Hier sind wir wieder und begrüßen euch diesmal beim Verlassen des Bundesstaats Chiapas. Viele Quellen haben uns vor ihm gewarnt, doch unsere Routen haben wir mit Bedacht gewählt und uns bei Einheimischen nach der Sicherheitslage erkundigt. Es gab keine Situation, die uns ein ungutes Gefühl bereitet hat, außer eine Straßenblockade der Dorfbewohner, die von uns 250 Pesos wollten und uns mit 50 Pesos weiterfahren ließen. Sie halten wohl die Straße sauber, behaupten sie😉Nun befinden wir uns im Bundesstaat Campeche am Golf von Mexiko. Es erwartet uns das Meer mit schwüler Hitze, die Sturmwarnungen fest im Blick genießen wir am Playa Esmeralda auf dem Costa del Sol Camp karibische Atmosphäre unter Palmen. Zudem können wir die Pelikane, Fischadler, Stelzenläufer und Sandpiper beobachten. Endlich wieder am Meer, das Rauschen der Wellen und den Wind in den Palmenblättern hören, den Sand unter den Fußsohlen spüren. Doch hinein ins Meer getrauen wir uns bei der aufgewühlten Stimmung nicht. Mit einer Quallen-Allergie sind wir da sehr vorsichtig geworden. Hier ist ein Meeresschildkröten-Schutzgebiet und wir haben Glück gerade heute geschlüpfte Caretta Caretta zu sehen. Sie werden behütet bis die Flut kommt und sich das Meer beruhigt hat. So ist zumindest die Aussage des ehrenamtlichen Helfers. Am selben Tag reisen auch „family everywhere“ an. Eefke und Pascal mit ihren zwei Töchtern Nienke und Karlijn treffen wir nun zum 4. Mal. Die Freude ist groß und der Austausch intensiv. Bestimmt kreuzen sich unsere Wege wieder, denn wir haben ja auch dieselbe Richtung im Visier.
Auf dem Weg nach Cancun können wir eine Abkühlung vertragen und fahren zur Cenote X`Batun. Sie liegt geschickt auf der Route 49 km von der Stadt Merida auf der Autobahn Muna-Uxmal. Das Navi sowie Organic Maps schicken uns auf eine Seitenpiste. Die Bäume werden wieder enger und tiefhängende Äste machen das Durchkommen schwer. Also nutzen wir die nächste Gelegenheit um wieder umzukehren. Emma hat ordentlich Grünzeug eingesammelt. Da einige dickere Äste über das Dach geschrappt sind schauen wir gleich nach den Solarpanels, ob noch alles heil ist und befreien sie vom eingesammelten Baumwerk. Auf Umwegen erreichen wir dann doch noch unser Ziel und erfahren, dass wir an der Cenote nicht übernachten dürfen. Doch wir können 2,5 km auf der unbefestigten Straße zurück nach San Antonio Mulix fahren und dürfen dort stehen bleiben. Es handelt sich um eine offene Cenote, zu der das Wasser über ein natürliches Gefälle gelangt. Wir dürfen darin auch ohne Schwimmwesten schwimmen und es gibt darunter ein sehr großes Höhlensystem, dass sich auch zum Höhlentauchen eignet. Die herabhängenden Baumwurzeln über dem Höhleneingang geben der Cenote einen besonders malerischen Anblick. Schade, dass man für die Nutzung einer Kamera 200 Pesos (10€) extra zu den 150 Pesos pro Person Eintritt bezahlen muss. Unsere erste Cenote hat uns gut gefallen.
Wir besuchen das UNESCO-Weltkulturerbe und die berühmteste archäologische Kulturstätte Yucatans, Chichen-Itza. Für das Parken bezahlen wir die dreifache Summe und der Eintrittspreis ist in zwei Preisniveaus eingeteilt. Für Mexikaner und für Ausländer (locker das Doppelte). Trotz dieser ungleichen Preise lassen wir uns diese einmalige Tempelanlage nicht entgehen. Das Eindrucksvollste Bauwerk und Wahrzeichen Chichen Itzas ist die Kukulkan-Pyramide, auch El Castillo genannt. Überdimensionale Schlangenköpfe symbolisieren Gott und bewachen die Nordtreppe der noch gut erhaltenen Pyramide. Die Maya haben den Bau 800 n.Chr. begonnen und dieser wurde erst zwischen dem 11. Und 13. Jahrhundert von den Tolteken beendet. 2007 wurde dieses Bauwerk in die Liste der „Sieben Neuen Weltwunder“ aufgenommen. Sie thront komplett erhalten in der Mitte der Anlage und fasziniert nicht nur uns.
