiseabschnitt mit Ana und Angelo startet. Wobei wir ein Wiedersehen gesichert sehen.
Wir entscheiden uns den See Coatepeque, welcher von oben sehr einladend ausgesehen hat, nun vom Ufer aus zu betrachten. Er soll zu den schönsten Kraterseen Mittelamerikas zählen und liegt in einem Naturpark. Die Anfahrt ist mit unseren Autos nicht zu bewerkstelligen. Steil, eng und mit riesigen Geröllabschnitten und Furchen. Darum lassen wir sie an einem bunt geschmückten Friedhof stehen und wandern die 3 km und 300 Höhenmeter hinunter an den See. Einheimische Angeln mit einfachen Mitteln und wir genießen einen gebratenen Fisch. Da wir hier nicht übernachten können fahren wir weiter nach Sacacoyo auf den RV Park Rancho Todajas. Wieder einmal gestaltet sich die Anfahrt als reinstes Abenteuer. In die Straße ragende Äste, tiefhängende Kabel und auf beiden Straßenseiten parkende Fahrzeuge erschweren das Durchkommen. Angelo räumt hinter uns auf, denn wir hinterlassen eine „Baumrasur“. Einen Autobesitzer müssen wir leider aus dem Bett klingeln, sonst hätten wir die Straße nicht weiter passieren können.
Auf der Ranch heißt uns eine super freundliche Familie willkommen, die uns auch sogleich zum besten Pupusas-Restaurant des Ortes begleitet. Pupusas ist ein typisches Gericht aus El Salvador. Dicke Tortillas aus Mais- oder Reismehl mit einer eingebackenen Füllung und wird mit Krautsalat und Tomatensoße verzehrt. Wir genießen die Gesellschaft mit einem weiteren französischem Pärchen und erleben das weihnachtliche Lichtermeer mit dem Tor in die Zukunft der Innenstadt Sacacoyos, der ganze Stolz des Ortes.
Von den Besitzern der Ranch, Eli und Rene, erfahren wir interessanterweise eine komplett gegensätzliche Meinung über ihren Präsidenten Nayib Bukele. Er ermöglichte allen Schülern des Landes ein Tablet und ein Laptop mit unbegrenztem Zugang zum Internet, zudem schenkte er allen Einwohnern des Landes einen Zugang zu einem Online Konto mit 30 US$ Guthaben in Bitcoins. Sie sind mit ihrem Präsidenten sehr zufrieden, er habe das Land sicherer gemacht und es ist wieder ein normales Leben in der Öffentlichkeit möglich. Ihrer Auskunft nach verdient ein Feldarbeiter 600 US$ im Monat. Es ist eben wie überall, es gibt gegensätzlich Meinungen, Erfahrungen und eine weitere Meinung wird ebenso interessant.
Wir denken, in der Mitte liegt wohl die Wahrheit.





Weiter geht es ans Meer. Unsere Recherchen führen uns auf größeren Straßen an den Playa de Hojas Eco Villas. Wir finden unter einem Palmenhain zwischen geschützten Mauern und einer kleinen Düne genügend Platz und genießen das Meeresrauschen und den Blick auf den Pazifik. Am Restaurant dürfen wir den Pool nutzen und revanchieren uns mit Getränken und Essen für die Gastfreundschaft.
Eine wunderbare Oase mit schattigen Sitzgelegenheiten und Gerard, dem Besitzer, der ein privates Schutzprojekt der Oliv-Bastardschildkröte betreibt. Er kauft von den Einheimischen die Meeresschildkröteneier ab, die sie am Strand einsammeln und als Potenzförderung an die Einheimischen zum Verzehr verkaufen. Dieses Ammenmärchen ist eine zusätzliche Gefahr für diese bedrohten Meeresschildkröten. Wir erleben einen emotionalen Morgen, denn wir dürfen ca. 150 frisch geschlüpfte Meeresschildkröten ins freie Leben entlassen. Zweimal im Jahr legen die Weibchen ca. 150 Eier am Strand ab. Die hier geschlüpften Weibchen kommen dann in ca. 14 Jahren wieder, wenn sie die Gefahren des Meeres überstehen. Denn von 1000 Kleinen Meeresschildkröten überleben nur 5-8 und kehren zur Eiablage zurück. Darum ist es Gerard auch wichtig, mehr Weibchen zu generieren und dies gelingt durch mehr Wärme im Nest. Die Oliv-Bastardschildkröten können 30-50 Jahre alt werden. Die Bedrohung dieser Art findet auch durchs Klima statt. Dieses Jahr zum Beispiel hat eine zu lange und heftige Regenzeit von Juni bis November sowie einem zu heißen Sommer die Zahl der Eiablage an diesem Ort halbiert. Er beklagt, dass der Staat wenig Schutz-Programme unterstützt und die Bevölkerung zu wenig sensibilisiert ist. Mexiko ist für Gerard das Vorbildland. Mit Spenden kann man ihn unterstützen und wir erleben etwas ganz Besonderes.








