Bienvenido in Columbia/ Cartagena. Es ist nun tatsächlich soweit und wir sind im nördlichsten Staat Südamerikas, nämlich Kolumbien. Es grenzt an fünf weitere Länder sowie an den Pazifik und die Karibik. Unser erstes Land auf der zweiten Etappe unserer großen Panamericana-Reise. Kolumbien ist fast viermal größer als Deutschland und hat im Vergleich zu unserer Heimat nur 52 Millionen Einwohner, fast die Hälfte weniger. Also ein recht großes Land mit neuen Abenteuern die auf uns warten.
Doch zuerst verabreden wir uns mit Josue bei der Agentur der IVSS und regeln die Zollformalitäten. Unterschriften hier, Bezahlung da, Fragen die wir beantwortet bekommen… Natürlich hoffen wir darauf, dass wir noch vor dem Wochenende unsere Fahrzeuge bekommen, sonst verlängert sich der Aufenthalt in Cartagena und wir müssen ein weiteres Appartement buchen. Dazu kommt noch ein Feiertag am Montag der ebenso zur Verlängerung beiträgt. Die Chancen stehen 50 zu 50. Außerdem bestätigt Josue, dass Andy unsere Emma aus dem Zollgelände herausfahren darf, denn er ist auch als Fahrer eingetragen. Unser Vormittag ist damit gut ausgefüllt und wir kehren zurück in unser Apartment in der Altstadt. Mit dem Apartment haben wir Glück; es ist geräumig, traditionell und geschmackvoll eingerichtet und bietet uns Rückzug mitten in der Altstadt. Zu Fuß begeben wir uns hinein in das bunte Treiben, erkunden touristische Plätze und Sehenswürdigkeiten, sowie Bars und Restaurants und lassen das kolumbianische Leben auf uns wirken.


Cartagena, die Hafenstadt an der Karibikküste. Mit einer Stadtmauer und einer Festung zur Verteidigung und seinem pulsierenden Leben darum herum. Der Blick auf die Gassen der Altstadt von den im 16. Jhd. gegründeten Stadtmauern lässt mit den vorbeifahrenden Oldtimern ein Hauch von Kuba aufkommen. Mit seinen bunten Kolonialhäusern, den fantastischen Murals (Wandmalereine) und auffallend hübsch gekleideten Palenqueras (Obstverkäuferinnen) steigt diese Stadt in unserer Beliebtheitsliste auf. Leider werden wir mit Darmverstimmungen etwas außer Gefecht gesetzt. Wir sind das viele Restaurantessen nicht so gewöhnt, denn durch die eigene Vollwertkost aufgrund Andys Diabetes vertragen wir die fettreiche Küche weniger.



Wir schlendern mehrmals durch Getsemani, denn dieser Stadtbezirk hat seinen besonderen Reiz. Hier lebten während der spanischen Kolonialzeit Bedienstete der Oberschicht sowie freigelassene Sklaven. Es entwickelte sich zu einem multiethnischen Viertel und hat seinen Flair behalten. In jeder Richtung können wir etwas entdecken und vor allem die Farben knallen uns entgegen. Farbenfreude an jeder Ecke, Musik, Obststände und allerlei Artesanias (Handwerkskunst) säumen die Gassen. Es gefällt uns hier und die Murals leisten ihren Beitrag dazu. Die Ostverkäuferinnen (Palenqueras) in ihren bunten Gewändern tragen die Obstschalen nur wegen den Touristen auf dem Kopf. Ein gemeinsames Foto gibt es nur für Bares.











Mit Josue verabreden wir uns auf einer Tankstelle in der Nähe des Zolls. Pascal kommt auch dazu und Rodolfo bringt die drei Männer zum Hafengelände. Lange Ärmel, Hosen, geschlossene Schuhe und Helm sind Vorschrift. Ana und ich warten im Tankstellenrestaurant. Doch plötzlich ereilt mich ein Anruf von Andy, dass ich nun doch die Abnahme übernehmen muss. Also schnell hinein in die langen Klamotten und zurück zum Hafengelände. Rodolfo ist mein Begleiter und im Büro stellen wir schockierend fest, dass das TIP zwar meinen Namen hat doch Andys Passnummer. Da hat die Agentur etwas geschludert und wir konnten es nicht mehr kontrollieren. Jetzt ist Samstag Nachmittag und wir wissen nicht ob die Papiere geändert werden können. Rodolfo gibt alles, lässt seine Beziehungen spielen und nach ca. einer Stunde haben wir das geänderte TIP. Ich kann nun die Emma nach dem letzten Check eines netten Beamten auf die Waage und anschließend aus dem Zollgelände fahren.
Juhu, wir haben sie wieder und sind vereint.



Nun steht Kühlschrank füllen an und da es schon später Nachmittag ist fahren wir auf den Campingplatz El Manantial. Hier hat der Brite Graham einen ländlichen sicheren Platz eingerichtet, zwischen Hühnern, Gänsen und Schafen. Die Gasfüllung ist dann noch eine besondere Erfahrung, denn es wird uns nur ausnahmsweise aufgefüllt, da wir Touristen sind. Bei den Guerilla-Kämpfen werden Gasflaschen als Bomben benützt und die Regierung hat ein Gesetz erlassen, keine Gasflaschen aufzufüllen. Das ist für Traveller wie für uns ein Problem. Irgendwie haben wir dann doch Glück und nun reicht die Füllung wieder für einige Monate.





Wir erleben eine geballte Menge an LKW und Moped Verkehr. In den Bergen ist das Überholen nur bedingt möglich durch die serpentinenreichen Strecken. Das Hupen und das Spiel mit dem Abblendlicht benötigt eine Schulung für sich, da haben wir noch übungsbedarf. Was will mir das Hupen mitteilen? Signal für einen Überholvorgang, als Warnung für X, Y, Z oder doch nur als Begrüßung und Freude Weltenbummler mit einem Truck in ihrer Heimat zu sehen. Sonst ist auch alles andere Unterwegs, Pferdekarren, Fahrradfahrer, Sammeltaxis, Reiter auf Eseln und Pferden… vor allem die Mopeds überholen rechts, links und brausen direkt vor unsere Front, viele halten dann tatsächlich noch ein Handy ans Ohr. Beladen bis zum letzten Platz, zu viert mit ganzer Familie und Säugling, mit Hund und Huhn, Kanistern und Co. Äußerste Konzentration und Achtsamkeit ist nötig. Dazu kommt , dass die Überholvorgänge ohne Sicht von LKWs vor unübersichtlichen Kurven und Hügeln stattfinden. Oder uns bremst ein LKW aus, weil er in der Kurve beide Fahrbahnen mit seinem Auflieger benutzt und uns frontal entgegenkommt. Und wir machen die traurige Erfahrung, dass Steigerungen noch möglich sind, denn wir passieren immer wieder Unfallstellen.