Chichen Itza heißt so viel wie „Stadt der Itza am Rande des Wassers“. Vermutlich sind die Cenoten mit dem Wasser gemeint, denn andere Gewässer gibt es in der Gegend nicht. Bis heute weiß man recht wenig über die Stadt, denn es wurden keine beschrifteten Stelen gefunden. Besiedelt wurden sie im 5.Jhd. von den Itza- Maya, die später aber weiterwanderten. Einer Legende nach sind im Jahr 987 Tolteken-Gruppen von Tula nach Yucatan gelangt. Man erkennt den Toltekischen Gott „Quetzalcoatl“ (Gefiederte Schlange) durch viele Darstellungen auf dem Gelände. Wir erkunden bei schwül-heißen Temperaturen auch den Ballspielplatz mit Jaguar Tempel und entdecken an den Wänden die integrierten, verzierten Zielringe.
Die beeindruckende Grupo de las Mil Columnas (Säulenansammlung) in einem schattigen Park lässt uns nicht nur die Säulenhallen vorstellen, die einst eine Dachkonstruktion besaß. Zwischen den geschichtsträchtigen Steinen tummeln sich genüsslich fressend jede Menge Leguane. Sie lassen sich von uns kaum stören. Auch die heilige Cenote Sagrado mit einem Durchmesser von 60m und einer Wassertiefe von 30m beeindruckt uns einerseits, doch die Vorstellung, dass darin Menschen geopfert wurden macht uns auch beklemmende Gefühle. Zwischen 1904 und 1911 wurden bei Tauchgängen unzählige Opfergabe gefunden. Von Silber, Gold, Jade zu Schädel und Skeletten.
Mit der La Iglesia und dem Nonnenhaus, den wohl schönsten verzierten Gebäude auf dem Gelände verlassen wir diese archäologische Stätte und ziehen geschichtsgesättigt an den zahlreichen Ständen vorbei zu unserer Emma. Zum Übernachten fahren wir zum Hotel Dolores Alba mit einem Pool zur Erfrischung. Genau gegenüber liegt die Cenote Ik Kil die wir am nächsten Morgen gleich mit der Öffnung besuchen möchten.
25 m hohe Steilwände mit herabhängenden Lianen, kreisenden Schwalben an der offenen Cenote Ik Kil mit türkisblauem Wasser sind schon ein einzigartiger Anblick. Den lassen sich die Mexikaner hier allerdings auch verhältnismäßig teuer bezahlen. Abgesehen von der wirklich beeindruckenden Cenote lässt uns das Drumherum nicht in Freudentaumel verfallen. Der Preis, zig Regeln und Verbote und ein befristetes Zeit-Fenster, dazu eine verpflichtende Schwimmweste hinterlassen bei uns einen weniger erfreulichen Beigeschmack. Doch dafür ist alles sehr gepflegt und bieten vielen Mexikanern einen Arbeitsplatz.
Nach unserer morgendlichen Erfrischung geht es nach Cancun. Heidi und Nobby sind nun mit unseren Teilen angekommen. Vor ihrer Unterkunft im Hotel Yurinn finden wir einen Platz, wo wir vom Besitzer genehmigt übernachten können. Die Freude ist groß und wir halten erst mal einen Austausch mit gekühltem Bier, Wasser unter dem vom Starkregen geschützten Terrassendach ihrer Unterkunft. Es fühlt sich fast wie Weihnachten an, als wir die ganzen mitgebrachten Teile auspacken. Nochmals einen riesen Dank an euch zwei, Heidi und Nobby!!! Da die Beiden relativ zügig nach Guatemala reisen möchten und schon im Norden von Yucatan waren, trennen sich unsere Wege leider wieder. So ist es nun mal mit den Individualreisenden. Wir sind uns jedoch sicher, dass wir uns wiedersehen.