Suchitoto liegt 50km nordöstlich der Hauptstadt El Salvador. Die spanische Kolonialarchitektur, die alten Kopfsteinpflasterstraßen und die gelebte Kultur insbesondere anschaulich durch ihre Feste für Kunst und Essen lassen uns hier gerne verweilen. Sie schafft es auch, für uns zur bisher schönsten Stadt El Salvadors zu werden. Es gibt viele kleine Galerien und wir erleben zusätzlich eine Prozession zu Ehren der Santa Lucia, bei dieser auch die traditionelle Kleidung getragen wird. In der Nähe der Gemeinde finden wir in Los Tercios, dem Wasserfall am Basalt-Gestein mit herrlicher Aussicht auf den Suchitlan See einen Platz zum Übernachten. Der See ist mit 135 qkm das größte Gewässer des Landes und ein wichtiges Wasserreservoir. Wir treffen Ana und Angelo wieder und erkunden gemeinsam die sympathischen Gassen mit Cafes und Restaurants, einem kleinen Vergnügungspark und dem fantastischen Blick auf den See und die Landschaft.










Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Kaum zu glauben aber es gibt diese Stadt in El Salvador und sie liegt auf 1020 m Höhe. Die Kaffeeproduktion ist die traditionell wirtschaftlich wichtigste Einnahmequelle des Ortes. Die Stadt wurde 1885 als Berlin von den damaligen Bewohnern und einem Deutschen namens Serafin Brennen gegründet. Er hatte vor der Küste El Salvadors Schiffbruch erlitten, ist in diesem Ort geblieben und hat dann diese Gemeinde aufgebaut. Die Flagge Deutschlands ist auch hier das Erkennungsmerkmal mit dem Motto: „Stadt der frischen Kaffeeplantagen“. Wir erleben auch hier am weihnachtlich geschmückten zentralen Platz eine kulturelle Tanzdarbietung der Nachbarländer Mexiko und Honduras. Bunt, fetzig, rhythmisch und überwältigend ausdauernd erleben wir als einzige europäische Touristen mit Ana und Angelo diese besondere Veranstaltung. Wir werden sogar offiziell vom Organisator begrüßt, staunen über die farbenprächtigen Kostüme und können uns bei der flotten Musik kaum ruhig halten. Mit den traditionellen Pupusas beschließen wir den Abend.







Ein Tagesausflug steht auf dem Programm. Wir fahren gemeinsam mit den öffentlichen Bussen nach Alegria. Es liegt in der Sierra de Chinameca auf 1200m Höhe und bietet eine Aussichtsplattform mit hundert Stufen und eine Kirche mit roten Turmspitzen, die Usulutan. Von hier aus starten wir unsere Wanderung zum „Smaragd Amerikas“.

Der Vulkan Tecapa sticht mit seinen 1594 m über dem Meeresspiegel hervor und bietet nicht nur ein herrliche erfrischendes Klima mit Kaffee-Anbau, sondern birgt in seiner Mitte auch einen Kratersee, der mit leuchtendgrünem Wasser auf Schwefelschichten ruht und gut gefüllt ist. Auf einem wunderschönen Wanderweg mit herrlichen Ausblicken geht es an Kaffeepflanzen vorbei. Wir erleben sogar die Kaffeebohnenernte, bei der von Hand die reifen dunkelroten Bohnen gepflückt werden. Die am Wegesrand blühenden Weihnachtssterne, Fackelkerzen und herrliche Wege mit lila Büschen gesäumt sowie die Gespräche mit unseren neuen Freunden lässt uns die Wanderung kurzweilig erscheinen. Das Wetter und die Temperaturen sind optimal und auch die Wanderung um den See ist ein Genuss. Nur zum Schwimmen lädt er uns nicht ein mit dem Schwefelgeruch in der Nase und dem lokalen Mythos im Ohr, dass in dem See eine Meerjungfrau lebt und Männer, die dort schwimmen, in den Tod lockt.