Eine Reise nach Mompox kommt einer Zeitreise gleich. Dort sieht alles noch so aus wie vor einigen hundert Jahren. Dazu kommt noch eine Steigerung im Schwitzen, was wir eigentlich schon gut kennen und jetzt hier in Mompox, im heißesten Ort Kolumbiens, bei 40° noch aufheizen können. Die Parkplatzsuche bei solchen Temperaturen mit vielen tiefhängenden Kabeln setzt dem Schwitzen noch eine Krone auf. Wir finden auf einer Durchgangsstraße Platz und begeben uns zu Fuß zu den herrlichen Kirchen, kolonialen Plätzen und Häusern mit gewaltigen Innenhöfen. Sie dienen als Hotel und Unterkunft und mit dem Fluss Brazo de Mompos bekommen die Plätze am Wasser einen besonderen Charakter. Wir entdecken in den üppigen Bäumen und auf den Wiesen jede Menge Leguane. Einer größer und schöner als der andere. Es sind so viele, dass wir sie nicht mehr zählen können. Auch ein Basilisk steht Model dient uns beim köstlichen libanesischem Restaurant als Bildkulisse. Family everywhere ist ebenso dabei, wir haben uns nun zum 8. Mal auf der Reise getroffen. Da wir dieselbe Richtung vor uns haben reisen wir ein Stück zusammen. Es ist immer wieder schön, das Erlebte gemeinsam zu teilen, wenn man sich so gut versteht. Das Essen ist ein Genuss und gestärkt geht es weiter.
Sogar der Friedhof in Mompox strahlt eine besondere Atmosphäre aus. Ganz in weiß strahlt das Eingangstor mit der Kirche im Hintergrund dieses Pueblo Patrimonio (Kulturerbe). In ganz Kolumbien haben es nur 10 Gemeinden auf die Liste geschafft. Mexiko hat diese besonderen Orte Pueblo Magico genannt, doch mit der schier endlosen Liste scheint es für uns nicht mehr ganz so „Besonders“ zu sein.
Alles ist so sauber, gepflegt und macht den Ort sehenswert, trotz seiner Hitze.













Unser nächstes Ziel ist La Playa de Belen, doch weit gefehlt, wir springen hier nicht in die Wellen am Strand mit Palmen, sondern wir befinden uns hier auf 1500 m Höhe in den nordöstlichen Anden.
Mit Strand hat also dieser Ort rein gar nichts zu tun. Es ist ein junger Ort aus dem 19. Jhd. und zählt ebenso zu den Pueblo Patrimonio. Wir schlendern über steingepflasterte, gepflegte Straßen zum Zentrum mit der Kirche. Bunte Regenschirme als Dekoration und die roten Tonziegeldächer verleihen dem Ort einen stimmungsvollen Charakter. Wir werden in den Straßen willkommen geheißen, die Polizisten schütteln uns die Hände und immer wieder hören wir „Bienvenido“ (Herzlich Willkommen) mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Auf den Spielplätzen nehmen die einheimischen Kinder Kontakt mit Nienke und Karlijn auf. Nach 3-4 Nächten sind wir schon bekannt im Ort.







Einer der kleinsten Nationalparks Kolumbiens zieht uns in seinen Bann: Area Natural Unica Los Estoraques hat auf uns sogleich eine besondere Ausstrahlung. Wir richten uns um den Regenbaum ein und erfahren von Campo, dem Platzwart, dass sich an diesem Platz gute energetische Energien befinden, denn es gibt hier viele Mineralien. Wir fühlen uns jedenfalls alle sehr wohl, wandern durch die tolle Landschaft der Hoodoos und Säulen, durch enge Felsspalten in die verlorene Stadt und in die Höhle der Skelette. Einen Dank geht an Eefke für ihre wunderbaren Drohnenbilder, denn diese ist deutlich größer und bei den aktuellen Winden nicht so empfindlich als unsere. Wir backen gemeinsam Pizzen, füttern die jammernde „Hauskatze“ mit erworbenem Futter, genießen den Frieden hier am Platz und beobachten die UNO- Abgeordneten, die diese wüstenähnlichen Steinformationen auch erleben möchten. Insgesamt bleiben wir 4 Nächte und es tut uns allen sehr gut.








Nach Bucamaranga schraubt sich Emma die Serpentinen bis auf 2000 m hinauf. Die Strecke ist malerisch schön und wir erhaschen immer wieder einen Blick in den Chicamocha Canyon, der als der zweitgrößte Canyon weltweit gilt. Wir merken, dass es das Ende der Trockenzeit ist, denn der Landschaft fehlt das grün. Nur in Flusstal des Chicamocha grünt es stellenweise durch. Es ist ein herrlicher Anblick und mit den vielen Lastern geht es nur sehr langsam auf der Bergstraße 45A vorwärts. Am schönen Aussichtspunkt auf der Nebenstraße Cepeita angekommen bleiben wir auch für die Nacht stehen, erkunden die Umgebung und beobachten den mühevollen Straßenbau bei der großen Hitze trotz der Höhe von 1084 m. Wasser- und Honigmelonen werden mit den Mopeds die 300m von einem LKW zum anderen gefahren, da die Straße nicht befahrbar ist. Ziegen sind hier reichlich vertreten und die ein oder andere schleicht sich auch um unsere Emma herum.