Die LKW-Mercedes Werkstatt ist gerade mal 7 km entfernt, genau heute ist sie wegen dem Präsidenten-Wechsel in Mexiko geschlossen. Der Pförtner bestätigte uns die Möglichkeit, unsere Teile hier wechseln zu können, und so ziehen wir beruhigt weiter in den Norden. Wir bevorzugen für den Austausch unserer Teile eine überdachte Werkstatt, denn die plötzlichen Starkregenfälle, eine vorhandene Grube um unter der Emma gut arbeiten zu können und entsprechendes Werkzeugangebot sind plausible Gründe für die Wahl.
Die Regenzeit hat das Wachstum der Pflanzen ordentlich vorangetrieben und die Straßen sind so zugewachsen, dass Emma wieder ordentlich Grünzeug sammelt. Es ist jedes Mal eine hoch konzentrierte Fahrt, denn wir wollen weder Solarpanels noch unsere Kabine durch dicke Äste beschädigen. Hinzu kommt ein gewaltiger Regen mit überfluteten Straßen und Furten. In El Cuyo stellen wir uns direkt in die Ortsmitte, es ist eh nichts los. Der folgende Tag bietet uns Sonnenschein und wir erkunden diesen Küstenort und das Kiter-Paradies, das sich nun mit Regenpfützen, geschlossenen Restaurants und beginnenden Aufräum- und Renovierungsarbeiten präsentiert und sicher ab November bei strahlendem Wetter eine einladende Atmosphäre bietet. Auf der Suche nach den Flamingosfahren wirzusätzliche102 km nach Las Coloradas. Haben wir uns das auch wirklich gut überlegt? Die folgenden Stunden und die Nacht fühlen sich als riesige Opferbereitschaft an, nur um diese herrlichen rosaroten Flamingos zu sichten. Tausende von Stechmücken überfallen uns außerhalb der Emma und tausende von kleinsten Krabbeltierchen kriechen durch unser Moskitonetz und erobern unsere Körper und Emmas Innenleben in der Abenddämmerung und bei Dunkelheit. Es ist eine Invasion, die uns viele Nerven kostet. Doch am folgenden Tag, mit langen Hosen und langem Hemd geschützt können wir noch einige Flamingo-Gruppen beobachten. Kein Wunder fühlen sich hier die Plagegeister wohl, an den Salinen von Las Coloradas. Ihr könnt euch sicher sein, dass die folgenden Bilder unter großer Leidensbereitschaft entstanden sind 😉 Ob es in der Trockenzeit weniger Plagegeister gibt? Wir werden es jedenfalls nicht mehr testen.
Doch die Flamingos zu sehen und zu hören, ihr kräftiges herausleuchtendes rosa, in Gruppen stehen sie beisammen, nach Krabben suchend, vorüberziehend, Ein Bein-stehend, schlafend, Gefieder-putzend…Einfach ein herrlicher Anblick!!! Auch die Salinen leuchten rosa-lila-violett in einer besonderen Farbe. Doch wir ziehen schnell weiter bevor wir aufgefressen werden.
Pause ist angesagt und dafür wählen wir ein Hotel mit Swimmingpool bei Valladolid mit zwei Cenoten in unmittelbarer Nähe. Wir kümmern uns ein wenig um die Emma. Pausen tun gut und sind notwendig um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und die Seele nachziehen zu lassen.
Der Preis der Übernachtung schließt die Cenoten mit ein und wir dürfen sie sooft wir wollen besuchen. Die Cenote Suytun besitzt eine kleine Öffnung, durch die der Sonnenstrahl um 12.00 Uhr durch eine kleine Öffnung fällt und die Tropfsteinhöhle wie einen Spot beleuchtet. Das ist ein besonderer von der Natur geschaffener Moment.
Die Maya Cenote Ka`pe wirkt dagegen mystisch mit ihren Bäumen die aus der Cenote herauswachsen. Die Schwalben kreisen in der Höhle über der Öffnung, ein Maya Symbol kleidet einen Baumstamm wie ein Totem und eine weißköpfige Schildkröte fühlt sich sehr wohl in dieser hellen lichtdurchfluteten Cenote. Nur zum Schwimmen lädt sie nicht ein, denn das Wasser ist durch den Regen aufgewühlt und trüb. Dass hier die Maya bis heute besondere Zeremonien abhalten, können wir sehr gut nachempfinden. Diese Cenote hat Atmosphäre.