Wir müssen uns immer genau überlegen, wo wir mit unserer Emma nächtigen können. Dabei orientieren wir uns u.a. auch an den Einträgen in iOvelander und den Stellplätzen von Bekannten, die mit ähnlichen Fahrzeugen unterwegs sind. Und trotzdem ist es immer wieder spannend, welche Engstellen, tiefhängende Äste und Kabel sowie knappe Einfahrten uns herausfordern. Es bleibt nicht aus, dass Emma die ein oder andere Schramme abbekommt. So haben wir in unserer Heckbox eine Delle, da Emma unbedingt eine Palme küssen musste.



Wir haben noch einmal Lust auf das Meer und entscheiden uns für den Playa de las Flores in El Cuco am Pazifik. Dieser Strandabschnitt ist in einer Bucht, dadurch sind die Wellen abgemildert und auch für uns ein Spaß im Wasser. Die Einfahrt ist eng, Blätter werden rasiert bis wir im Schatten der Palmen stehen. Bei Ebbe können wir zu Fuß am Strand bis El Cuco laufen. Doch bei Flut nähert sich das Wasser bis zu den Restaurants. Ein toller Platz, mit Hühnern als Nachbarn und unseren Hängematten zum chillen. Wir lassen die Seele baumeln und genießen das Meer.




Von Meereshöhe in La Union bis auf 1200m Höhe auf den Vulkan Conchagua, und das in einer Stunde, mit einem Kleinlaster, offener Pritsche, offenem Dach und nur einer Reihe Sitze. Die Fahrt ist abenteuerlich. Es geht sehr steil aufwärts auf groben Kopfsteinpflastern mit scharfen Serpentinen und einem Blätter/Konfettiregen unter den streifenden Ästen der Bäume. Endlich oben angekommen werden wir belohnt. Der Ausblick ist traumhaft vom Espiritu de las Montana auf den Golf von Fonseca mit seinen bewohnten Inseln und dem Blick von El Salvador auf die Nachbarländer Honduras und Nicaragua. Wir genießen den Sonnenuntergang und können den Zauber vom Geist des Berges nachvollziehen. Im Dunkeln geht die Fahrt dann wieder durchgeschüttelt zurück nach La Union auf einen ummauerten und geschützten Parkplatz mitten in der Stadt.



Ein neues Land, das zweitärmste Land Amerikas ist nun auf unserer Route. Honduras besitzt eine große Kriminalitätsrate, vor allem in den Städten. Ein Großteil der Bevölkerung verdient zu wenig, um die eigene Familie zu ernähren. Viele Kinder brechen die Schule ab und schuften unter gefährlichen Bedingungen. Oft landen sie auf der Straße und schließen sich kriminellen Jugendbanden an. Seit 1982 ist das Land von der Militärdiktatur befreit und besitzt nun eine Demokratie mit klassischer Gewaltenteilung. Seit 2022 wird es sogar von der ersten Frau Zentralamerikas an der Staatsspitze angeführt. Mit der Korruption und Straflosigkeit sowie den gewaltbereiten Jugendbanden („Maras“) und der verbreiteten Drogenkriminalität steht das Land mit der Präsidentin Xiomara Castro vor großen Herausforderungen. Der Grenzübergang ist gut zu bewerkstelligen mit den Helfern, die uns zur Seite stehen. Wieder läuft alles der Reihe nach. In El Salvador den Ausreisestempel abholen, TIP austragen lassen damit in Honduras wieder der Einreisestempel einen Platz findet und die Emma mit dem TIP einreisen kann. Nach zweieinhalb Stunden haben wir es geschafft.



Wir füllen unseren Kühlschrank im erstbesten Lebensmittelladen. Auf der Fahrt in den Südwesten des Landes fällt uns die Armut deutlich auf. Die Häuser sind einfacher gebaut und der Müll unsäglich und am Straßenrand haufenweise entsorgt. Unserem Gefühl nach noch schlimmer als bisher, wenn eine Steigerung noch möglich ist. Es wird schon dunkel, denn die Baustellen auf den Straßen lassen uns mit vielen Staus nur zäh vorwärtskommen. Mit der Dämmerung entscheiden wir uns für einen iOverlander Platz, doch diese ist durch den Bau der neuen Straße nicht mehr vorhanden. Wir finden einen großzügigen planierten Platz vor und entscheiden uns dort zu übernachten. Nachts werden wir wach, weil etwas gegen die Emma stößt. Doch es ist nichts zu sehen und an Schlaf auch nicht mehr zu denken. Um 3-4 Uhr morgens hören wir lautstark Frauen miteinander reden, direkt neben uns. Erst mit dem Sonnenaufgang wird uns klar, dass wir hier gegenüber von einem Gefängnis parkieren und die Frauen sich schick machen für die Gefängnisbesuche zu Weihnachten. Wir können jedenfalls behaupten, dass dieser Platz gut bewacht allerdings auch gut vermüllt war.