Barichara, ein Bilderbuchort, durch den wir uns mit unseren dicken LKWs durch die engen Straßen quälen, wohl bedacht, keine hohe Bordsteinkante zu schrammen oder eine Einbahnstraßen in die falsche Richtung einzuschlagen Das ist eine Kunst, doch letztendlich kommen wir bei Julia und Joop, dem niederländischen Paar auf ihrer herrlich naturgestalteten Campsite an. Wieder finden wir einen Platz vor der unser Herz erwärmt. Alles haben sie in Eigenleistung aus Natursteinen liebevoll gestaltet. Ihr eigener Wohnbereich ist offen, gemütlicher Gemeinschaftsraum mit Küche ist vorhanden und die Badezimmer unter freiem Himmel aus komplettem Naturstein ansprechend gebaut. Guimaro heißt der Platz, benannt nach dem Baum, der an diesem Ort thront und als Lebensbaum von den Indigenen verehrt wird.
Vom Campingplatz können wir in 30 – 45 Minuten nach Barichara wandern. Die Dauer richtet sich nach den Foto-Objekten, die wir unterwegs sichten. Vögel, Schlangen, Steinkreise und die Landschaft sind schon eine intensive Betrachtung wert.
Auch Barichara selbst begeistert uns. Egal durch welche Türe wir schreiten, es ist geschmackvoll und liebevoll gestaltet und… mehrheitlich aus natürlichem Material gebaut. Dekorationen, Handwerkskunst, Gebäude sind aus Holz, Stein, Äste, Kokosnussschalen etc. Und die Küche von Elvia ist ein absolutes Highlight. Mittlerweile sind auch Ana und Angelo auf den Campingplatz gekommen und wir genießen zusammen diese Spitzenküche mit rind und Forelle und garniert mit Pinzette. Die offene Küche ist eine Augenweide und die Gerichte eine Gaumenfreude.














Der deutscher Siedler Geo von Lengerke hat diese Steinpfade im 19. Jahrhundert inmitten einheimischer Vegetation angelegt. 1977 wurde dieser 5,5 km lange Weg von Barichara nach Guane zum Naturdenkmal erklärt. Es spiegelt die Arbeit der indigenen Bevölkerung der Guane wider, die in dieser Gegend vieles aus Stein gebaut haben. Also wandern wir an Mauern vorkolumbianischer Zeiten vorbei, entdecken den Blauscheitel-Motmot und viele andere Vögel, genießen das Wandern in der Natur und stellen zum wiederholten Male fest: Kolumbien gefällt uns ausgesprochen gut.
In Guane erwartet uns ein verschlafenes Örtchen mit einem geöffneten Restaurant. Hier genießen wir heimische und sehr gute Küche auf einem Holzofen zubereitet. Wir spazieren über die Dorfmitte mit einem schön angelegten Park und Blick auf die Kirche. Viel Zeit bleibt uns nicht, denn ein Sammeltaxi steht schon zur Abfahrt bereit nach Barichara. 7 km fahren wir zurück an den Abzweig zu unserem Campingplatz. Den letzten Kilometer legen wir nochmals steil aufwärts zu Fuß zurück und kommen müde jedoch erfüllt von unserer Wanderung in der Oase an.








Abschied steht mal wieder an, von diesem wunderschönen Platz, von Julia und Joop, von familyeverywhere, denn Eefke muss erstmal wieder ganz gesund und zu Kräften kommen sowie von Ana und Angelo. Wir sind uns jedoch sicher: Unsere Wege treffen sich wieder, denn wir haben dieselbe Richtung.
In San Gil finden wir endlich einen Supermercado mit Vollkornmehl und auch sonst wird der Lebensmittelvorrat wieder aufgefüllt. Dann geht es weiter nach Guadalupe im Departement Santander auf 1395 Meter.
Wir erreichen Guadalupe und fahren mitten hinein in das Bergdörfchen. Seine schöne Steingebaute Kirche mit rotem Kuppeldach ist schon von weitem zu erkennen. Auf dem Hauptplatz mit seinen mehr als 20 Königspalmen, die den Park vor der Kathedrale säumen. Niedrige weiß getünchte Häuser, die ganz typisch sind für Santander, malen den Ort aus.
Ein Mopedfahrer ist uns behilflich und fährt voraus zum Campsite La Cabana San Luis von Rafael. Diese heißt uns herzlich willkommen und wir meistern die enge Zufahrt und das Wendemanöver auf sehr weichem Wiesengrund. Emma hinterlässt deutlich Spuren, doch das ist in der Regenzeit kaum zu vermeiden. Nun stehen wir auf der Wiese neben Kälbern und haben die ruhigsten Nachbarn (Friedhof) überhaupt.



Am nächsten Morgen wandern wir schon sehr früh los auf dem Sendero Las Gachas zur Seele Kolumbiens, eingebettet in die sattgrüne, hügelige Landschaft mit einem sagenhaften Blick auf die Andenkordilleren. Wir besuchen die natürlichen Wasserlöcher in einem roten durch Eisenoxide gefärbten Felsen-Bachbett. Rafael gibt uns noch den Tipp, ein zweites Paar Socken mitzunehmen, denn mit ihnen kann man auf dem Bachbett gut laufen. Barfüßig würden wir ausrutschen und vielleicht sogar in die 4-6 m tiefen Löcher fallen.
Dann geht es los auf dem mühevoll angelegten Wanderweg. Menschen auf Pferden begegnen uns und der morgendliche Frieden der Landschaft streichelt unsere Seele. Eine sehr interessante und Jahrtausendalte Naturerscheinung erwartet uns. Geologen erklären sich dieses Phänomen durch verstärkte vulkanische Aktivitäten und durch die tektonische Plattenverschiebung innerhalb des nördlich gelegenen Canyons Chicamocha. Wir staunen nicht schlecht und erkunden vorsichtig und strümpfig das Flussbett, wohl bedacht die reichlichen Löcher zu umgehen.
Oberhalb treffen wir Ana und Angelo wieder, wir haben uns hier verabredet. Doch wir sind nicht allein, denn kurzerhand sind fast alle Löcher von Einheimischen besetzt. Sie rutschen hinein, springen in die Löcher, gehen dabei ganz unter denn sie sind bis zu sechs Meter tief, lachen und albern und alle haben reichlich Spaß. Auch ein kleiner Hund rutscht ausversehen hinein und muss von seinem Besitzer herausgeholt werden.
Das Bild des durchlöcherten rötlichen Gestein des Flussbetts über den das Wasser fließt ist einmalig. Auch das Wetter wendet sich noch zu seiner besten Laune, der angekündigte Regen lässt auf sich warten und die Sonne blitzt hindurch.