Alle bisher gesehenen Cenoten können sogar noch getoppt werden. Die Choy Ha auf dem Weg nach Cancun auf der 180 liegt nur wenige Kilometer von der Hauptstraße entfernt. Wir sind die ersten Besucher und dürfen ohne großartige Regeln und ohne Schwimmwesten in die Cenote. Selbstverständlich ist das vorherige Duschen. Der Besitzer berichtet ganz stolz, dass er ein Maya ist, macht auch sogleich den Generator an um die Höhle zu beleuchten. Er zeigt uns den Weg von dem sonnendurchfluteten Platz in die Höhle hinab. Was wir dann sehen entlockt uns ein Ahhh und Ohhh. Diese fantastische Tropfsteinhöhle mit dem blauleuchtenden Wasser ist für uns unübertrefflich die schönste Cenote von Mexiko, zumindest von denen die wir bisher gesehen haben. Eine besonders mystische Stimmung umgibt uns und wir dürfen dieses Wunderwerk komplett alleine erkunden. Schaut selbst was wir festgehalten haben.
Fledermäuse und Schwalben fliegen umher und kaum sind wir wieder im Tageslicht zeigt sich uns ein großer Leguan. Wir laufen zurück zur Emma und ein Schwarm von Schmetterlingen umflattern uns. Dieser Ort ist besonders!!!
In Cancun finden wir einen Platz direkt an der Uferpromenade und sogar die vorbeifahrende Polizei wünscht uns eine gute Nacht. Hier auf der Promenade ist einiges los: von Skater-Fahrern über Jogger, zur Hundetrainings-Einheit und Yogastunde. Wir entdecken einen großen Schwarm an Finken in den Bäumen und ein Alligator liegt lethargisch in den Mangroven. Wir passieren eine bunte Vielfalt hier am Ufer.
Am nächsten Morgen werden wir unter einem Regenbogen wach und starten zeitig in die Werkstatt. Wir betrachten es als ein gutes Zeichen und so ist es auch. Erst wird Andy die Mithilfe untersagt, doch nachdem wir uns mit dem sympathischen Besitzer der Werkstatt unterhalten haben, dürfen wir beim Austausch der Teile dabei sein. Es ist auch ein Lernfeld, um irgendwann solche Reparaturen alleine durchführen zu können. Nach drei Stunden war alles geregelt: Bremszylinder ausgetauscht, Sensor sowie Lufttrocknungspatrone gewechselt und zusätzlich Getriebeöl nachgefüllt. Einige Schrauben nachgezogen sowie die Scheibenwischer gewechselt. Beim Bezahlen der Rechnung hat uns der Besitzer darauf hingewiesen, dass am Nachmittag ein Hurrikan über Cancun hereinkommt und war erleichtert, als er hört, dass wir in den Süden fahren. Eine wirklich empfehlenswerte Werkstatt, denn die Mechaniker, auch alle Maya, waren sehr hilfsbereit, freundlich und interessiert. Vielen Dank an die Crew, besonders Abimael, Luis und Ricardo.
Auf der Strecke besorge ich mir ein wirksames Mittel um ungebetene Gäste auf meinem Kopf loszuwerden. Ich habe tatsächlich eine Kopflaus entdeckt und muss den Nissen den Kampf ansagen. Wo auch immer ich diese eingefangen habe bleibt für uns alle ein Geheimnis.
Auf dem Rückweg von der Farmacia sehe ich, wie Emma „inkontinent“ ist. Es gluckert unter dem Tank heraus. Die Geruchsprobe bestätigt: es ist Diesel. Ein Loch im Tank können wir zum Glück schnell ausschließen. Andy kommt dem Dilemma schnell auf die Schliche. Die Schelle der Zuleitung für die Dieselheizung hat sich gelöst und der Schlauch ist heruntergerutscht. Also findet eine weitere Reparatur im Dreck und neben der stark befahrenen Straße statt. Jetzt wird es dann mal wieder Zeit, dass auch wir von Emmas Wehwehchen eine längere Pause bekommen. Doch der Tag hat noch andere Überraschungen für uns. Unser Wäscheberg der durch die ungebetenen Gäste verursacht wurde hat in der Waschmaschine für „Schnee im Wäscheglas“ gesorgt. Der Reißverschluss vom Kopfkissen war kaputt und die Füllung hat sich verteilt.