Kurz vor Danli bei Jacaleapa besuchen wir eine bekannte Familie von Ana und Angelo. Sie haben eine Wohlfühloase für Gäste und Reisende innerhalb eines Jahres aufgebaut, den Campingplatz El Eden. Die Anfahrt ist zu bewältigen, mit Kabellifting und Baumrasur und wir werden von ihnen herzlich empfangen. Der Platz mit kleinem Pool, einer großen Gemeinschaftsküche und gemütlichen Cabanas ist mit liebevollen Details gestaltet. Der steile Hang wurde mühevoll in Terrassen angelegt. Wir stehen ganz unten auf der Wiese mit Schafen und Kühen als Nachbarn und erkunden die Umgebung. Sogar 3 verschiedene lange Wanderwege haben sie angelegt. Das Wetter ist etwas unbeständig, etwas kühler und regnerisch, jedoch bei angenehmen Tagestemperaturen von 24 Grad. Hier ist ja nun auch Winterzeit. Wir genießen vor allem die absolute Stille bevor wir herzlichst von Natalie und Fabricio verabschiedet werden.





Die Grenze zu Nicaragua wird als die langwierigste, strengste und komplizierteste angegeben. Wir fahren zuerst einmal an kilometerlangen LKWs nach Las Manos vorbei, die auf ihre Einfuhrpapiere vom Zoll warten und die Wartezeit mit Putzaktionen vertreiben. Uns steht sogleich ein Helferlein zur Seite und wir sind innerhalb einer Stunde aus Honduras ausgereist. Doch die nächsten 3 Stunden verbringen wir Beine in den Bauch stehend beim Einreisestempel und TIP abholen in Nicaragua. Zudem werden unsere Fahrzeuge mehr oder weniger gründlich durchsucht. Die Schränke sind dann doch zu viel und die zwei Beamten sind relativ zügig fertig. Unsere Fotoapparate und die Gopro werden auf dem TIP eingetragen und müssen nach Costa Rica wieder ausgeführt werden. Eine Fumigation bleibt uns leider auch nicht erspart. Alles in allem sind wir nach 4 Stunden in Nicaragua und alles hat gut geklappt. Jedoch war es untersagt im Grenzgebiet Fotos zu machen.
Die Straßen sind in gutem Zustand und tatsächlich zu unserer Freude etwas breiter. Zudem kommt es uns bei unseren ersten Kilometern am Straßenrand sauberer und grüner vor. Weihnachten nähert sich und wir beschließen diesen im Canon Somoto zu verbringen. Dort auf der Finca Balcon del Canon de Somoto buchen wir eine Tour auf dem Rio Coco und in die Schlucht und genießen das typisch traditionelle Essen in diesem Land „Gallo Pinto“, Reis mit dunklen Bohnen zubereitet, gebratenes Hühnchen und frittierte Bananen sowie Krautsalat. Köstlich!!!
Am Weihnachtstag geht es los! Erst zu Fuß am Ufer entlang und teilweise durch den Fluss Coco, der mit seinen 775 km der längste Fluss Mittelamerikas ist. Angelo verabschiedet sich dann bei den Booten von uns, er schont sich noch nach einer Erkältung. Wir hingegen werden im Ruderboot Flussaufwärts gebracht, bis es nicht mehr weitergeht. Dann kommen die großen Gummischläuche dran. Wir haben riesigen Spaß gemeinsam mit den Jungs die uns begleiten und genießen das klare Wasser und die enger werdende Schlucht, die für uns an ihrem Ende einen kleinen Wasserfall hat. Es ist die kleine Tour von drei Angeboten und für uns völlig ausreichend. Erfüllt kehren wir zurück, parkieren auf einer lichten Wiese und bereiten gemeinsam die „Handmade“ Pizza vor, unser Weihnachtsessen. Auf dem Pizzastein wird sie perfekt knusprig gebacken und mit dem kleinen Weihnachtsbaum und süffigem Wein genießen wir bei Sternenhimmel den lauen Abend in bester Gesellschaft. Mit plötzlich auftretendem Regen wird dieser dann auch beendet und wir räumen alles hektisch in unsere Häuser. Ein schöner Tag geht zu Ende.