Bei unserem 5 km Rückweg sind wir relativ zügig unterwegs und entscheiden uns noch für die Weiterfahrt nach einer kurzen Stärkung.
Für einen Wasserfall und ein Höhlenfenster nehmen wir 50 km für eine Strecke (da es eine Sackgasse ist) in Kauf. Das Bergdorf Florian mit den Ventanas de Tisquizoque haben uns von Bildern beeindruckt. Doch zum Glück weiß man nicht vorher, was einen erwartet. Die Straße ist anfangs geteert mit vereinzelten Pistenabschnitten, doch gut zu bewältigen. Dann gelangen wir in ein Gewitter und in ein kolumbianischen Starkregen. Die Straßenlöcher, Rillen und Furchen sind nun mit Wasser gefüllt und die Tiefen nicht mehr zu erkennen. Emma wird extrem durchgeschüttelt und Andy leistet hervorragende Arbeit. In einem Dorf sagen uns beide Navis geradeaus zu fahren. Es geht steil aufwärts und rechts wie links parken Fahrzeuge. Wieder einmal hängen die Kabel so tief, dass wir mit unserem Teleskop-Scheibenputzer nachhelfen müssen. Im Starkregen kommen wir oben an und stellen fest, die Ausfahrt ist mit Betonpfeiler verengt, so dass die Emma nicht durchpasst. Die Einheimischen machen uns auch sogleich darauf aufmerksam, dass wir in eine Sackgasse gefahren sind. Also alles rückwärts zurück, ich weise im Starkregen Andy durch die engen Passagen im Rückwärtsgang die steile Abfahrt herunter wieder heben wir das Kabel über das Dach der Emma. Das Wasser schießt den Hang hinunter und meine Füße gehen baden. Wir haben es gemeistert und pitschnass geht die Fahrt weiter. Die Straßen werden nun zu einer extrem schlechten Lochpiste mit Pfützen, Matsch und reißenden Wasserbächen. 30 km müssen wir mit diesen Straßenzuständen hoch konzentriert bewältigen, oft sind die Straßenkanten abgesackt und die Straße verengt sich so sehr, dass wir knapp an einer Abbruchkante entlang müssen. Für die insgesamt 147 km benötigen wir 6 Stunden. Bei Dunkelheit kommen wir an, denn unterwegs gibt es keine Gelegenheit zu stehen. Im Ort stellen wir uns an den Straßenrand und sind erleichtert, dass wir ohne Blessuren angekommen sind. Ob es sich gelohnt hat werden wir erst morgen erfahren!



Es hat aufgehört zum Regnen. Somit starten wir unsere Wanderung zum Wasserfall. Noch hängen die Wolken tief und wir erkunden das Dörfchen. Zum Glück haben wir uns an die Straße gestellt, alles andere hätte zu einer Katastrophe geführt, denn die Nebenstraßen sind mit tiefen Gräben zerfurcht.
Der riesige Wasserfall über drei Stufen und einer Höhe von 300 Metern ist eine absolut beeindruckende Erscheinung. Wir wandern über matschig- rutschigen Grund abwärts zu einem nahen Aussichtspunkt. Wir entdecken Hummerscheren, Weißbauchtukane und Riesen-Orchideen in Hülle und Fülle. Die Wolken verziehen sich und präsentieren uns einen freien Blick auf einen der beeindruckendsten Wasserfällen in Kolumbien.








Doch das Fenster von Tisquizoque ist nochmals ein ganz besonderer Platz. Diese Höhle hat eine mystische Ausstrahlung, sie wurde von den Ureinwohnern Muisca, Muzos und Tisquizoques als ritueller Platz belebt und sie betrachteten diesen Ort als heilig. Der Legende nach wurde die Höhle von den Häuptlingen genutzt um Rituale durchzuführen und Kontakt mit ihren Göttern aufzunehmen. Das können wir uns sehr gut vorstellen, denn schon das Betreten dieser Tropfsteinhöhle mit den Mauern, klingenden Wassertropfen, Lichteinfällen und der Hängebrücke lässt uns den Atem stocken. Es entsteht ein Gefühl der Ehrfurcht!
Durch die Ankunft der spanischen Konquistadoren veränderte sich das Leben in dieser Region drastisch und führte zu Konflikte und schließlich zum Verschwinden vieler dieser Kulturen. Eine der bekanntesten Geschichten ist die des Häuptlings Tisquizoque, der lieber aus der Höhle in den Abgrund sprang, als sich von den spanischen Konquistadoren gefangen nehmen zu lassen. Dieser Akt der Tapferkeit und Widerstandsfähigkeit hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt und verleiht dem Ort eine Aura des Geheimnisvollen und Respekts.








Der Weg hat sich gelohnt, und manchmal ist es einfach gut, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt. Wir wissen nun, was uns auf dem Rückweg erwartet und können uns darauf einstellen. Zum Glück gehe ich nach ein paar Kilometern meinem komischen Bauchgefühl nach und schaue mal hinten in unsere Wohnkabine. Tatsächlich hat sich ein Schloss unter der Spüle geöffnet und die Eimer sind hüpfend herausgewandert, zudem hat sich der Müllinhalt verteilt. Doch es hätte schlimmer enden können, wenn der Eimer mit unseren Vorrats- Flaschentomaten gekippt wäre. Also wieder mal „Schwein“ gehabt oder auch eine gute Intuition. Die Strecke führt an einer verengenden Felswand entlang, die mit dem Abgrund auf der anderen Seite eine große Herausforderung darstellt. Nun bei Tageslicht erkennen wir erst die Fahrleistung, die bei der Hinfahrt im Dunkeln gemeistert wurde. Respekt an Andy, dass Emma ohne Schrammen durchkam !!!


Solche Tage gibt es auch! Es läuft irgendwie alles schief. Erst möchten wir das besondere Terracotta Haus im Ort besuchen und laufen auf Pfützen übersäten, matschigen Wegen dorthin. Leider stehen wir vor verschlossenem Tor und erfahren, dass sie erst wieder am Freitag öffnen werden. Enttäuscht ziehen wir ab und nehmen uns die Christus-Statue vor mit Vogelperspektive auf den Ort Villa de Leyva. Doch am Aufstieg kommt uns das Wasser entgegen und nicht mal mit Gummistiefel hätten wir diesen Aufstieg auf glattem Fels geschafft. Wieder ziehen wir enttäuscht ab. Die heißgelobte Currybude hier im Ort hat auch geschlossen und zu guter Letzt trete ich zweimal in einen Hundehaufen, die auf den Wegen und dem Kopfsteinpflaster reichlich verteilt sind. Also der Ort hat seinen Padrimonio Reiz noch nicht auf uns ausgestrahlt, er konnte unsere Begeisterung noch nicht wecken. Der Plaza Mayor mit seinen beachtlichen 14.000 qm ist die größte Kolumbiens. Umsäumt wird er von der kolonialen Architektur und wurde auch darum 1954 zum Nationaldenkmal erklärt. Die Kopfsteinpflasterstraßen und weiß getünchten Gebäude sind gut erhalten und trotzdem fehlt uns persönlich der Flair.
Das einzig Gute ist die Entdeckung einer Bäckerei mit Vollkornbrot und Almojabanas (kolumbische Krapfen).