Der nächste Halt ist auf dem letzten Campingplatz an der Karibikseite in Mexiko und vor Belize, Xpu-Ha Beach genannt. In unserer Reise APP ist er relativ gut bewertet, doch was wir vorfinden ist Haare sträubend. Auch der schöne Strand kann die ungepflegten Waschräume, den vernachlässigten und vermüllten Platz nicht wett machen. Nachdem unsere Wäsche getrocknet ist ziehen wir gerne weiter.
Wir befinden uns abseits des Stromnetzes bei Einheimischen Maya in Quintana Roo. Dieser Platz ist friedlich, gepflegt, bietet schattige Palapas und eine herrliche offene Cenote zum Schwimmen mit Schwärmen von Fischen im klaren Wasser. Auch treffen wir „family everywhere“ wieder und genießen die Gesellschaft. Siijil No Ha ist ein empfehlenswerter Platz, der laute Musik untersagt um die herrliche Natur und Vogelwelt genießen zu können. Der Name bedeutet „Geburt des großen Wassers“ und der poetische Name hat mit der Cenote zu tun, die das ganze Jahr über Wasser spendet. Sie befindet sich auch mitten im Dschungel und der einzige Sound liefern Vögel und Insekten. Ein herrlicher Platz nur wenige Kilometer von der überfüllten „Riviera Maya“ entfernt.
Wir nehmen Abschied von Mexiko und können uns keinen besseren Platz vorstellen als die Laguna Bonanza. An dieser herrlich blauen Bacalar-Lagune wird mal wieder unser Kajak in Betrieb genommen und wir paddeln zu den Stromschnellen, beobachten Eisvögel und Reiher, Kormorane und Papageien. Der Name Lagune ist irreführend, denn eigentlich ist es ein Zusammenschluss von sieben Cenoten, also Dolinenartige wassergefüllte Kalksteinlöcher und ist eher als See zu bezeichnen als eine Lagune. Wir erleben in der Regenzeit die oberirdische Verbindung zu den benachbarten Lagunen. Doch die Strömung ist so stark, dass wir uns nur zu den Stromschnellen wagen. Die Mangroven sind hier eigentlich geschützt, doch so manche Rodung müssen wir leider feststellen. Die Farbnuancen erlangt das Wasser durch unterschiedliche Tiefen und den hellen Kalksand. Es hat wenig Nährstoffe, darum ist auch kein Artenreichtum an Fischen enthalten. Doch die türkisblaue Farbgebung, das Ambiente mit Holzsteg und Schaukeln, Rastplätzen auch für Leguane und grünen Mangrove geben diesem Platz einen paradiesischen Anblick. Das ist ein toller Abschied für uns von Mexiko. Nach insgesamt neuneinhalb Monaten und insgesamt 18.100 Kilometern sagen wir diesem vielseitigen und freundlichen Reiseland wehmütig „Adios“. Doch auch voller Erwartung auf das neue Land Belize.
Die Ausreise aus Mexiko gestaltet sich überraschend einfach. Wir lassen unser 10-jähriges TIP von Emma austragen und holen unseren Ausreisestempel ab. Da wir mit dem Flugzeug unsere letzte Einreise hatten, fehlt uns die Touristenkarte die wir sonst nur auf dem Landweg erhalten haben. Nun verlangt die Grenzbeamtin 717 Pesos pro Person für das fehlende FMM, das sind umgerechnet 34€ pro Nase. Wir bleiben beharrlich bei unserem Unverständnis, da wir über das Flugzeug keines erhalten haben und nur mit Quittung und auf einer Banjercito (Bankschalter) mit Kreditkarte bezahlen möchten. Ein hinzugerufener Kollege gibt uns dann plötzlich anstandslos den Ausreisestempel und wir ziehen zufrieden von Dannen.
Die Einreise in Belize hat ebenso eine einfache und freundliche Vorgehensweise, die uns positiv auf Belize einstellt. Wir erhalten den Stempel und müssen nur ein paar Schränke in unserer Emma zeigen, dann dürfen wir zur Versicherungsgesellschaft gleich ein paar hundert Meter weiter. Hier erwerben wir für Emma eine Versicherung, welche wir in die Windschutzscheibe heften.