In Esteli finden wir eine Zigarren-Hochburg vor. Vom Anbau bis zur Verarbeitung und dem Verkauf ist diese Stadt bekannt. Doch am ersten Weihnachtsfeiertag ist alles geschlossen und auch die Stadt ruht sich aus. Wir schlendern durch die Straßen, finden einige schöne Fotomotive und stillen unseren Hunger im einzig geöffneten Lokal. Auf der Weiterfahrt entdecken wir tatsächlich noch einen geöffneten Zigarren-Shop und staunen über die Vielfalt der Handgedrehten Zigarren. Allerdings wird der Verkäufer mit uns „Nichtrauchern“ kein Geschäft machen.






Ruhe im Grünen finden wir im Naturschutzgebiet Tisey- La Estanzuela nur 15 km von Esteli entfernt. Mitten im Ort La Garnacha finden wir einen Platz zum Schlafen auf 1500m Höhe und die Kühle beschert uns eine erholsame Nacht. Dieser Ort hat einen kleinen Kiefernwald, viele gepflegte Gärten und Hütten zum Mieten und vor allem Menschen, die uns willkommen heißen. Kühe grasen auf der Wiese, Schweine liegen faul in Gärte und Hühner laufen überall herum. Eine friedliche Idylle umgibt uns. Von hier wandern wir zu den Aussichtspunkten „Cerro Apaguajil“ genießen den Ausblick auf die herrlichen Bergketten Nicaraguas und besuchen den Steinskulpturengarten von Don Alberto Gutierrez.





Ein origineller Mann, ein Einsiedlerkünstler, der Skulpturen in den Felsen eines Berges schafft. Don Alberto Gutierrez lebt mit seinen Brüdern auf einer kleinen Farm ohne Zugang zu Fernsehen, Internet, Telefon und Strom. Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt er sich in der Abgeschiedenheit des Naturschutzgebiets mit Figuren von Ureinwohnern, Helden, Tieren und religiösen Symbolen, die er in Felsen mit einem Stein als Hammer meißelt. Seinen Platz betitelt er als Garten des Friedens, der Liebe und des Glücks. Mittlerweile ist er 84 Jahre alt und hat seine Leidenschaft für die Bildhauerei und seinen Kindheitstraum hier in den Jacalate- Hügeln verwirklicht. Dies bewahrt er wie einen Tempel und seine Gäste heißt er persönlich gerne willkommen. „Mit der Nägeln und einem Steinhammer erschaffe ich meine Kultur und mache noch mehr Dinge, bis ich sterbe“, sagt er.
Wir sind von seinem Charisma beeindruckt und nur mit ihm hat dieser Platz eine für uns unvergessliche Bedeutung.





Telica ist ein aktiver Vulkan und wir möchten gerne auf den Kraterrand wandern und in seinen Schlund blicken. Alltrails hat die Wanderung nach der wir uns richten beschrieben. Doch der Startpunkt ist mit unseren Fahrzeugen nicht zu erreichen. Der 2km lange Weg zum eigentlichen Startpunkt auf losem Vulkansand gestaltet sich beschwerlich. Anschließend geht es in von Bächen gegrabenen tiefen Canyons immer weiter aufwärts. Wir starten zwar zu viert doch nach der Hälfte kehren Ana und Angelo um, denn Angelo fühlt sich immer noch nicht ganz fit. Für uns geht es weiter und es ist abgemacht, dass wir uns wieder in Leon treffen. Die 721 Höhenmeter sind schon sehr anstrengend, doch zum Glück sind wir viel im Schatten der Bäume. Wir kommen am Vulkan Santa Clara vorbei, immer weiter hinauf mit dem Geschrei der Papageien über unseren Köpfen bis zur Wetterstation des Kraters. Von dort können wir an den Kraterrand gelangen und hören schon das Rauschen und Zischen aus der Tiefe des Schlunds. Es riecht nach Schwefel und der Rauch nimmt uns den Blick auf das Innere. Überwältigend so nah am Herzen der Erde zu stehen, auf 1061m Höhe, einem Krater mit 700m Durchmesser und etwa 120m Tiefe. Er zählt mit zu den aktivsten Vulkanen Nicaraguas. Seine letzte Eruption war im Mai 2015 und brachte eine 1,2 Kilometer hohe Aschewolke einher. Es mussten 60 Dörfer evakuiert werden. Ungefähr 1 km weiter befindet sich eine Fledermaushöhle und diese ist nicht ganz einfach zu erklimmen. Doch in der Höhle hängen hunderte von Fledermäusen und flattern um unsere Köpfe hinweg. Wir lassen sie bald wieder in Ruhe, und kehren um auf unseren 11 km langen Abstieg. Nach insgesamt 23 km und 8 Stunden sind wir ziemlich müde, staubig und vom Regen durchnässt in unserem Zuhause auf vier Rädern.