Bunt soll es werden, und darum fahren wir 23 km südlich in die Töpferstadt Raquira auf 2.150 m. Schon vor der spanischen Eroberung war dieses zentrale Hochland der kolumbianischen Anden für ihren Ton und der Keramik berühmt. Also Phantasie und Kreativität in allen Farben und Formen sind hier zu entdecken. Eine Warenvielfalt, die uns fast schon erschlägt. Wer soll das alles kaufen?
Doch die farbenintensiven Häuser und Dekorationen weckt gute Laune und wir staunen über diesen Ort. Beim Restaurant und Camping La Molino können wir auf der Wiese hinter dem Haus stehen, die bald vom Starkregen durchtränkt ist. Unsere Emma hat mal wieder auf dem weichen Untergrund ihre Spuren hinterlassen. Ja, wir sind nun in der Regenzeit und gegen Nachmittag und Abend kann es extreme Wassermengen herunterschütten. Nun zeigt sich mit aller Macht, dass Kolumbien das regenreichste Land der Welt ist.











Kaum zu glauben, dass wir nur nach ca. 10 Minuten die letzten Häuser der Stadt hinter uns lassen und in einer ländlichen Landschaft wandern können. Es geht immer aufwärts auf dem Cerro San Marcos Wanderweg und wir erleben die Vielfalt der Quellen im Moorland und den Wasserreservoirs bis zu wüstenähnlichen Landschaftszügen. Eine schöne Wanderung mit herrlichem Blick auf die Stadt. Nun haben wir doch noch einen gewissen Charme entdeckt. Zudem wird uns bewusst, dass die Wirtschaft hier nicht nur auf Tourismus basieren, sondern auch auf der Gewinnung von Stein, Marmor und Ton.





Ein Haus vollständig aus Lehmerde gebaut und gebrannt, 500 qm groß und dazu in einem ästhetisch beeindruckenden, einheimischen Stil, bei dem die vier Elemente vereint wurden. Es passt sich hervorragend in die Umgebung ein und behält durch seine natürliche Bauweise das ganze Jahr über eine konstante Temperatur. Es ist eigentlich ein Privathaus, doch durch die permanente Anziehungskraft auf viele Menschen haben der Architekt Octavio Mendoza Morales und der Eigentümer beschlossen, es zu einer Touristenattraktion umzuwandeln.
Das Haus vereint kreative Kunst, fantasievolle Architektur und konsequente Nachhaltigkeit. Wir sehen ein wenig Parallelen zu Hundertwasser und Gaudi mit kolumbianischer Mixtur. Das Haus zählt nun schon 50 Jahre alt und wird als größtes Keramikbauwerk der Welt bezeichnet. Wir haben uns gefragt, wie man so ein Haus überhaupt brennen kann. Tatsächlich wurde es Stück für Stück mit extra eingezogenen Backsteinmauern gebrannt und dann mit einer speziellen Farbe gestrichen.
Wir fühlen uns wie in eine Märchenwelt versetzt und die Mosaik-Komponenten in Bad und WC erinnern uns auch an unsere eigene Verspieltheit zuhause. In jeder Nische gibt es viele Details zu entdecken.
Wir sind mit den Briten Francine und David hier, die ihren in Deutschland ausgebauten LKW neben uns geparkt haben. Sie kommen aus dem Süden und schwärmen total über Südamerika. Wieder einmal können wir uns gegenseitig über unsere Reiseprojekte austauschen und profitieren.








Weiter geht es nun in den Süden. Die Strecke ist wunderschön und erinnert uns fast ans Allgäu. Es ist sehr grün und fruchtbar und wir können viele Ernten beobachten (Zwiebeln, Rote Beete, Heidelbeeren…) und frische Ware wird an Straßenständen angeboten. Da greifen wir gerne zu.

Nemocon, in diesem Ort wurde der größte Halit-Salzkristall der Welt gefunden und dort befindet sich 1 Stunde nördlich von Bogota ein Salzbergwerk. Der Halit wurde zu einem Herz geschnitzt, damit es „aus der Tiefe der Erde für die Welt schlägt“.Auch die Regisseurin Patricia Riggen von „Los 33“, „The 33“, „69 Tage Hoffnung“, dem amerikanisch-chilenischen Katastrophenfilm, der das Minenunglück von San Jose 2010 zum Thema hat, befand diese Mine als geeigneten Drehort. Antonio Banderas und Juliette Binoche waren dabei mit in der Besetzung. Wir können ein paar Kulissen bestaunen und uns ein Grubenunglück wahrhaftig vorstellen.
Hier unter der Erde wurden zwischen 1816 und 1968 ungefähr 8 Millionen Tonnen Salz herausgeschafft. Weiter bemerkenswert ist, dass die Indigenen schon 250 v.Chr. Tongefäße hergestellten, um Salz durch Erhitzen zu gewinnen. Also eine sehr alte Tradition.
Rodolfo erzählt uns auch die auf einer Tatsache beruhende Geschichte vom armen Minenarbeiter, der die mühevolle und gefährliche Tätigkeit der Menschen unter Tage durch eine auffällige und bemerkenswerte Tat bei der Regierung in Erinnerung rufen wollte. Ganz alleine trug er einen 162 kg schweren Salzkristall auf dem Rücken aus der Mine Nemocons zum Bahnhof, hievte ihn in den Zug nach Bogota und legte ihn dort auf dem Plaza de Bolivar nieder.
Auch wenn das Farbenspiel in den Minengängen sehr schön ist, freuen wir uns doch auch wieder nach 1 ½ Stunden die Sonne zu sehen.