Willkommen im Land der Meilen, Feet und Gallonen, denn Belize war eine ehemalige britische Kolonie. Wir können wieder englisch sprechen, obwohl der Kopf die spanischen Begrüßungsworte aktuell schneller parat hat. Wir sind offen und freuen uns auf das Neue in diesem karibischen Land.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung von Belize hat afrikanische Vorfahren und mit den Natives und anderen hinzugezogenen Volksgruppen gibt es hier auch sehr viele Kreolen. Auf ihrer Flagge ist ein Kranz von 50 Blättern umgeben das die Unabhängigkeit und Souveränität 1950 symbolisiert. Der Mahagonibaum in der Mitte steht für die wirtschaftliche Grundlage des Landes und die Männer repräsentieren die Holzarbeiter. Das bedeutet auch viel Abholzung in der Vergangenheit. Das tropische Hartholz ist sehr begehrt.
Um unseren Aufenthalt auf Caye Caulker vorzubereiten begeben wir uns nach Old Belize Marine. Hier können wir Emma bewacht stehen lassen und mit dem Taxi zum Hafen fahren um mit dem Express Boot auf die karibische Insel zu gelangen. Colette ist sehr hilfsbereit und organisiert den Transfer für uns. Wir packen unsere Sieben Sachen, vor allem die Schnorchel Ausrüstung für das zweitgrößte Korallenriff der Welt. Auf unseren Erkundungswegen hier am Hafen werden wir durch die vielen Leguanen an Florida und die Keys erinnert. Einer größer als der andere, von leuchtendgrün mit rotem Hals bis zu hüpfenden Kleinen. Zudem stellen wir auch einen blinden Passagier fest. Ein mexikanischer Gecko möchte einmal andere Kost testen, Belize -Mücken 😉
Nun geht es auf eine kleine Koralleninsel vor der Küste Belize in Zentralamerika. Diese 8 Kilometer lange und 2 Kilometer breite Karibische Insel ist der auserwählte Ort, um Andys Geburtstag zu feiern. Nicht schlecht, nun reiht sich die Karibik nach New York und San Franzisco ein. Auch wenn die Wetterprognosen nicht einladend klingen, buchen wir ein Airbnb Cottage mit kleiner Küchenzeile und Veranda, ruhig gelegen und trotzdem schnell im Ortszentrum. Die Schnorchel-Tour zum zweitgrößten Riff und Meeresschutzgebiet Hol Chan (in Maya Sprache „Kleiner Kanal“ der 1987 eingerichtet wurde) ist bald gefunden.
Wir wundern uns über „The Split“ und erfahren, dass die Insel früher vereint war und erst 1961 vom Hurrikan Hattie mit einem Graben getrennt wurde. Früher war Caye Caulker für seinen Schiffsbau bekannt, dies wurde nun durch den Tourismus und den Fischfang als Haupteinnahmequelle abgelöst.
Wir haben Glück, das Wetter ist uns wohlgesonnen, wir betrachten es als ein Geschenk zu Andys Geburtstag. Bei strahlend blauem Himmel geht es mit 3 weiteren Frauen auf ein kleines Motorboot. Bei unserem ersten Stopp dürfen wir eine Seekuh beobachten und kommen ihr tatsächlich sehr nahe. Sie schwebt geradezu gemütlich im Wasser und holt ab und zu Luft. Wir sind von ihrer Ausstrahlung berührt. Danach dürfen wir im Nationalpark und Korallenriff Hol Chan schnorcheln. Die Fischschwärme sind wirklich toll, doch die Farben der Korallen haben durch die zu warme Wassertemperatur schon sehr gelitten. Die Korallenbleiche ist streckenweise zu beobachten.
An einem bestimmten Platz werden Ammenhaie mit Sardinen angelockt. Plötzlich ist das Boot umgeben von zig Haien und Fischen. Die Haie haben keine Zähne und sind für Menschen ungefährlich. Wir sind im Wasser mittendrin, umgeben von Fischen und Haien und können es kaum fassen. Natürlich kann man das auch kritisch betrachten, haben wir doch in Alaska und Kanada gelernt, dass man keine wilden Tiere füttern soll. Die Erfahrung war trotzdem ein besonderes Erlebnis, denn wir konnten sie tatsächlich auch berühren. Ihre Haut fühlt sich wie Sandpapier an.
Der Abschluss wird noch von Meeresschildkröten und Delfinen gekrönt. Ein wunderschöner Tag mit vielen Eindrücken. Am Abend treffen wir uns noch mit „family everywhere“ zum Abendessen und können am Seepferdchen-Strand die putzigen Tierchen beobachten. Gerade mal 3-4 cm sind sie groß und in ihrer Welt bekommen die Männchen die Kinder und kümmern sich darum. Auch spannend.