Andy hatte leider keine gute Nacht. Der rezente Käse aus Rohmilch aus dem Naturschutzgebiet Tisey hat seinen Magen überstrapaziert. Wir machen langsam und fahren nach einem kurzen Einkauf auf einen schattigen Platz am Baseball-Stadion in Leon. Die Fahrt ist nicht weit, nur 16km entfernt und unter schattenspendenden Bäumen kann sich Andy auskurieren. Die Temperaturen sind deutlich angestiegen und unsere Ventilatoren wieder aus der Ecke geholt und im Dauereinsatz. Mit Ana und Angelo verabreden wir uns in Granada.
Somit mache ich mich allein auf den Weg in die 1524 gegründeten Kolonialstadt und auf zur größten Kathedrale Mittelamerikas. Diese Stadt besitzt eine geschichtliche Bedeutung, denn 1821 wurde hier die Unabhängigkeitsurkunde von Spanien unterzeichnet. Danach war Leon Hauptstadt Nicaraguas und wechselte sich mit Granada, der eher konservativen Stadt mehrmals ab. Dieser Wechsel wurde mit der Ernennung von Managua zur Hauptstadt im Jahr 1858 gelöst. Ganz nach dem Motto: “Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte“.


Ich mache mich auf zum Dach der größten Kathedrale von Leon, der Basilica de la Asuncion. Sie wurde nach 100-jähriger Bauzeit 1860 fertiggestellt. Nun zieht es täglich viel Touristen an, um auf sehr engen Stufen auf das Dach zu steigen. Und genau hier, unter vielen Menschen treffe ich Helene und Marco vom Spanischkurs in Antigua wieder. Gemeinsam reihen wir uns in die lange Schlange für das Ticket ein und wir verkürzen uns mit einem Plausch die Wartezeit. Kaum auf dem Dach angelangt, heißt es Schuhe aus und Aussicht genießen. Der Flair mit den Türmen und runden Kuppeln sowie dem Blick auf die Stadt , dazu die Abendsonne, macht die lange Wartezeit wieder wett. Rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit kehre ich zurück und bin erleichtert, dass es Andy wieder etwas besser geht.




Leon gilt als intellektuelle und liberale Stadt und man sieht heute immer noch die Spuren der Revolutionskämpfe der FSLN (sandinistische Befreiungsfront) von 1978/79, die seitdem von ihnen regiert wird. Die alten Kolonialbauten und die beschädigten Gebäuden aus der Zeit der Befreiung verleihen den Straßenzügen einen morbiden Charme.


Die Nacht war verhältnismäßig ruhig, und wir starten früh nach Granada. Der Vulkan Masaya ist wegen giftiger Gase gesperrt und die Lagune Apoyo lassen wir wegen der Emmagröße aus. Zudem steht bald Silvester vor der Tür und diesen Abend möchten wir gerne am Strand von Popoyo mit unseren Freunden verbringen.
Granada, die Perle oder große Sultanin, empfängt uns erfreulicherweise mit eher breiten und meist sauberen Straßen und liegt direkt am Süßwassersee Lago Cocibolca. 1524 wurde sie vom spanischen Eroberer Hernandez de Cordoba gegründet und entwickelte sich zu einem bedeutenden Hafen von dem aus Güter in die Karibikküste und nach Europa verschifft wurde.
Sie ist die älteste Stadt der Region, zählt auch zu der Schönsten und wir stehen nicht weit vom Zentrum entfernt direkt neben der morbiden Kirche de Guadalupe. Pferdekutschen klappern an uns vorbei und bald gesellen sich wieder Ana und Angelo zu uns. Gemeinsam erkunden wir die dynamisch, warme und farbenfrohe Stadt. Viele gepflegte Häuser mit Innenhöfen/ Patios, Bars und Restaurants, Märkte sowie Parkanlagen können wir entdecken. Auch hier haben die zahlreichen Kirchen eine große Bedeutung, sie werden von den Einheimischen noch gerne besucht und vom Turm der Kirche „La Merced“ aus können wir uns einen Überblick verschaffen. Die Stadt gefällt uns allen und nach einem gemeinsamen Happy Hour Drink kommen wir noch rechtzeitig vor dem heftigen Gewitter zurück.
Wir haben wegen der Hitze das Dach geöffnet und vor lauter Gebläse-Lärm der Ventilatoren wir die Regentropfen nicht gehört. Dabei ist unser Bett durchnässt worden und wir sind mit Badeanzug ins Bett😉Hahaha! Tja, ziemlich blöd gelaufen.