Wir gelangen durch einen Nebeneingang in die Mine, denn der Haupteingang wird gerade saniert. Von Rudolfo begleitet erkunden wir die wunderschön beleuchteten unterirdischen Gänge, mit Salz-Stalaktiten und Stalagmiten, mit einer Kirche und Altären und erfahren so einiges über die Geschichte dieser Salz Mine.

Auch die Regisseurin Patricia Riggen von „Los 33“, „The 33“, „69 Tage Hoffnung“, dem amerikanisch-chilenischen Katastrophenfilm, der das Minenunglück von San Jose 2010 zum Thema hat, befand diese Mine als geeigneten Drehort. Antonio Banderas und Juliette Binoche waren dabei mit in der Besetzung. Wir können ein paar Kulissen bestaunen und uns ein Grubenunglück wahrhaftig vorstellen.









Es ist uns schon bewusst, dass es zäh wird durch Bogota durchzukommen. Doch dass wir 5 ½ Stunden benötigen, damit haben wir nicht gerechnet. Wir möchten nur eine Großstadt in Kolumbien besichtigen, nämlich Medellin, welches wir uns im nächsten Jahr auf der westlichen Route durch Kolumbien vornehmen. Doch Bogota brennt ich schon nur durchs Durchfahren ins Gedächtnis. Egal wie weit außerhalb wir die Route abstecken, wir tangieren diese Millionen-Metropole. Nun stecken wir drin, gelangen auf der großen Hauptverkehrsader von einem Stau in den anderen, meist durch Unfälle, Spurverengung, Drängler und Baustellen verursacht. Zum Glück liegt Bogota auf 2600 m Höhe und die Temperaturen sind einigermaßen erträglich. Wir müssen immer achtsam sein, denn die Fahrweise speziell der Bus- und Mopedfahrer ist haarsträubend. Permanentes ausgebremst werden und Hineindrängeln gehört hier zur Verkehrsordnung. Wir sind erleichtert, dass wir es durchgeschafft habe und können an einer großzügigen jedoch lauten Tankstelle sicher übernachten.





Zur Tatacoa- Wüste gibt es kurz nach La Palmita eine Abkürzung von 80 km, doch es geht dabei über einen Fluss mit einer Fähre und es ist fast ausschließlich Piste. Wir entscheiden uns dafür, denn zwei Einheimische bestätigen uns, dass wir es mit Emma schaffen können. Auf der Strecke mit Reisfeldern und den schönen Anden kommen wir in La Victoria am Museo de Historia Natural de la Tatacoa vorbei. Hier, fast im „Nirgendwo“ interessiert uns dieses 2021 neu eröffnete Fossil Museum. Und es besitzt tatsächlich die größte Fossil Sammlung ganz Kolumbiens. Es wurde von einem amerikanischen Astronaut gesponsert und von einem Paar unterstützt, dass die Tatacoa Wüste ins Herz geschlossen hat. Auch der Guide ist Feuer und Flamme, sprüht vor stolz, weil sein Großvater und Bruder bei den Ausgrabungen mitgewirkt haben. Es ist ein Genuss, mit seiner Begeisterung durch die Mikroskope blicken zu können und das Farbenspiel der Mineralien zu entdecken, Fossilien anzufassen und die riesigen Millionen von Jahre alten versteinerten Tiere wie Kaimane, Riesengürteltiere und Riesenschildkröten zu betrachten. Wirklich sehenswert!









Vor 5 Millionen Jahren befand sich hier ein Sumpfwald oder Meer, übrig gebliebene versteinerte Überreste von Tieren die wir im Museum begutachten konnten. Nun stehen wir in einer rot, Ocker und graugefärbten Wüste, was ebenso zu den Anden gehört. Könnt ihr euch vorstellen, dass es eine Wüste in den Anden gibt? Beeindruckende 7500 km ziehen sich die Anden als längstes und abwechslungsreichstes Gebirge durch Südamerika. Wir werden von der niederschlagsarmen Wüste bis zum ewigen Eis und Schnee der Sechstausender auch riesige Hochebenen und brodelnde Vulkane finden. Und hier die große Tatacoa -Wüste „Desierto de la Tatacoa“, die von den Indigenen Klapperschlange genannt wird, gehört zum trockenen Andenteil auf 430m Höhe. Es fällt nur vereinzelt Regen, 1000 mm pro Jahr mit einer Durchschnittstemperatur von 28 Grad.
Was macht diese Wüste besonders? Durch die Erosion wurde in die Landschaft bizarre Formen in die Canyons gefressen. Felskegel und -nadeln ragen heraus und falten schlagen sich in die Landschaft wie griechische Gewänder. Wir wandern bei 34-37 Grad über die angelegten Pfade, irren durchs Labyrinth und entdecken wieder neue Pflanzen und Vögel. Trotz der Hitze bleiben wir hier zwei Nächte und freuen uns auch über die vielen Einheimischen, die nicht nur die Wüste als fotogen empfinden, sondern ebenso unsere Emma.














Über schöne Anden-Bergstraßen und dem Rio Magdalena entlang gelangen wir auf 887m Höhe in Huila an den Aussichtspunkt Matambo. Unter uns breitet sich das herrlich grüne Tal aus, der Fluss Magdalena mäandert in den aufgestauten See, der sich von hier oben bilderbuchmäßig in die Landschaft passt. Der Rio Magdalena mit seinen 1612 km Länge, der in Barranquilla im Norden Kolumbiens seinen Lauf nimmt und sich durch ganz Kolumbien bis ins Karibische Meer zieht, begegnet uns immer wieder auf dem Weg in den Süden.
Viele kreative Aussichtsplätze wurden an diesem Ort geschaffen, dabei haben uns das Vogelnest und die Hände mit perfekter Fotoplattform am besten gefallen. Auch Hängematten und Schaukelstühle laden zum Verweilen ein. Ein schöner Platz mit fantastischer Aussicht.




San Agustin ist ein geheimnisvoller Platz auf 1725m Höhe und es zählt seit 1995 zum UNESCO- Weltkulturerbe und zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten Kolumbiens. Wir erreichen den Campingplatz von Pablo „La Cumbre del Macizo“ über eine sehr steile und vor allem enge, einspurige, jedoch betonierte Straße. Zum Glück kommt uns keiner entgegen und wir können auf seiner Wiese ohne große Spuren zu hinterlassen ruhig stehen. Sehr idyllisch in der Natur. Der Ort und die archäologische Stätte sind zu Fuß erreichbar.