Die nächsten Tage erkunden wir die Karibikwelt und können von Glück sprechen, dass wir mehr als 50% Sonnenschein in unserem Insel-Dasein verbuchen dürfen. Denn wenn es regnet, dann lässt sich nichts mehr unternehmen, außer Naturduschen. Die Straßen sind mit riesigen Schlammpfützen gepflastert und unsere Wege im Slalom oder am Rand balancierend passierbar. Wir treffen uns mit „family everywhere“ um wieder die Seepferdchen zu suchen. Es gibt einen Mangroven-Bereich, vielen dieser Tiere Lebensraum schenkt. Und dieses Mal können wir sie fotografieren und filmen. Die kleinen Knochenfische sind sehr gut getarnt, denn sie können die Farbe der Umgebung annehmen und sind somit schwer zu erkennen. Diese Tiergattung ist leider durch die Menschen und die Zerstörung ihres Lebensraums sehr gefährdet. Um so erfreulicher, dass sie hier geschützt werden.
Am selben Strand findet auch die Fütterung der Stachelrochen statt. Diese beeindruckenden Tiere schwimmen um die badenden Menschen herum und sind hier nicht „gefährlich“. Doch für uns keine Einladung. Wir bleiben im respektvollen Abstand auf Beobachtungsposten.
Belize ist kein Low- Budget Reiseland und wir fragen uns, wie das die Einheimischen machen. Gibt es da auch zweierlei Preise? Touristen und Einheimische? Warum ist es so teuer? Wir vermuten, dass es mit der Währung zu tun hat, die nicht, wie in Mexiko, eigenständig ist, sondern an den US Dollar gekoppelt ist.
Genau zur richtigen Zeit verlassen wir die Insel, denn es kündigt sich ein Hurrikan an, welcher an der Küste zu Tsunamis führen kann. Wir erleben nun Tagelang Dauerregen, der uns in den Innenraum von Emma zwingt und unsere Gemüter sehr beansprucht. Es fehlt die Bewegung und das Licht, es herrscht hohe Luftfeuchtigkeit und die Wärme ist kaum aus Emma zu bekommen. Endlich kündigt sich eine kleine Regenpause an und wir nutzen sie um den kleinen Belize Zoo aufzusuchen. Obwohl wir Tiere gerne in der Freiheit beobachten, freuen wir uns auf diese Heimat für heimische Tiere. Es ist kein gewöhnlicher Zoo, sondern ein Zuhause für Tiere welche privat schlecht gehalten wurden, krank und verlassen aufgefunden wurden oder als Problemtiere gesehen werden. Sie werden hier Artengerecht in großzügigen Gehegen gehalten. Der Eintrittspreis kommt der Arbeit zugute und wir erleben Spinnenaffen (Geoffrey- Affen), den Jaguar, Puma beim Mittagschlaf, Tapire, Mittelamerikanische Agutis, Papageien und viele andere Arten sehr nah. Die Sonne zeigt sich auch und wir schlängeln uns durch den etwas chaotisch angelegten Park bevor es wieder Zeit ist sich vor dem Regenguss zu schützen.
Die folgenden Tage werden weiterhin als Regentage angesagt, der Himmel sieht auch danach aus, dunkelgraue dicke Wolken. Wir entscheiden uns nach Guatemala einzureisen. Der Kühlschrank ist leer und es gibt keine Probleme bei der Einfuhr von nicht erlaubten Lebensmitteln. Zudem haben wir mehr Zeit um Antigua zu erreichen und unterwegs die attraktiven Plätze auf der Strecke mit mehr Zeit aufzusuchen. Eines ist jedoch Gewiss: wir möchten am 1. November das große Drachenfest in Sumpango erleben und in Antigua Heidi und Nobby wieder treffen. Mit dieser Aussicht verabschieden wir uns wieder bei euch und wünschen euch eine ruhige und besinnliche Vorweihnachtszeit bis wir uns wieder mit neuen Abenteuern aus Zentralamerika melden. Bleibt gesund und zuversichtlich, was in der jetzigen Weltsituation erforderlich ist.
Bis bald!!!Hasta luego!!!