Nicaragua gefällt uns gut, die Straßen sind breiter, recht gut ausgebaut, die Landschaft ist grüner und wir registrieren insgesamt weniger Müll. Obwohl sich Fußgänger, Ochsen- und Pferdekarren, Reiter hoch zu Ross, Rikschas, Fahrräder, Mopeds und natürlich allerlei Fortbewegungsmittel auf vier Rädern die Straße teilen wirkt alles sehr friedlich. Von der großen Hauptstraße biegen wir ab Richtung Pazifik auf eine kleinere Straße um an den Strand von Popoyo zu gelangen. Unser Garmin und OrganicMap haben die neu und mit Pflastersteinen aufwändig verlegte Straße noch nicht und wir fahren im „Nowhere“. Wieder heißt es auf Bäume und Kabel achten und tatsächlich benötigen wir dieses Mal unsere Handsäge, da sich ein dicker Ast zwischen die Fahrer- und Wohnkabine geschoben hat, anstatt auf dem Astabweiser über das Dach zu gleiten. Nach 20 Minuten ist der dürre Ast beseitigt und es kann weiter gehen.


Wir haben damit nicht gerechnet, doch wir finden einen traumhaften Platz für Silvester direkt in der ersten Reihe mit Blick auf den Pazifik. Der Pächter der Bar Nica Vibes am Popoyo Strand, Sebastian, ein Französisch -Kanadier heißt uns willkommen und wir richten uns für den Silvesterabend ein. Strandspaziergänge, Happy Hour Getränke mit Blick auf die dahingleitenden Pelikane und den Sonnenuntergang, gemütliche Stunden in Hängematte und Co. Spiele und nicht zu vergessen, die Vorbereitung für die Paella erfüllen unsere Tage. Auch der Abend wird mit Spielen sehr lustig und die Paella ist mal wieder so köstlich. Wir begrüßen gemeinsam das neue Jahr 2025 und sind glücklich über diesen Ort, die Gesellschaft und unsere unglaubliche Lebensphase. Dankbarkeit erfüllt uns.
Der Sonnenuntergang an Silvester, ein riesiges Lagerfeuer und ein paar Raketen (wir hätten sie allerdings nicht benötigt) runden den Abend ab. Was für ein Platz, was für eine Atmosphäre, was für tolle Freunde!!!







Die Abfahrt wird uns etwas erschwert, denn Bauarbeiten haben große Erdhaufen direkt vor der Ausfahrt gegenüber auf den Weg geworfen. Freundlicherweise räumt uns ein Bagger die Straße etwas frei und der Krebs unter dem Reifen verzieht sich auch noch rechtzeitig. In Rivas kaufen wir reichlich ein und füllen unseren Kühlschrank und Vorratsplätze auf, denn Costa Rica wird um das doppelte/ dreifache teurer. In Ostayo finden wir mit Blick auf den stürmischen See „Lago Cocobolca“ mit den zwei Vulkanen Concepcion und Maderas auf der Insel Ometepe. Wir verzichten wegen des schlechten Wetters auf den Besuch der Insel und trotzen dem aufkommendem starken Wind mit einigen Billiard- Spielen. Wieder einmal haben wir viel Spaß zusammen und sind voller Vorfreude auf Costa Rica.
Mit dieser Vorfreude verabschieden wir uns von euch und hoffen sehr, das neue Jahr bringt uns mehr positive Entwicklungen, auch wenn es manchmal anders aussieht.