Was finden wir hier in diesen grünen Hügeln? 5000 Jahre Geschichte, denn hier bestand in präkolumbische Zeit eine Zivilisation, die San Agustin als Zeremonienstätte nutzte und mindestens 300 teilweise riesige aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen sowie Grabanlagen und Erdwälle schuf. Der Archäologische Park ist herrlich angelegt. Auf bemoosten feuchten mit runden Kieseln gelegte Steinwegen gelangen wir durch einen sekundären Regenwald zu verschiedenen Mesitas, Plätze mit Gräbern, Grabhügeln und Wächtern davor, Schamanen, die beeindruckenden Skulpturen „El Obispo“ (Bischof) ein Uhu der eine Schlange um krallt (Machtsymbol?) sowie ein Dreieckiger Kopf mit Blick in den Osten. Die Grabstätten wurden so errichtet, dass sie vor Blicken verborgen blieben. Es benötigte sicher viel Zeit und viele Personen um die Steine zu sammeln, zum Standort zu transportieren und Statuen zu behauen. Diese Grabstätten wurden später mit Erde bedeckt, wodurch kleine Hügel entstanden und von Vegetation verdeckt wurden.











Wir gehen durch den knarrenden Bambuswald in ein Tal zur „Fuente Ceremonial de Lavapatas“. Dieser Platz hat für uns eine besondere Ausstrahlung. Das felsige Flussbett verbreitert sich hier und in das Gestein sind Rinnen, Abbildungen von Tieren wie Schlangen eingemeißelt. Es erinnert uns an eine Landkarte und wird mit dem darüber fließenden Wasser mit Leben und Bewegung erfüllt. Von der überdachten Bambusbrücke haben wir den besten Blick, auch auf einen gefiederten Freund Mormot (hihi) und genießen die kurze Regenpause.
Die gesamte Gegend ist notorisch verregnet, deshalb sind wir mit Regenschutz gut vorbereitet.


ein felsiges Flussbett mit Abbildungen von Amphibien, Schnecken, Salamandern und Schlangen


Es geht steil bergauf zum Alto Lavapatas 1750 m Höhe und mit der ältesten Ansammlung des Parks. Leider hängen die Regenwolken so tief, dass wir die sicher fantastische Aussicht verpassen. Doch alles in allem ist dieser Park ein sehr lohnenswerter Ausflug in die Geschichte Kolumbiens.








Auch der Ort gibt an fast jeder Ecke seine bedeutende Geschichte wieder. Wir schlendern mehrmals durch die oftmals sehr steilen Straßen und kehren in einer traditionellen Küche gerne ein.

Eine schöne Tour von 17 km und 600 Höhenmetern bewältigen wir in 3 ½ Stunden, um die farbigen Wächter in El Purutal zu besichtigen. Tatsächlich ist die Naturfarbe der rot/ gelben Harze noch sichtbar und wurde erst in den 1980er Jahren offiziell entdeckt. Die Statuen sind mit einem Dach großzügig geschützt und die an ihnen haftenden rot, gelb, weiß und schwarzen Farbreste mögen hoffentlich noch viele weitere Jahrzehnte an ihnen haften bleiben. Die Sonne meint es heute gut mit uns und verwöhnt uns nach dem gestrigen Regentag. Wir laufen weiter zum La Chaquira Aussichtspunkt und müssen so manch tiefmatschigen Weg bezwingen. Von hier können wir die in rohe Steinbrocken gemeißelte Reliefs bewundern. Ein Mann mit Federkrone, der Jaguarschaman und eine Frau. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um die Darstellung eines Sonnenkultes handelt. Ein angelegter Treppenweg führt uns auf Aussichtsplattformen mit einem fantastischen Blick auf die Schlucht des Rio Magdalena. Wir kommen genau rechtzeitig in unserer Emma an, bevor ein extremer Regenguss niedergeht. Nun ist die Wiese von Pablo mit Pfützen durchtränkt.




zu den erst in den 1980ern Jahren entdeckten farbigen Wächtern




Zwischen den Anden und dem Amazonasgebiet führt eine kurvenreiche Straße durch den Dschungel. Was will uns sein Name wohl sagen? „Trampolin de la Muerte“ Sprungbrett des Todes, da wird es einem schon vom Namen allein ganz mulmig. Sie gilt als eine der gefährlichste Straße der Welt und erzählt auch eine Geschichte der Konflikte und des Staatsaufbaus in Putumayo. 80 km mit 18 Kurven pro Kilometer, eine einspurige 3 Meter breite unbefestigte Straße. Der Staub verwandelt sich auf dem instabilen Gelände zu Schlamm. Zwischen 600 Metern in Mocoa steigt die Straße auf 2800 Metern an, dazu präsentieren sich furchterregende Abgründe. Wir wissen, es ist Regenzeit und es kann auch zu Erdrutschen kommen. Doch Landschaftlich soll diese Strecke ein Highlight sein und wir erkundigen uns nach der Fahrbarkeit. Die Durchfahrt wird uns bejaht und die Wetterprognosen liegen sind auch nicht so schlecht. Also entscheiden wir uns für diesen Pass des Todes. Doch vorher erleben wir noch die Braunhaubenstirnvögel beim Balzen, Nestbau und Füttern der Jungen. Ein Baum ist mit Nestern der Vögel geschmückt und wir können das lautstarke Spektakel beobachten.



Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Es wird auch kein Todessprung oder ähnliches, doch dass es auf einer einspurigen 3m breiten Piste mit Gegenverkehr eng wird, damit rechnen wir. Mit dem Wetter haben wir mehr Glück als erwartet und das in der Regenzeit. Wir haben zwar Wolken und hin und wieder Nieselregen doch wir haben herrliche Ausblicke auf grün, grün und nochmals grün. Durch die Regenfälle gibt es oft Erdrutsche und Straßenkanten brechen weg. Doch die Strecke ist gut geschottert und mit Leitplanken und provisorischen Absperrungen gesichert. An manchen Stellen ist der Weg so schmal, dass auch die Stöckchen mit den gelben Absperrbändern nichts nützen würden.
Wir haben jedenfalls das Gefühl, dass viele Einheimische diese Straßenverbindung als Osterausflug nutzen. Sogar ein VW Beagle und unglaublich viele andere Fahrzeuge kommen uns entgegen, kaum zu glauben. Oft bilden sich lange Fahrzeugschlangen hinter uns. Es wird sehr eng an den Ausweichstellen und Millimeterarbeit ist nötig.









Nach 5 Stunden für 80 km kommen wir in Sibundoy auf 2150m Höhe an. Es ist ein Inka-Dorf und besteht seit 1492. Nun wird es von den Nachfahren der modernen Inga bewohnt. Der Ort ist mit schönen Murals und Holzschnitzereien im Park, welche die Inka- Mythologie und Tradition wiedergeben, geprägt. Wir stehen exponiert auf dem Platz vor der Kirche. Einige Einheimische interessieren sich für uns und Emma und sie sind alle sehr freundlich und wohlwollend. Der Platz füllt sich vor der Kirche und in der Kirche. Wir befinden uns mittendrin und dürfen das bunte Miteinander erleben.











3260 m ist die höchste Passstelle nach Pasto, allerdings auf geteerter Straße. Genau auf der Passhöhe ist ein militärischer Kontrollposten. Wir werden von sehr jungen Männern mit Maschinengewehren ausgestattet kontrolliert. Sie sind neugierig, möchten die Emma innen betrachten und die Papiere sowie Führerschein sehen. Es hinterlässt ein seltsam beklemmendes Gefühl, denn für uns sind es noch Jungs mit äußerst gefährlichen Waffen.


Das einzige was wir auf den Strecken und Wanderwegen in Kolumbien bedauern ist die Anzahl der Begegnungen mit der Tierwelt, die Vogelwelt jedoch ausgeschlossen, denn Kolumbien besitzt 1876 Vogelarten, mehr als in Europa und Nordamerika zusammen. Wir hoffen noch auf Erlebnisse mit Ameisenbären, Gürteltiere und andere Spezies, wer weiß wann sie uns über den Weg laufen. Wir sind gespannt.
Unser letztes Ziel 10 km vor der ecuadorianischen Grenze ist das Santuario de Nuestra de Las Lajas „Wallfahrtsstätte Unserer Lieben Frau von Las Lajas“. Wir können an der Telegrafico de Las Lajas stehen und mit der modernen Gondel in das 350m tiefere Tal und in die Schlucht gleiten.
Diese beeindruckende Kirche und Pilgerstätte wurde 1916 im neogotischem Stil erbaut und 1949 fertiggestellt. Zuvor stand an dieser Stelle eine Kapelle. Tatsächlich wurde sie anlässlich überirdischer Ereignisse errichtet, die sich hier in der Gegend zugetragen haben soll. Es ist ein Wunderwerk der Architektur und zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher in seinen Bann, auch uns.
Deren Bau geht zurück auf ein fast 300 Jahre altes Wunder, einer Heiligen-Erscheinung. An diesem Ort 100 m über dem Guitara-Fluss ereigneten sich sogleich mehrere Wunder hintereinander, denn eines Tages war genau an dieser Stelle eine Frau unterwegs die von einem gewaltigen Sturm überrascht wurde. Verängstigt flüchtete sie sich in eine Höhle und betete zu ihrer Schutzpatronin, der Senora del Rosario. Sie fühlte als spräche jemand mit ihr und berührte ihre Schulter, was sie noch mehr in Angst versetzte. Wenige Tage später passierte dieselbe Frau mit ihrer taubstummen Tochter Rosa dieselbe Stelle, als bei der Höhle von Guaitara ihre Tochter plötzlich zu sprechen begann: „Mami, hier ist eine weiße Frau mit einem Kind auf ihren Armen!“. Rosa verschwand eines Tages und wurde von ihrer Mutter in der Höhle gefunden. Diesmal sahen sie beide die Jungfrau und ihr Kind. Eines Tages wurde ihre Tochter Rosa schwer krank und starb. Die trostlose Mutter betete nun erneut zur Jungfrau, sie möge ihre Tochter wiedergeben. Und tatsächlich erwachte das Kind wieder zum Leben. Überglücklich erzählte die Mutter allen im Ort Ipiales von dem erneuten Wunder. Alle machten sich auf den Weg zur Höhle, helles Licht erstrahlte der Überlieferung nach aus der Höhle und ein Abbild der Heiligen sei in den Felsen zu sehen gewesen. Wegen dieser Begebenheiten wurde bereits wenig später mit dem Bau der ersten Kirche am Ort begonnen.
Wir sind sehr beeindruckt von diesen mächtigen Bögen, die sich über die Schlucht spannen und dem Anblick der Kirche die sich fast wie einem Fantasy- Film entflohen in die Schlucht schmiegt. Von Pilgern entzündete Kerzen, kleine Altare, musizierende Engel, ein Engelsbrunnen der heiliges Wasser spendet, sowie die Heilige Frau die mit ihrem Kind ganz in Gold erstrahlt, verleihen dem Platz einen märchenhaften Zauber.









Nachts wird sie beleuchtet und wir fahren ein weiteres Mal mit der allerletzten Gondel ins Tal, um das Farbenspiel das auf die Fassade der Kirche gestrahlt wird zu genießen. Ein besonderer Platz und absolut lohnenswert.




Wir verabschieden uns nun von diesem Ort der Wunder bei euch für eine längere Zeit, denn nach fast 11 Monaten steht mal wieder ein Heimaturlaub an. Wir freuen uns riesig darauf unsere Kinder, Mütter, Familie und Freunde zu sehen, zu umarmen und viel Schönes mit ihnen zu erleben. Unsere weitere Reise haben wir der Trockenzeit im Amazonas angepasst. Doch zuallererst kümmern wir uns vor unserem Abflug um unsere Emma. Die Lichterorgel im Armaturenbrett hat nun weitere Lichter dazubekommen, darunter ein Motorensymbol mit erhöhtem Stromverbrauch, was uns doch unruhig stimmt. Nichts mehr mit „einfach weg-ignorieren“. Nun müssen wir in die Werkstatt. Zudem zieht der Motor nicht mehr und wir kriechen und ruckeln mit 20-30km/h die Pässe hoch. Ob die Fehlersuche in Ecuador gelingt, das erfahrt ihr in unserem nächsten Blog.
Wir würden uns jedenfalls sehr freuen, wenn wir euch weiterhin als Mitreisende begrüßen dürfen. In diesem Sinne euch alles Gute und bleibt gesund und zuversichtlich.
